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All the Beauty and the Bloodshed

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„All the Beauty and the Bloodshed“

Eine grandiose Kinodokumentation über den Kampf der Künstlerin und Aktivistin Nan Goldin gegen den für die Opioidkrise in den USA verantwortlichen Pharmakonzern.

Von Natalie Brunner

Politische Kinodokumentationen zu machen, die die Zuseherinnen emotional packen und gleichzeitig komplexe Zusammenhänge ans Licht bringen, das ist eine große Kunst.

Die Regisseurin Laura Poitras hat für ihre Filme viele Preise gewonnen. 2014 hat sie unter dem Titel „Citizen 4“ Edward Snowden porträtiert. Im Jahr 2016 kam dann „Risk“, ihre Doku über Julian Assange, in die Kinos. Für „All the Beauty and the Bloodshed“, ihren aktuellen Film mit und über die Künstlerin und Aktivistin Nan Goldin, ist sie für einen Oscar nominiert und mit dem Goldenen Löwen des Filmfestivals von Venedig ausgezeichnet worden.

Die porträtierte Nan Goldin beschäftigt sich in ihrem fotographischen Werk mit den Themen Sex, Drogen und Gewalt, der AIDS-Epidemie und dem Tod. Angelpunkt von „All the Beauty and the Bloodshed“ ist Nan Goldins Kampf gegen die Milliardärs-Familie Sackler, deren Medikament Oxycontin als Auslöser der Opioidkrise in den USA gilt.

Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zum letzten Mal in einem kollektiv schluchzenden Kinosaal gesessen bin. Noch dazu in einen Saal, in dem kein Melodram läuft, sondern eine vielschichtige Doku, die Kunst, Politik, queere Subkultur, Familie, Sucht, institutionellen Machtmissbrauch, patriarchale Gewalt und die Pharmaindustrie auf komplexe und fragile Weise miteinander in Bezug setzt.

All the Beauty and the Bloodshed

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„All the Beauty and the Bloodshed“ begleitet die 1953 geborene Fotografin Nan Goldin bei ihren Feldzug gegen schmutziges Geld in der Kunst- und Museumswelt. Will heißen: Nan Goldin hat der Mäzen-Familie Sackler den Krieg erklärt. Die Sacklers sind die Besitzer*innen von Purdue Pharma, jenem Pharmaunternehmen, dessen Medikament „OxyContin“ als einer der Hauptauslöser der Opioidkrise in den USA angesehen wird.

Dank der performanceartigen Protestaktionen von Nan Goldin in den Museen selbst, haben die großen Museen der Welt - nach Jahren - begonnen, Geldspenden der Sacklers zu verweigern und ihren Namen aus Sammlungen zu streichen. Also kein Sackler Flügel mehr im New Yorker Museum of Modern Art.

Nan Goldin porträtiert seit den 1960er Jahren ihr Umfeld, LGBTQ-Kultur und den Underground ihrer Wahlheimat New York. Nach einem Mordversuch durch einen Expartner wird ihr dass von den Sacklers auf den Markt gebrachte Opiat „OxyContin“ verschrieben. Entgegen der Behauptung des Pharmakonzerns, ist das Medikament aber schwer abhängig machend. Wie so viele kommt auch Nan Goldin erst nach Jahren des Kampfs und einer fast tödlichen Überdosis davon los.

All the Beauty and the Bloodshed

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Goldins Vergangenheit und Gegenwart, das intime Persönliche und das Politische wird von Laura Poitras in „All the Beauty and the Bloodshed“ ausgebreitet und mit vielen Fotografien, Filmen und Interviews aus ihrem Archiv illustriert. Zentral ist ihre legendäre, zensierte AIDS-Ausstellung „Witness: Against Our Vanishing“. Die Geschichte ihrer großen rebellischen Schwester, deren Aufbegehren und Homosexualität in den 1960er Jahren als Geisteskrankheit eingestuft worden ist und die in den Selbstmord getrieben wurde, ist die Erzählung, die über Nan Goldins eigenen Leben im queeren Underground von New York schwebt.

„All the Beauty and the Bloodshed“ ist ein poetischer Film, der der Größe von Nan Goldins Werk, Verdienst und Kampf gerecht wird.

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