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Eli Preiss

Paul Härting

Rastlos & auf der Suche: Eli Preiss’ zweites Album „b.a.d.“

Auf ihrem zweiten Album „b.a.d.“ lässt die Wiener Musikerin die gamifizierte Welt hinter sich und geht in sich. Das ist ehrlich und dystopisch, hat aber auch seine Turn-Up-Momente.

Von Melissa Erhardt

Nicht einmal ein Jahr ist es her, seit Eli Preiss ihr Debütalbum „LVL UP“ herausgebracht hat. Ein Deep Dive in die Gamingwelt war das, vom „Regenbogen-Boulevard“ bis hin zur „Glühheißen Wüste“ sind da alle möglichen Mario-Kart-Referenzen aufgeflackert und haben uns instant in das surreale Nintendo-Universum zurück gebeamt, das sich so hartnäckig in unser Bewusstsein eingebrannt hat.

Diese Welt lässt die Wiener Musikerin auf Album Nr. 2 hinter sich: „b.a.d.“ ist das Ankommen im Hier und Jetzt, der Weltschmerz, der brodelt, die Gedanken, die rasen. Rastlos und auf der Suche: Das trifft es wahrscheinlich ganz gut.

Bewusstseinsaufbauende Downs

b.a.d., der Albumtitel, steht für bewusstseinsaufbauende Downs. Tiefpunkte also, die zu mehr Klarheit, mehr Bewusstsein führen: „Oft ist man so passiv, dass man das Gefühl hat, es passieren einem Sachen und man denkt sich vielleicht: Ich hab so viel Pech und ich bin so unglücklich“, erzählt Eli Preiss im FM4-Interview über den thematischen Faden, der sich durch das Album zieht. „Man sieht das einfach sehr negativ. Aber wenn man sich vielleicht anschaut: Was möchte mir vielleicht, unter Anführungszeichen, das Universum gerade sagen? Was kann ich daraus lernen? Also ich finde jeder Tiefpunkt im Leben ist eigentlich irgendwo eine Bereicherung“.

Elis Vocals legen sich auf „b.a.d.“ über minimalistische Beats, manchmal clubbiger Richtung D’n’B und Flex, manchmal darker Richtung The Weeknd und Kelela. Ihre inneren Kämpfe stehen in einem dauernden Wechselspiel mit den äußeren Happenings: Klimakrise, Hyperperformativität & Selbstinszenierung, Schnelllebigkeit und Dauerbeschallung. Der Versuch, sich da durch zu navigieren, ohne verloren zu gehen – und vor allem, ohne sich selbst zu verlieren – den zeichnet Eli ziemlich gekonnt nach, etwa auf „Gen z“ oder „Was ist der Prei$$“, der jüngsten Single des Albums. Dafür hat sich die 25-jährige von philosophischen Texten inspirieren lassen, allen voran der Frage, was es eigentlich bedeutet, ein guter oder „richtiger“ Mensch zu sein:

Eli Preiss

Jessie Way

„b.a.d.“ erscheint am 21. April. Produziert wurde das Album von Matt Mendo, Tschickgott, Melik, 2woeazy und prod.suki.

„Habgier, Wollust, Hochmut: Diese ganzen Sachen fand ich irgendwie interessant, weil ich schon das Gefühl hatte - wie soll ich sagen - Es ist wie wenn dir ein Leckerli angeboten wird, das mit einem Preis kommt. Es ist so: Nimm das, schau wie gut sich das anfühlt. Für mich persönlich fühlt sich das aber nie so tausendprozentig richtig an, wenn es zu viel wird“.

Der Blick nach außen, auf die Welt, auf ihre eigene Generation, reflektiert dabei aber immer auch auf sie zurück. Sie nimmt sich selbst nicht heraus, wenn sie gesellschaftliche Zustände kritisiert, „disst“ sich quasi selbst. „Ich glaube, dass es jeder Person klar sein sollte, dass man, wenn man sagt: Die Gesellschaft hat das Problem oder Sexismus ist das Problem, dass man immer dazu gehört. Und das ist auch so eine Realisation, die ich erst in den letzten zwei Jahren hatte“, so die Musikerin im Interview.

Selbstbewusste Statement-Tracks und Y2K-Vibe

Es wäre aber natürlich kein Eli Preiss Album, wenn das Ganze nur düster und ernst wäre. Das war zwar der ursprüngliche Plan, aber: „Ich hatte dann ein paar Skizzen vom Album und die waren dann einfach ein bisschen zu düster, wo ich mir dachte: Bro, die Leute werden denken, ich bin komplett am Arsch“, sagt sie und lacht.

Und so sind dann eben doch noch Songs wie „Konzentrier dich“ oder „Uff nein“ auf „b.a.d.“ gelandet: Ersterer eine kleine 00er-Jahre-Perle, die zeigt, wie unermüdlich Eli in den letzten Jahren an ihren Vocals gearbeitet hat, zweiterer das einzige Feature auf dem Album mit Donna Savage: Ein selbstbewusster Statement-Track über Roots und Lifestyle der beiden, scharfe Seitenhiebe auf die Rap-Szene inklusive. Ein Duo, auf das es sich mehr als gelohnt hat zu warten.

Mit einem Bein in der Zukunft

Was auf dem Album vielleicht am meisten überrascht, ist das Intro. Eli ist da erstmals auf einem organischen Soundbett zu hören: Keine klackernden Hi-Hats, keine wummernden Bass-Drums, nur ein weiches Piano und Streicher. Etwas, das an ihren grandiosen Auftritt mit dem WDR-Funkhausorchester am 8. März erinnert.

„Ich wollte mit Matt eine Art Psychose schaffen", so Elli zu dem Track. "Ich dachte mir: Was ist oft in Horrorfilmen der ruhige Moment vor dem Sturm, quasi bevor es ekelhaft losgeht? Und das ist oft so irgendeine Fifties Musik, wo eine Frau schön singt, vielleicht Ella Fitzgerald oder so, ein bisschen jazzig. Dann waren wir so: Okay, wir wollen von so einem richtig schönen, wohligen Vibe ins Darke übergehen“.

Auf die Frage, ob dieser organische, analoge Sound etwas ist, was sie noch ausgiebiger erkunden wollen würde, antwortet sie: „Also wir reden ja jetzt über ein Album, das erst kommt. Ich mag jetzt gar nicht so viel verraten, aber ich bin schon eine Person, die nichts zufällig macht. Meine Intros und Outros geben schon immer so ein bisschen einen Hint. So viel kann ich sagen.“

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