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Deutschrap 2023: Zwischen Straßenlyrics und Ausverkauf

Kein Genre dominiert unsere Pop- und Jugendkultur derzeit so stark wie Hip-Hop und Deutschrap. Warum Deutschrap so fasziniert, warum dahinter ein ganzer Lifestyle steckt und was für Werte da eigentlich vermittelt werden – darum geht es heute in FM4 Auf Laut.

Von Melissa Erhardt

„65 Prozent der Gen Z sagen: Ich bin Hip-Hop“, erzählt Phillip Böndel vor ein paar Tagen im FM4-Interview. Er ist CEO von „The Ambition“, Deutschlands erster Unternehmensberatung für Hip-Hop-Culture. Zusammen mit Gründungskollegen und hiphop.de-Herausgeber Tobias Kargoll berät er Unternehmen dabei, wie sie die Kompetenzen der Hip-Hop-Kultur langfristig für sich nutzen können.

„Unserer Meinung nach wurde in Deutschland immer noch nicht wirklich verstanden, wie viel Potenzial in der Hip-Hop Kultur steckt, sowohl in Sachen Reichweite und Einfluss als auch in Sachen Talent und Kreativität“, erzählt er. „Komischerweise wird Hip-Hop in Deutschland gerne mit Rap verwechselt und wir sagen dann immer: Das ist nicht richtig. Rap ist Teil von Hip-Hop. Hip-Hop ist keine Musikrichtung, sondern ein Lifestyle, eine Kultur. Dazu gehört Kleidung, Kunst, Tanz und Rapmusik genauso wie eine gewisse Sprache, ein gewisses Mindset, eine gewisse Weltanschauung. All das macht diese Kultur aus. Und das müssen Marken und Entscheider eben verstehen.“

Der Deutschrap-Takeover

Was für Deutschland gilt, trifft genauso auf Österreich zu. Heute macht Shirin David Werbung für McDonalds, Money Boy wirbt für Kaufland, ungefähr jeder Rapper und jede Rapperin hat einen eigenen Eistee, ein eigens kreiertes Parfum, eigenen Shisha-Tabak, Kollaborationen mit Sneaker- und Fashion-Brands - die Liste ist lang. Deutsche Popmusikerinnen wie Paula Hartmann oder Nina Chuba spielen mit dem urbanen Stil des Genres und machen Features mit Genre-Legenden wie Haftbefehl oder Modus-Mio-Reiter Luciano, Rapper*innen wie makko, Pashanim, Wa22ermann, Ski Aggu oder badmómzjay prägen eine neue Ära. Wir alle küssen Augen, wir alle machen Para: Hip-Hop-Sprache ist Jugendkultur, genau so wie Prada-Bags, Birkin Bags und Celine Sonnenbrillen.

Vor zwanzig Jahren wäre das alles noch undenkbar gewesen: Damals feierte deutschsprachiger Hip-Hop mit Fanta 4 oder Fettes Brot zwar seine ersten kommerziellen Erfolge, sobald die Sprache aber etwas rougher wurde – Stichwort Aggro Berlin – blieb die Szene in den Subkulturen hängen und wurde vom Mainstream – oft zu Unrecht – auf Drogenverherrlichung und Kriminalität reduziert.

Dann passiert viel: Cro, Casper und die Pop-Rap-Schiene, Haftbefehl und der „Azzlak Stereotyp“, Yung Hurn, LGoony, Hayiti und der Cloud Rap, Raf Camora, Bonez MC und der Dancehall-Rap, SXTN, Shirin David, badmomzjay und der „Female Rap“.

Dass Deutschrap – und insbesondere auch Straßenrap – im Endeffekt aber SO groß und überdimensional wird, wie er heute ist, liegt vor allem an einem schwedischen Unternehmen: Spotify. Dazu Hip-Hop-Journalist Falk Schacht: „Spotify ist die erste Firma weltweit gewesen, die bemerkt hat, dass in Deutschland deutscher Rap wahnsinnig interaktiven Traffic zieht. Also die haben ja ihre statistischen Auswertungen und haben gesehen: Wow, da ist so viel Bewegung, wir müssen das nutzen. Die wollten ja Wachstum haben. Und zu dem damaligen Zeitpunkt gab es weltweit gesehen einen Chef für Hip Hop, der saß in New York. Und dann haben sie gesagt: ‚Ja, gut, wie machen wir das denn in Deutschland? Wir haben da ja niemanden sitzen‘ - und die erste Stelle, neben diesem Hip Hop Chef, die sie ausgeschrieben haben für eine Hip Hop Stelle, war für Deutschland.“

FM4 Auf Laut: „Deutschrap 2023 - Zwischen Straßenlyrik und Ausverkauf“

Rapper T-Ser und Journalistin Adriana Juric sind bei Claudia Unterweger zu Gast im FM4 Studio und sprechen eine Stunde lang über Deutschrap: Was ist das Faszinierende an dem Genre? Welche Werte werden vermittelt? Was zählt eigentlich alles zum Deutschrap-Lifestyle? Und was bedeutet der Kommerz für das Genre?

Ruft an und diskutiert mit: 0800 226 996 oder via Whatsapp 0664 828 4444. Am 09. Mai ab 21 Uhr auf Radio FM4.

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