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Brendan Fraser im Melodram „The Whale“. 

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„The Whale“ lässt Tränen fließen

„The Whale“ konfrontiert einen mit einem brutalen Voyeurismus und seinen eigenen Vorurteilen. Doch wer sich auf die Gefühlswelt von Charlie einlässt, erlebt Tiefgang, Menschlichkeit und jede Menge Tränen des Mitgefühls im Kinosaal. So umstritten der neue Film von Regisseur Darren Aronofsky auch ist, das Comeback von Brendan Fraser ist ein Ereignis, das einen mit Gänsehaut zurücklässt.

Von Alina Schaller

Ein 270kg schwerer Mann sitzt in einem leeren, abgedunkeltem Appartement und stirbt fast an einem Herzinfarkt. Unter Röcheln und Keuchen liest der Englischlehrer Charlie ein letztes Mal seinen Lieblings-Essay über „Moby Dick“. Es ist der Anfang vom Ende.

„The Whale“ erzählt die Geschichte eines stigmatisierten und schambehafteten Menschen, der vereinsamt und abgeschieden am Rande der Gesellschaft lebt. Abgesehen von ein paar humorvollen Lichtblicken ist „The Whale“ ein tragischer, schockierender, aber auch unglaublich berührender Film. Charlie ist krankhaft übergewichtig. Er handelt selbstzerstörerisch und scheint sich ständig für seine Existenz entschuldigen zu müssen.

Der Film wurde im Vorfeld vielfach für seine Darstellung eines massiv übergewichtigen Mannes kritisiert. Doch lehrt uns der Film auch Vorurteile beiseite zu lassen. Denn hinter Charlies riesiger Fassade steckt ein liebenswürdiger Mensch. Nicht nur seine großen, blauen Augen berühren; auch die Art und Weise, wie er jeden Tag den Vogel vor seinem Fenster füttert. Ebenso liebevoll, wie auch verzweifelt sucht er die Nähe zu seiner entfremdeten Tochter Ellie.

Interviewpodcast

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Ein ausührliches Interview mit dem Regisseur Darren Aronofsky gibt’s im FM4 Interviewpodcast.

Wenn Regisseur Darren Aronofsky davon spricht, dass sein neuer Film „an exercise in empathy“ sei, versteht man was er damit meint. Je länger man Charlie auf der Leinwand zusieht, desto mehr schließt man ihn in sein Herz. Es ist die Geschichte eines gequälten Menschen, den etwa das Aufheben eines Schlüssel vom Boden schon vor eine riesige Herausforderung stellt. Man sollte dabei aber nicht den Fehler machen diese eine Lebensrealität auf alle Personen umzumünzen, die Charlie ähnlich sind.

Ein glorreiches Comeback

Charlie wird von Brendan Fraser verkörpert und er spielt ihn so herzzerreißend, dass es beim Zusehen fast weh tut. Fraser schafft es, dass ein breites Publikum für eine kurze Zeit in Charlies Schuhe schlüpft und erahnen kann, wie es ist, in seiner Haut zu stecken.

Die Resonanz auf Brendan Frasers Spiel unterstreicht seine erfolgreiche Arbeit. Begonnen bei der Premiere bei den Filmfestspielen in Venedig, wo sich der zu Tränen gerührte Charakterspieler seinen verdienten Applaus abholt und damit auf Social Media gleich mal viral geht. Bis hin zu den diesjährigen Oscars, bei denen der Schauspieler die goldene Statue in der Kategorie „Bester Hauptdarsteller“ mit Nachhause nehmen durfte. Seine bescheidene Art macht ihn dann zusätzlich noch zum Sieger der Herzen.

„Movies are empathy machines.

Wir kennen Fraser vor allem noch aus 2000er Actionfilmen, wie „The Mummy“ oder „George from the Jungle“. Mit seinem neuen Film beweist er, dass er die Zeit der oberflächlichen Blockbuster hinter sich gelassen hat. Denn nach jahrelangem Strugglen kann Brendan Fraser nun endgültig sein Hollywood-Comeback feiern.

„The Whale“ ist ab dem 28.4. österreichweit im Kino.

Nicht unerwähnt bleiben dürfen die Schauspielerinnen Hong Chau, die Charlies unentwegte Begleiterin und Krankenschwester Liz spielt, und „Stranger Things“-Star Sadie Sink, die Charlies Tochter Ellie verkörpert. Hong Chau wurde für ihre Leistung ebenfalls für einen Oscar nominiert. Verdient, denn ohne ihre leichtfüßige, humorvolle Energie, würde „The Whale“ wohl in einem schwarzen Loch versinken. Insgesamt, darf man sich die schauspielerische Leistung dieses Ensembles auf keinen Fall entgehen lassen.

Oscar-Preisträger Brendan Fraser

APA/AFP/Frederic J. Brown

Darren Aronofsky ist bekannt für seine düsteren Charakterstudien. Seine bekanntesten Filme sind wahrscheinlich „Black Swan“, „Requiem for a dream“ und „The Wrestler“, die man für ihren schonungslosen und brutalen Blick feiert bzw. fürchtet.

fm4filmpodcast

Radio FM4

Auch die aktuelle Folge des FM4 Film Podcast beschäftigt sich mit dem Film „The Whale“ von Regisseur Darren Aronofsky.

Is it fatphobic?

Das Maskenteam rund um Adrien Morot, mit Judy Chin und Annemarie Bradley wurde trotz viel kritisiertem Fatsuit ebenso mit einem Academy Award ausgezeichnet. Da die Figur Charlie 270kg wiegt und Fraser selbst nicht, waren ein Fatsuit und SFX-Makeup notwendig. Kritisiert wurde, dass Fraser selbst nicht die Erfahrung eines massiv übergewichtigen Menschen hat und am Ende des Drehtages Charlies Körper einfach ausziehen könne. Im Castingprozess wären mit dieser Technik außerdem fettleibige Schauspieler übergangen worden.

Ein anderer Kritikpunkt war die „entmenschlichende“ Darstellung von Charlie als massiv übergewichtigem Mann in „The Whale“. Filmkritikerin Lindy West etwa beschuldigt Regisseur Darren Aronofsky und sein Team „fettfeindlich“ zu sein. Der Regisseur verteidigt sich, dass das Gegenteil der Fall sei und weist darauf hin, mit der OAC (Obesity Action Coalition) zusammengearbeitet zu haben. Er formuliert seine Absichten in einem Interview mit der Los Angeles Times so: “You gotta remember, people in this community, they get judged by doctors when they go to get medical help. They get judged everywhere they go on the planet, by most people. This film shows that, like everyone, we are all human and that we are all good and bad and flawed and hopeful and joyful and sorrowful, and there’s all different colors inside of us.”

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