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Jessamyn Stanley - Every Body Yoga - Yoga für alle - Buch

Jessamyn Stanley

buch

Jessamyn Stanley und ihr Yoga für alle

Das moderne Yoga hat ein sehr eindeutiges, hauptsächlich weißes und bürgerliches Image. Dadurch fühlen sich viele in der Yoga-Welt fehl am Platz - das möchte die US-amerikanische Yoga-Lehrerin Jessamyn Stanley ändern.

Von Livia Praun

Wenn man an Yoga denkt, denkt man an gelenkige, schlanke Menschen, die sich in die verschiedensten Haltungen verrenken, dabei gleichzeitig auch ruhig atmen und tiefenentspannt sind und noch dazu mit ihrer Seele in Verbindung stehen.

Als Jessamyn Stanley das erste mal Yoga gemacht hat, lief es ganz anders ab:
„Jede Körperhaltung erschien mir unmöglich, selbst das Sitzen mit gekreuzten Beinen.“ Körperlich war die Yoga-Einheit komplett überfordernd für sie, dazu kam auch noch, dass sie „eine der einzigen Schwarzen und sicherlich auch eine der einzigen Dicken“ war, weshalb sie sich sehr fremd gefühlt hat. So war also Jessamyn Stanleys erste Yoga-Erfahrung – also alles andere als bestärkend und inspirierend.

„Ich bin gegangen und wusste, dass ich das nie wieder machen will. Ich habe es so sehr gehasst.“

Jessamyn Stanley - Every Body Yoga - Yoga für alle - Buch

Löwenzahn Verlag

Every Body Yoga - Yoga für alle ist in der deutschen Übersetzung von Miriam Chebaibai Koch am 3.4.2023 beim Löwenzahn Verlag erschienen. 216 Seiten.

Wie fange ich an?

Ihrer Erfahrung nach geht es vielen so, wenn sie Yoga zum ersten Mal ausprobieren. Erst viele Jahre später hat sich die US-Amerikanerin wieder an Yoga herangetraut und es dann auch lieben gelernt. Dabei haben ihr vor allem Online-Klassen und das Praktizieren in den eigenen vier Wänden extrem geholfen.

Zu Hause Yoga machen, das würde sie auch allen Anfängern und Anfängerinnen empfehlen: „In einem Gruppenkurs denkt man darüber nach, was der Lehrer denkt, was die Person neben mir denkt. Trage ich die richtigen Klamotten? Mache ich das, was alle anderen auch machen? Und all das lenkt so sehr davon ab, die Praxis wirklich zu leben.“

Jessamyn Stanley teilt jetzt schon seit über zehn Jahren Bilder und Videos von ihrer Yoga-Praxis auf sozialen Netzwerken und ist damit sehr erfolgreich. Mittlerweile hat sie beinahe 500.000 Follower auf Instagram, eine eigene Yoga-App mit Online-Kursen und auch schon zwei Bücher veröffentlicht. Neben Haltungen und Flows geht es bei ihr viel um Atemübungen, Meditation und aber auch um ganz persönliche Themen: „Beim Yoga geht es nicht nur um die Körperhaltungen. Über Trauer zu sprechen, über Unbehagen zu sprechen und über Angst zu sprechen, das ist auch Yoga.“

Deswegen ist es für sie wichtig, als Yoga-Lehrerin auch wirklich ehrlich darüber zu sein, wie der Yoga-Prozess für sie aussieht. In ihrem Buch „Every Body Yoga“, das im April 2023 in der deutschen Übersetzung erschienen ist, geht es etwa neben den Basics der Yoga-Haltungen und -Flows auch viel darum, wie sie ihren Weg zum Yoga gefunden hat, was es ihr bedeutet und wie es ihr in ihrem Leben hilft.

„Yoga ist für alle und JEDEN KÖRPER zugänglich. Du musst weder dünn noch dick sein. Du musst keinen spezifischen Hautton haben oder dich zu einer speziellen Diät verpflichten.“ - Jessamyn Stanley

Jessamyn macht kein Intense Yoga, kein Fatburning Yoga, kein Yoga-Pilates-Full Body Workout. Bei Yoga sollte laut Jessamyn der Fokus nicht darauf liegen, wie der Körper dabei aussieht, wie viel Kalorien man verbrennt oder wie viele Muskeln man aufbaut. Viel wichtiger ist für sie, dass man sich dabei gut fühlt. In ihren Videos weist sie bei fast jeder Übung auch auf leichtere Alternativen hin und fordert die Zuschauer und Zuschauerinnen dazu auf, es so zu machen, wie sie wollen. Damit will sie letztendlich Yoga auch denen züganglich machen, die sich zuvor vielleicht nicht willkommen gefült haben, etwa dicke Menschen, alte Menschen oder Menschen mit Behinderungen.

Jessamyn Stanley - Every Body Yoga - Yoga für alle - Buch

Cosmopolitan

Yoga hat Jessamyns Leben insgesamt stark positiv beeinflusst. Es hat ihr zum Beispiel auch dabei geholfen, sich weniger Gedanken und Sorgen um das eigene Aussehen zu machen: „Yoga erlaubt mir zu sehen, dass mein Körper ein Werkzeug, ein Geschenk und eine Chance ist und dass mein Körper keine Last ist. Und es hilft mir zu verstehen, dass mein Körper nur mir gehört, er gehört niemandem sonst. Und ich muss mich auch nicht für ihn entschuldigen.“

„Manchmal fangen wir gar nicht erst an, weil wir denken: Ich kann es nicht gut, also versuche ich es gar nicht erst.“

Obwohl sich durchaus auch wegen der sozialen Medien in den letzten Jahren sehr viel in der Yoga-Welt geändert hat, gibt es für Jessamyn Stanley noch immer Einiges zu verändern. Neben mehr Repräsentation und mehr Diversität braucht es dafür auch, dass man eventuell auch die Erwartungen an sich selbst etwas hinunter schraubt und sich mit kleinen Fortschritten zufrieden gibt: „Wenn man zum Beispiel einen Marathon laufen will, ist es ein guter Anfang, wenn man zum Briefkasten geht. Wenn du stundenlang Yoga üben willst oder einen Kopfstand können willst, übe einfach Corpse Pose oder Childs Pose. Nichts ist jemals zu klein.“

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