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Strayed Lights

Embers

Pilgern und Parieren

Das wunderhübsche „Strayed Lights“ schwankt zwischen meditativer Erkundung und sekundengenauem Nahkampf - ein schwieriger Balanceakt.

Von Rainer Sigl

Ich wache auf in einer gigantischen Höhle voller faszinierender Kristalle und Felsformationen, die Welt um mich herum ist in kaltes blaues Licht getaucht. Der einzige warme Farbfleck darin bin ich: ein kleines, orange leuchtendes Wesen, das sich langsam auf den Weg nach draußen macht.

Schon die ersten Momente von „Strayed Lights“ zeigen: Das hier ist ein Spiel, dessen Macher einen besonderen Sinn für Ästhetik und Atmosphäre haben. Das Straßburger Indiestudio Embers liefert einen weiteren Beweis für das alte Vorurteil, dass französische Games einfach ein gewisses Extra an Style mitbekommen. Aber auch abseits der Oberfläche tut sich hier Spannendes.

Gut gekontert

Immer wieder erinnert „Strayed Lights“ besonders in seinen Anfangsszenen an den Indieklassiker „Journey“, und das auch, weil die stimmige orchestrale Musik bei beiden Spielen vom selben Komponisten, dem US-Amerikaner Austin Wintory stammt, und weil beide Spiele ganz ohne Worte auskommen.

„Strayed Lights“ von Embers Games ist für Windows sowie alle aktuellen Konsolen erschienen.

Im Unterschied zur kontemplativen Pilgerreise von „Journey“ geht es in „Strayed Lights“ aber ganz zentral auch sehr actionreich in den Kampf gegen kleine und große Monster. Und da wird’s haarig: Hier gilt es nicht nur sekundengenau zu parieren und zu kontern, sondern zusätzlich auf die Farbe des Angriffs zu achten. Nur Paraden derselben Farbe verhindern, dass ich Schaden nehme und lassen mich Stück für Stück eine Anzeige bis zum Gegenschlag auffüllen. Mit der idyllischen Atmosphäre ist es so ziemlich schnell vorbei.

Strayed Lights

Embers

Eine seltsame Melange

„Strayed Lights“ schafft es nicht ganz, die zwei Seelen in seiner Brust harmonisch zu vereinen: Die entspannte Erkundung seiner tollen Welt, die eigentlich sehr poetisch inszeniert ist, tritt immer weiter hinter die hektischen, zunehmend herausfordernden Kämpfe zurück.

Ein Upgrade-System, das neue Eigenschaften im Kampf erlaubt, bekräftigt den Fokus aufs Gameplay, das - „Sekiro“ lässt grüßen - stark rhythmusbasiert ist und auch noch in Quick-Time-Finishers auf schnelle Reaktionen setzt. „Strayed Lights“ ist wider Erwarten kein Erkundungs-Abenteuer mit Kampfeinlagen, sondern umgekehrt, ein Bossbattler mit opulenter Atmosphäre drumherum. Das ist ein wenig schade - so bekommen nur abgehärtete Spieler:innen mit der nötigen Reaktionsschnelligkeit den Rest dieses schönen Spiels zur Gänze zu sehen.

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