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Infobild zum Kauf von Activision-Blizzard von Xbox

Xbox

Kauft Xbox nun Activision-Blizzard? Falls ja, dauert es noch eine Weile

Es wäre der größte Tech-Industrie-Merger der Geschichte, doch der Deal ist seitens der internationalen Wettbewerbsbehörden immer noch nicht bestätigt. Nun hat die EU ihre Zustimmung erteilt, aber auch nur unter bestimmten Bedingungen.

Von Robert Glashüttner

Zur Erinnerung: Im Januar 2022 wird bekannt, dass Microsoft Xbox den Games-Konzernriesen Activision-Blizzard kaufen möchte. Es wäre mit knapp 69 Milliarden US-Dollar nicht nur die größte Konzernzusammenführung der Games-Geschichte, sondern der Tech-Branche allgemein.

Diese Größenordnung hat schnell die Wettbewerbsbehörden auf den Plan gerufen, konkret die britische Competition and Markets Authority (CMA), die EU-Kommission und die US-amerikanische Federal Trade Commission (FTC). Vor circa drei Wochen, Ende April, hat die CMA den Merger offiziell blockiert. Die EU-Kommission hat nun grünes Licht gegeben, aber auch nur unter bestimmten Bedingungen, die von Xbox eingehalten werden müssen. Die FTC hat bereits im Dezember 2022 gegen den Merger Klage erhoben, die am 2. August in die erste Verhandlung gehen wird.

Die Befürchtung: Cloud-Gaming in nur einer Hand

Der Kern des Anstoßes des CMA-Blocks und - trotz ihrer Zustimmung - auch die Befürchtung der EU-Kommission ist eine künftige (mittel- bis langfristige) Monopolstellung von Microsoft Xbox in Bezug auf Cloud-Gaming. Derzeit gilt dieser Markt noch als im Entstehen begriffen. Google hat sich die vergangenen vier Jahre mit dem Games-Projekt Stadia (FM4 hat 2019 vor dem Start und 2020 beim Start berichtet) die Zähne an Cloud-Gaming ausgebissen. Aber dass dieser Markt früher oder später kommt und die Games-Industrie markant umwälzen wird, steht für die meisten Expert*innen außer Frage.

Screenshot von der Website xbox.com zum Thema Cloud-Gaming

xbox.com/de-AT/xbox-game-pass

Grund der Kritik: Die Cloud-Strategie von Microsoft Xbox.

In der Cloud kann man nicht nur Daten speichern, sondern auch Rechenpower auslagern. Das bedeutet für Computerspieler*innen, dass sie Games bereits jetzt (und noch mehr künftig) ohne eigene Konsole oder Gaming-PC spielen und stattdessen jedes x-beliebige Smartphone oder einen günstigen Fernseher dafür einsetzen können. Die Wettbewerbsbehörden sagen: Cloud-Gaming wird sehr wichtig werden, und wenn der Xbox-Activision-Merger durchgeht, dann wird Microsoft hier einen sehr großen, vielleicht uneinholbaren Wettbewerbsvorteil bekommen. Schon jetzt ist die Infrastruktur vorhanden mit der hauseigenen Technologie xCloud. Mit dem Abodienst „Xbox Game Pass Ultimate“ wird die Möglichkeit zum Cloud-Gaming bereits seit vielen Monaten einfach schon mal mitgeliefert.

Merkwürdige Inszenierung als Industrie-Underdog

Um die Wettbewerbsbehörden milde zu stimmen, sind sich die Microsoft-Verantwortlichen in der Causa des Xbox-Activision-Kaufs quasi für nichts zu schade und werfen jeglichen betriebswirtschaftlichen Stolz opportunistisch über Bord. Es wird mit seltsamer Rhetorik eine vermeintliche Underground-Stellung suggeriert: Man hätte vor allem gegen Platzhirsch Sony Playstation sowieso keine Chance, würde weniger verkaufen und hätte bei weitem nicht so erfolgreiche Spielserien.

Was stimmt, ist, dass Xbox der ewige Newcomer ist, der seit über 20 Jahren versucht, den anderen Big Playern wie Playstation, Nintendo und dem chinesischen Games-Riesen Tencent Konkurrenz zu machen. Trotz tiefer Taschen und einer erstaunlichen Hartnäckigkeit hat das bisher nur mäßig gut geklappt. Aktuell etwa verkauft die neue Xbox Series S/X im Vergleich zu den anderen Mitbewerbern mäßig, und Xbox-Games-Marken wie „Halo“ und selbst „Minecraft“ können Straßenfegern wie „God of War“ oder „Zelda“ nicht allzu viel entgegensetzen.

Der Kauf von Activision-Blizzard würde - Cloud-Gaming hin oder her - dem Konzern vor allem die Riesenmarke „Call of Duty“ einbringen und auch die Mobile-Games-Firma King mit ihrer ewigen Smartphone-Cashcow „Candy Crush“. Die Zugeständnisse und das Entgegenkommen seitens Xbox sind groß: Man möchte die Wettbewerbshüter*innen als auch die Mitbewerber*innen milde und verständnisvoll stimmen, indem man spezielle Verträge anbietet, die etwa „Call of Duty“-Spiele für eine Periode von zehn Jahren auch für hausfremde Spielkonsolen (sprich: die Playstation) zugänglich machen sollen.

Wie geht es weiter?

Ob all das etwas helfen wird, ist fraglich, denn es sieht nicht danach aus, als würden sich alle Zweifel beseitigen lassen. Die britische Competition and Markets Authority hat in einer Stellungnahme zugegeben, dass sie die vergangenen zehn, 20 Jahre Tech-Industrie-Zusammenführungen weitgehend verschlafen hat und das nun aufholen möchte. Bleibt die Frage im Raum, wie sich Xbox verhält, sollte der Merger komplett abgeblasen werden. Manche Stimmen behaupten sogar, dass sich Microsoft innerhalb einer gewissen Abwicklungsperiode dann vielleicht ganz aus der Games-Branche zurückziehen könnte.

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