Wortlautjurorin Eva Scheidweiler

2022 hat Eva Scheidweiler Wortlaut, den FM4 Kurzgeschichtenwettbewerb gewonnen. Damals hat die Grafikerin und zweifache Mutter erzählt, dass sie jedes Jahr genau eine Kurzgeschichte schreibt – die für Wortlaut. Das hat sich geändert.

Von Zita Bereuter

„Ja, ich denke da sehr, sehr oft dran. Das ist schon was, was mich seither begleitet. Zumindest im Kopf begleitet es mich immer wieder“, meint Eva Scheidweiler ein gutes halbes Jahr nach dem Gewinn von Wortlaut, dem FM4 Kurzgeschichtenwettbewerb. „Es hat sich seit dem Wortlaut sehr viel an meinem Schreiben verändert oder an meiner Einstellung zu meinem Schreiben. Und insofern ist das Schreiben fast zu einem täglichen oder zweitäglichen Begleiter geworden und da hat der Wortlaut einen Riesenanteil dran oder eigentlich den Hauptanteil.“

Bis zum Wortlautgewinn war Eva Scheidweiler hauptberuflich Grafikerin. Daneben hat sie zwei Töchter und für das Schreiben war wenig Zeit. Sie hat sich zwar Geschichten ausgedacht, aber aufgeschrieben hat sie jedes Jahr genau eine - die für Wortlaut. Mittlerweile hat das Schreiben für sie einen Zweck bekommen. „Ich habe jetzt das erste Mal die Erfahrung gemacht, dass das, was ich schreibe, tatsächlich wem gefällt. Ich bin da fast ein bisschen ins kalte Wasser gefallen, damit, dass mein Text gelesen worden ist - und relativ öffentlich und breit gelesen worden ist. Und insofern schreibe ich jetzt einfach mehr. Also ich schreibe mit Freude und ich habe das Gefühl, das Schreiben ist nichts mehr, was ich nur so nebenbei ein bisschen im Hintergrund machen soll, sondern es überfällt mich immer wieder in unterschiedlichen Situationen des Tages.“

Trotzdem schreibt Eva Scheidweiler nur „nebenbei“, erzählt sie. Es ist also nicht so, dass sie sich hinsetzt, um ein paar Stunden zu schreiben. „Aber ich schreibe häufiger und ich schreibe mehr. Und ich schreibe mit ein bisschen mehr Konzept.“

Das Notizheft immer dabei

Vor dem Wortlautgewinn lag auf ihrem Küchenblock ein Notizheft, in das sie immer wieder mal nebenbei was notiert hat.
„Geändert hat sich, dass ich das Heft jetzt mit mir herumtrage. Ich lege es mir auch zum Bett, wenn ich schlafen gehe.“ Hat sie früher wöchentlich oder alle 14 Tage mal etwas notiert, so passiert das jetzt täglich mehrfach.

Schreiben ist also im besten Sinn für Eva Scheidweiler selbstverständlich geworden. Gewonnen hat sie 2022 mit der Kurzgeschichte „Drei Hälften“, in der die Erzählerin gleichzeitig zwei von Katastrophen erfährt: die mögliche Diagnose Brustkrebs und eine Affäre ihres Mannes. Diese Figuren beschäftigen Eva Scheidweiler nach wie vor. „An der Geschichte arbeite ich weiter. Das ist eigentlich so mein Hauptprojekt, dass ich diese Geschichte massiv ausbaue.“ Daneben schreibt sie noch einen Text für einen Wettbewerb - darüber will sie aber noch nichts verraten.

Wortlautjurorin

Wettbewerb ist ein gutes Stichwort – heuer ist Eva Scheidweiler auch Wortlaut-Jurorin. Da ist ihr vor allem wichtig, „dass der Text mich anspricht, dass er mich abholt, dass er mich mitnimmt, dass er mich begeistert, dass er mich mitreißt. Und was ich gerade momentan wichtig finde, ist, dass aktuelle gesellschaftliche Themen, vielleicht aktuelle Krisen aufgegriffen und im Idealfall spannend sprachlich verarbeitet werden.“

„scharfe“ Antworten

„Schärfe“ verbindet Eva Scheidweiler hauptsächlich mit Fotografie - das hat sie ja auch studiert. Nicht zuletzt als Grafikerin hat sie sich schon mehrfach an scharfen Buchseiten geschnitten.
Einige Antworten auf Fragen zum Wortlautthema „scharf“:
Worauf bist du scharf? Auf guten Lesestoff
Was war dir mal zu scharf? Das Thaicurry unseres Thailänders ums Eck
Was muss scharf sein? Das Thaicurry unseres Thailänders ums Eck
Was darf nicht scharf sein? Ein Messer, mit dem meine kleine Tochter ihre Gurken aufschneidet
Lieblingspizza: eine Pizza mit Zwiebel, Knoblauch und Chili
Wie schärfst du deine Sinne? Mit guter Musik
Was tust du bei scharfem Wind? Haube. Schal. Drin bleiben.
Worauf möchtest du aufs Schärfste hinweisen? Dass ich sehr, sehr oft meine Ruhe brauche und mich gerne zurückziehe und niemanden sehe.
Ihr Rat an Jungautor:innen: Schreiben. Schreiben. Schreiben. Und nicht zu viel überlegen. Spaß daran haben.