Die FM4 Neuvorstellungen der Woche
Anda Morts - „Wütend“
FM4 Charts: Jeden Samstag von 17 bis 19 Uhr auf FM4 und nach der Sendung online.
Braucht irgendwer noch Gründe, um heutzutage die Nerven wegzuschmeißen und wütend zu sein? Planet kaputt, gesellschaftliche Solidarität stark angeschlagen, Kriege, Katastrophen, und manchmal gibt es auch einfach keinen speziellen Grund für die Wut. Als Katalysator oder Turbobooster dafür, je nachdem, bietet sich jedenfalls die neue Single des Linzer Indie-Punks Anda Morts an. „Ich bin heute wütend und weiß nicht einmal, auf wen“, heißt es darin, stilecht halten Gitarre und Beat es schlicht und nach vorne treibend. Nach zweieinhalb Minuten ist die kleine, gar nicht mal so grantige Wuttherapie auch schon wieder vorbei.
George FitzGerald - „Mother“ feat. SYML
Treffen sich zwei sanfte Seelen in einer Bar. Oder war es im Internet? Der britische Klangfrickler George Fitzgerald jedenfalls hat die US-amerikanische Samtstimme von Brian Fennel alias SYML (der uns kürzlich für eine zauberhafte FM4 Session besucht hat) in ein Bett aus kleinteiligen Synth-Tupfern gelegt, sie mit einem unaufdringlichen Post-Step-Rhythmus bereichert und ihr winzig kleine Vocalglitches spendiert. „Intime Musik zwischen Club und Home Listening“, die wollte Fitzgerald für seine kommende EP „Not As I“ dezidiert schreiben, und dieser seltsame kleine Track namens „Mother“ zeigt, dass ihm das gelungen ist.
Yasmo & die Klangkantine feat. W1ZE - „90er Kind“
Panini-Stickeralben, Prince of Bel Air, MTV, VHS und Mini-Playback-Show, wem diese Begriffe wohlige Erinnerungsschauer über den Rücken jagen, der oder die ist höchstwahrscheinlich in den 1990er Jahren groß geworden. So geht es auch der Rapperin Yasmin Hafedh alias Yasmo, die sich nach ihrer Hit-Kollabo „100 k“ mit Mira Lu Kovacs für ihre neue Singleauskopplung aus dem Album „Laut & Lost“ mit der heimischen Glam-Pop-Aufsteigerin W1ZE zusammentut. Auch wenn früher natürlich nicht alles besser war, so war das Leben damals doch eine Spur mehr „laid-back“ statt „Paychecks“, wie Yasmo für ihre Generation treffend bemerkt; dazu untermalen Trompeten und Flöten die entspannte Stimmung dieses freundlichen Frühlingssongs.
Low Life Rich Kids - „Angst“
In dem Stück „Über Nacht“, derzeit zu sehen im Vestibül des Wiener Burgtheaters, träumt die 16-jährige Protagonistin Sam von einer Band namens Low Life Rich Kids; der in Wien ansässige Musiker Bernhard Eder hat diese Band im Rahmen der Produktion Wirklichkeit werden lassen. Über eine markante Postpunk-Gitarre und ein schepperndes Schlagzeug sprechen die Schauspielerinnen Coco Brell und Mara Romei darin extrem nachvollziehbare Ängste aus, die nicht nur junge Menschen beim coming of age beschäftigen: „Ich hab Angst davor, draußen herumzulaufen, weil ich ja nicht weiß, was die Leute über mich denken könnten. (...) Ich hab Angst, dass ich nirgendwo glücklich werde.“
Publiziert am 06.05.2023
