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Arlo Parks

Alexandra Waespi

Mit „My Soft Machine“ kommt Arlo Parks im Juni nach Österreich

Mit ihrem empathischen Bedroom-Pop gilt Arlo Parks mittlerweile als eine der vielversprechendsten Indie-Solo-Künstlerinnen. Mit ihrem neuen Album „My Soft Machine“ kommt die Britin im Juni endlich auch nach Österreich. Im FM4 Interview spricht Arlo Parks über ihre Show am Lido Sounds Festival, über Phoebe Bridgers und Musik als Zufluchtsort.

von Michaela Pichler

„Einer meiner Lieblingsmomente bisher war der Auftritt auf der Pyramid Stage gemeinsam mit Lorde und Clairo in Glastonbury 2022. Das war wirklich etwas Besonderes! Denn ich habe früher so viel Zeit damit verbracht, mir Live-Videos von Bands wie Radiohead anzusehen, die in den Neunzigern dort aufgetreten sind. Es ist die ikonischste Bühne in UK, deshalb war das wirklich ein großer Moment für mich!“, sagt Arlo Parks. Die Pyramid Stage beim Glastonbury war nur eines der Highlights im Leben von Arlo Parks: In den letzten zwei Jahren ist nämlich viel passiert. Für ihr Debütalbum „Collapsed in Sunbeams“ wurde sie bei den Grammys zweimal nominiert, den Mercury Prize hat sie dann auch mit nach Hause genommen. Danach tourt Arlo Parks durch die USA und durch Europa, sie taucht im Vorprogramm von Billie Eilish auf und bringt die Harry-Styles-Crowd als Support zum Toben.

Pausetaste Kalifornien

Irgendwo auf der Strecke muss die britische Newcomerin dann aber auch wieder Tempo rausnehmen. Mit ihrer ersten EP „Super Sad Generation“ wurde sie 2019 zu einer Spokesperson in Sachen Mental-Health. Selbstredend, dass Parks sich im Musiktrubel nicht selbst verliert und deshalb auf sich achtet. Als sich mit den immer größer und häufiger werdenden Shows ihre psychische Gesundheit verschlechtert, sagt Parks mehrere Konzerte ab und nimmt eine Auszeit. Sie zieht vom grauen London ins sonnige Kalifornien, nach Los Angeles. Ein Ort, an dem Arlo Parks von kreativen Menschen umgeben ist. L.A. gibt Parks wieder einen Raum, an dem sich Ideen für neue Musik wieder denken lassen.

„In meinem Leben war so viel los, dass ich mich definitiv in mein Schneckenhaus zurückzuziehen wollte. Das ist auch der Grund, warum dieses Album so weit nach innen reicht, denn es war für mich fast wie ein Zufluchtsort, den ich fand, während die Welt um mich herum ziemlich turbulent wurde. Es war erstaunlich, Träume wurden war, gleichzeitig wahr das alles irgendwo auch beängstigend.“

Arlo Parks

Arlo Parks

„My Soft Machine“ von Arlo Parks ist via Transgressive Records erschienen.

In ihrem zweiten Album hat Arlo Parks einen Ruhepol gefunden: „My Soft Machine“ heißt die neue Platte und diese besagte Softness ist eines der Markenzeichen der 23-jährigen Künstlerin. Eine Verletzlichkeit, die nahbar macht – damit macht sich Arlo Parks vor allem bei der Gen-Z beliebt. Den Albumtitel hat sie sich von einem Filmzitat geborgt, aus dem Drama „The Souvenir“ mit Tilda Swinton.

„Bei dieser Platte geht’s darum, wie ich die Welt sehe. Es ist die Welt durch meine Augen, durch meinen Kopf, durch meinen Körper. Es geht um die Art und Weise, wie ich mich durch die Welt bewege, wie ich die Welt erlebe, es geht aber auch um den Kontrast von Softness und einer Art Maschine. Das hört man auf der Platte auch im Sound, es gibt sanftere und rauere Klänge, es gibt Momente des Lichts und des Schattens, des Verzeihens und des Festhaltens an Dingen ein Leben lang.“

Sanfte Stimmen für wunde Punkte

In den Songs von Arlo Parks geht es immer wieder um Traumata und das Verarbeiten dieser schmerzlichen Erfahrungen. Da macht „My Soft Machine“ keine Ausnahme und so beginnt die Platte in bester Parks-Manier, nämlich mit einem kurzen Spoken-Word-Piece, das die Rahmenbedingungen des Albums vorgibt: „Bruiseless“ heißt der Opener, in dem sich Parks eine Welt ohne Schmerz wünscht, ohne Narben, die langwierig verheilen müssen. „I wish I was bruiseless / Almost everyone that I love has been abused / and I am included“, spricht Arlo Parks über den Sound eines dunstigen Synthesizers. Es wären fast schon harte Zeilen, hätte Parks nicht ihre Wunderwaffe namens Softness aktiviert, mit der sie an ihr Songwriting herantritt und die Schwere ihrer Inhalte entschärft.

