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"Evil Dead Rise" Filmstills

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FILM

“Evil Dead Rise”: Der Horror geht weiter

Von einer Hütte im Wald in ein Hochhaus in Los Angeles: Im neuesten Teil der überdrehten Splatter-Saga tanzt der Teufel im urbanen Setting.

Von Christian Fuchs

Auch in diesem Film ertönen sie, die beschwörenden Sätze aus dem Necronomicon, dem Buch der Toten. Sätze, die einen uralten Fluch auslösen und eine dämonische Wesenheit erwecken, die aus Menschen grinsende Zombie-Kreaturen macht. Der Schauplatz des Grauens ist aber nicht eine klapprige Hütte im Wald, die wir aus vorigen „Evil Dead“ Filmen kennen. Sondern ein düsteres Hochhaus in Los Angeles, genauer gesagt eine Wohnung in dem alten Gebäude.

Tatsächlich ist „Evil Dead Rise“ als schauriges Kammerspiel fast zur Gänze in dem besagten Appartement angesiedelt. Das hat einen Hauch von Lockdown-Kino und wirkt oft reichlich kulissenhaft. Wie das Buch der Toten zu einer alleinerziehenden Mutter und ihren Kindern kommt, darf wiederum storytechnisch als haarsträubend bezeichnend werden.

Aber stringente Drehbücher waren noch nie der Stärke der „Evil Dead“ Filme. Seit Sam Raimi Anfang der 80er mit Freunden ein absurd blutiges Splattermovie namens „Tanz der Teufel“ drehte, geht es um Schocks. Absurde, komische, eklige Momente, die an die Höhepunkte einer Geisterbahn erinnern. Und davon hat dieser neue Film genug.

So grausig, dass es lustig ist

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Sam Raimis Originaltrilogie mutierte rasch von der hysterischen Kunstblut-Operette hin zum Slapstick-Horror. Vor zehn Jahren versuchte dann ein Remake des hispanischen Regisseurs Fede Alvarez sich dem Necronomicon auf grimmig ernste Weise zu nähern. Gleichzeitig führte eine klamaukige Serie die Reise von „Evil Dead“-Ikone Ash alias Bruce Campbell zu einem würdigen Ende.

Mit seinen drei “Evil Dead“ Filmen hat der spätere „Spider-Man“ Regisseur Sam Raimi Horrorgeschichte geschrieben. Besonders der extrem billig gedrehte erste Teil, im deutschen Sprachraum als „Tanz der Teufel“ berüchtigt, machte Raimi 1981 zum Angriffspunkt für Zensoren und Jugendschützer. Heute wirken die damaligen Splattereffekte fast schon niedlich und es braucht härteren Stoff für die Fans. „Evil Dead Rise“, der neue Film der Reihe, zeigt einen Zombieausbruch in New York, Sam Raimi hat nur produziert.

Im neuen Film von Regisseur Lee Cronin wirkt die Mischung nun ausgewogen. „Evil Dead Rise“ ist so grausig, dass es schon wieder lustig ist. Uns wird kurz eine sympathische Familie vorgestellt, die fast nur aus Frauen besteht. Ausgerechnet der kleine Bruder, ein Hobby-DJ, schleppt das tödliche Buch heran. Minuten später ist aus der Mama, einer coolen Tattoo-Künstlerin, ein geiferndes Monstrum geworden.

Schon die überwältigende Titelsequenz, die an Stadionrock-Blackmetal erinnert, gibt den sinistren Ton an. „Evil Dead Rise“ ist Mainstream-Horror auf einem heftigen Level. Gegen den Härtegrad der Neuauflage wirkt das Original wie ein charmanter Beitrag aus dem Kasperltheater.

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Kleine Veteranen-Beobachtung: Einen solchen Film hätte man zur Zeit des einstigen „Tanz der Teufel“ definitiv zensiert, indiziert, verbannt, er wäre bestenfalls als verwaschene Kopie in Splatterfan-Kreisen kursiert. Heute könnte er zum Schlüsselfilm für die GenZ werden, der Gänsehaut-Türen öffnet. Ein teuflisches Vergnügen im Kino bitteschön!

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