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Krönung von König Charles III

APA/AFP/BUCKINGHAM PALACE/Hugo BURNAND

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Ich will kein König sein

Todors Tochter träumt davon, eine Prinzessin zu sein. Das Problem dabei: Todor will auf keinen Fall König sein.

Eine Kolumne von Todor Ovtcharov

Meine Tochter träumt davon, eine Prinzessin zu sein. Damit sie eine Prinzessin wird, muss ich ein König sein. Ich will aber kein König sein, ich bin zutiefst überzeugter Anhänger der Republik. Das erzeugt einen großen Widerspruch in mir - ich möchte kein König sein, aber ich will den Traum meiner Tochter, eine Prinzessin zu sein, nicht zerstören.

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Die ganze Welt schaute die Krönung von König Charles III und viele waren begeistert. Ich verstehe, dass Traditionen befolgt werden müssen, aber ich bin immer skeptisch, wenn ich einen Mann in lila Tunika und ein Hermelinmantel sehe. Würde er auf der Straße in so einem Mantel spazieren, dann wird er sofort von Pelzgegnern mit Farbe beschüttelt. Aber Pelzgegner wurden von der Krönung ferngehalten. Deshalb lief König Charles in seinem Mantel und mit seiner Krone herum. Das Ganze war ziemlich langweilig. Wenn ich jemanden, der so angekleidet ist, beobachten muss, bevorzuge ich Freddy Mercury. Er liefert eine viele bessere Show ab. Vor vielen Jahren, als Charles noch der Thronfolger war, war er auf Besuch in Bulgarien. Der damalige bulgarische Präsident sang ihm „All you need is love“ vor. Charles sang nicht mit. Es schaute so aus, als ob die einzige Liebe, die er braucht, die Liebe zu ihm selbst ist.

Ich schaue mir die Krönung an und denke mir, warum man sich freuen soll, wenn man so viel Geld vergeudet, von dem hunderte von Menschen jahrelang leben könnten. Wenn man über Monarchen spricht, soll man auch daran denken, wie diese Monarchen sich finanziell erhalten. Einer der Gäste von Charles Krönung war der bulgarische Tsar Simeon II. Sein Geschichte ist sehr lustig. Er hat Jahrzehnte im Exil gelebt, kam 2001 nach Bulgarien zurück und wurde 2001 Ministerpräsident. Als Regierungsskopf nutzte er seine Macht, um seine Immobilien zurückzubekommen, die ihm bei der Ausrufung der Republik enteignet wurden. Danach verlor er das Interesse an der Politik und lebte ruhig und reich weiter. Für vier Jahre schaffte er das, was die Kommunisten in 50 nicht geschafft haben - im Land ist kein einziger Monarchist geblieben. Jetzt sitzt er bei der Krönung seines Cousins Charles und schaut ihm zu wie er vom Balkon winkt.

Ich gehe auf den Balkon raus und winke meiner Tochter zu, die draußen schaukelt. Ich fühle mich wie ein König. Das einzige was ich ihr anbieten kann, ist Aschenputtel zu sein. So hat sie wenigstens ein bisschen Hoffnung, eines Tages eine Prinzessin zu sein. Aber muss sie es?

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