I just wish I was seven and blameless
Going over the handlebars
Pollen sniffling over grazes
I just wish that my eyes were still wide
(aus „Bruiseless“)

“My Soft Machine” ist voll von Lektionen, die das Leben einer Anfang-Zwanzigjährigen schreibt. Von der ersten Liebe zur ersten bitteren Enttäuschung. Vom Sich-Wieder-Verlieben und Wieder-Vertrauen-Lernen, nachdem es einen schon ziemlich aufgehauen hat. Vom Struggle mit psychischen Erkrankungen bis zum Aufgefangen-Werden von der eigenen Community. Davon erzählt zum Beispiel der Track „Impurities“. Von einem Freund*innenkreis, der über deine Schwächen und Makel hinwegsehen kann, der sie sogar versteht und akzeptiert, dich als Person und fehlbarer Mensch. Während Arlo Parks im FM4 Interview über ihre neuen Songs spricht, fällt der Musikerin auf, dass es sich irgendwo dann doch wieder in jedem der zwölf Tracks um die Liebe dreht. Aber vielleicht nicht immer um die romantische Zweierbeziehung.

Der wohl stärkste Song am Album heißt „Blades“ und beschäftigt sich mit einer Freundschaft, die verloren schien. Wie schmerzhaft es sein kann, wenn eine freundschaftliche Beziehung sich verläuft oder auch mal abrupt zu Ende geht, darüber schreibt die Bedroom-Popperin, genauso wie vom Vermissen dieser einen Freundin bzw. dieses einen Freundes, mit dem man damals Pferde stehlen konnte.

With a little help from my friends

Der Mensch ist ein zutiefst soziales Wesen. Communities können über viel Negatives hinwegtrösten oder zumindest helfen, mit schwierigen Dingen besser umzugehen. Musik als gemeinschaftliches Erleben, das hat Arlo Parks auch mit ihrem allerersten Feature manifestiert: Dafür hat sie sich eine ganz spezielle Musikfreundin ins Boot geholt, die momentan vielleicht umtriebigste Person im aktuellen Indie-Universum. Arlo Parks hat Phoebe Bridgers und ihre Songwriting-Skills schon als Teenagerin bewundert. Damals ist „Stranger in the Alps“ eine der ersten Vinyls, die sich Parks für ihren neuen Plattenspieler kauft - ein Geschenk ihres Vaters. Jetzt teilen sich die beiden Artists immer wieder die Bühnen und sind mit „Pegasus“ nun auch gemeinsam auf Platte verewigt: „Ich hatte immer schon eine tiefe Bewunderung für ihre Arbeit und ihre Stimme. Mit ihr an dem Song zu arbeiten war wunderschön, es war einfach und natürlich.“

Wenn es in der Musikwelt so etwas wie ein Perfect Match gibt, dann sind die Stimmen von Arlo Parks und Phoebe Bridgers wohl ein Paradebeispiel dafür. Bei ihrem ersten Österreich-Konzert am Lido Sounds Festival wird Parks aber ziemlich sicher ohne Bridgers auftreten. Auf was wir uns aber trotzdem schon freuen dürfen? „Jede Show ist mit so viel Herzlichkeit verbunden. Alle Fans gehen immer so extrem sanftmütig miteinander um, jeder passt aufeinander auf, damit alle eine gute Zeit haben. In Linz wird es sicher nicht anders!“

Das Lido Sounds Festival findet heuer zum ersten Mal statt - von 16. Juni bis 18. Juni lassen Acts wie Florence + the Machine, Alt-j, Ashnikko, Phoenix uvm. Indie-Herzen schneller schlagen. Das Festival findet direkt am linken Donauufer, am Urfahrmarkt, statt. Alle Infos dazu gibt’s hier!

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