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Luftaufnahme der Stadt Monopoli am Meer in Apulien

Getty Images | AerialDronePics

Mit Akzent

Wer bestimmt, ob Meerjungfrauen große Brüste haben?

Im kleinen süditalienischen Fischerstädtchen Monopoli in der Provinz Apulien herrscht ein ästhetischer Streit. Ausgelöst wurde er von der Skulptur einer Meerjungfrau, die man in den Hafen gestellt hatte.

Eine Kolumne von Todor Ovtcharov

Meerjungfrauen sind, wie wir alle aus der Mythologie oder von Disneyfilmchen wissen, halb Frauen, halb Fische. Darüber gibt es keinen Streit. Sondern: Die Gegner der Statue behaupten, dass diese Meerjungfrau zu große Brüste habe. Es sei nicht üblich für Meerjungfrauen, so große Brüste zu haben.

Es wäre interessant zu wissen, wer das bestimmen kann. Hat einer der Gegner dieser Skulptur je eine echte Meerjungfrau gesehen? Wenn ja, braucht er oder sie eher einen Termin in der Psychiatrie, als sich an ästhetischen Streitigkeiten zu beteiligen.

Die Anhänger der Statue sehen in ihr den Frauentypus, der durch die Filme von Federico Fellini bekannt geworden ist. Warum soll das jetzt ein Problem sein? Sophia Loren, das größte italienische Sexsymbol des 20. Jahrhunderts hat genau solche Formen, und warum soll das schlecht sein. Hier geht es aber nicht um die menschliche Physis, sondern um Kunstfreiheit.

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Es ist immer wieder verwunderlich, dass in den letzten paar Jahrhunderten immer wieder Diskussionen über nackte Körper in der Kunst auftauchen. Erinnert euch an den von Michelangelo gemalten nackten Körper an der Decke der Sixtinischen Kapelle. Einst haben Priester gegen diese Nacktheit protestiert, und die Genitalien der Malereien wurden bedeckt. Erst vor ungefähr 30 Jahren wurden sie wieder im Original gezeigt, und jetzt ist die ganze Menschheit stolz darauf. Was soll man mit der Meerjungfrau in Monopoli machen? Ihr ein Bikinioberteil anziehen? Vielleicht wird sie dadurch noch mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Ich habe neulich gelesen, dass die Schulbehörden im US-Bundesstaat Florida „David“ von Michelangelo als pornographisch ernannt haben wollen und ihn aus den Schulbüchern streichen ließen. Ich finde, was wir brauchen, ist ein Denkmal der menschlichen Dummheit und Engstirnigkeit. Ein angezogenes Denkmal natürlich.

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