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Screenshot aus dem Computerspiel "Humanity"

Tha / Enhance

Game

In „Humanity“ steuern wir als Hund eine Menschenherde

Es ist ebenso seltsam wie sensationell: „Humanity“ ist ein Crowd-Control-Puzzlegame, wo wir als Shiba Inu einen nicht endenden Strom an Menschenfiguren durch abstrakte 3D-Levels mit sonderbaren Architekturen lotsen.

Von Robert Glashüttner

In Videospielen sind den kreativen Möglichkeiten keine Grenzen gesetzt, aber so wirklich absurde Games sind dennoch selten. Jetzt ist aber wieder ein solches Spiel erschienen, und das Setting könnte kaum abgefahrener sein: Man steuert einen geisterhaften Hund, einen Shiba Inu, und lenkt mit ihm einen nicht endlosen Strom an Menschenfiguren. „Humanity“ heißt dieses Spiel passenderweise, und es ist eines der einfallsreichsten Puzzlegames der letzten Jahre.

Es schweben Plattformen in einem ansonsten leeren Raum. Aus einem Portal, das aussieht wie eine normale Tür, strömen im Gehtempo menschenartige Wesen. Sie wirken wie leere Hüllen, die wie Zombies oder Lemminge einfach geradeaus gehen. Sofern wir ihnen nicht rechtzeitig Signale und Befehle geben, werden sie schnurstracks in den nächsten Abgrund laufen.

„Humanity“, entwickelt von Tha, ist im Vertrieb von Enhance für Windows sowie Playstation 4 und 5 erschienen.

Lemminge ist ein gutes Stichwort, denn das in Japan entwickelte „Humanity“ orientiert sich spielerisch am 30 Jahre alten „Lemmings“, das schon genauso funktioniert hat. Wir geben an bestimmten Stellen im Level Anweisungen, und die mit Abstand wichtigste darunter ist die Richtungsangabe: hier links abbiegen, dort drüben wieder umdrehen, und so weiter. Fast ebenso wichtig sind die Sprungbefehle, wenn unsere Menschleins klaffende Abgründe überwinden sollen – und das müssen sie recht oft.

Screenshot aus dem Computerspiel "Humanity"

Tha / Enhance

Herdenmenschen, Menschenherde

„Humanity“ ist konzeptionell, visuell und spielerisch großartig: Wir laufen mit unserem Hund durch abstrakte 3D-Levels mit sonderbaren Architekturen und überlegen uns, welche Route unsere Menschenherde dort nehmen soll. Oft müssen die Figuren auch bestimmte Felder im Level durchlaufen, damit alles so funktioniert, wie es soll. Wenn wir Mitglieder unserer Herde verlieren, ist das übrigens nicht schlimm. Es seien ja nur Hüllen, keine Seelen, die hier willenlos durch die Gegend marschieren, erklärt uns das Game in seinen engimatischen Zwischensequenzen. Und tatsächlich: Kaum ist eine Figur abgestürzt, kommt sie auch schon wieder frisch aus dem Portal heraus.

Viel mehr als pure Logik

Die Puzzles fordern räumliches Denken und Routenführung ebenso wie Einfallsreichtum und ein bisschen Geschicklichkeit. Durch den Wuselfaktor der Menschenfiguren werden viele Situationen auch leicht unberechenbar, was die Motivation und auch den Spaß zusätzlich erhöht.

Screenshot aus dem Computerspiel "Humanity"

Tha / Enhance

In jedem Level sind immer auch sogenannte Goldies versteckt, also goldene Figuren, die eine Zusatzherausforderung bieten. Wer sich von der Kampagne ausreichend begeistern hat lassen, kann dann mit dem Editor auch selbst Levels bauen oder jene von anderen Spieler*innen ausprobieren. Übrigens auf Wunsch auch mit einem Virtual-Reality-Headset.

In der besten Tradition weirder 3D-Puzzler

„Humanity“ bedient ein Genre, das leider viel zu selten gefüttert wird, als es der Gameskultur gut tun würde: das unkonventionelle bis weirde 3D-Puzzlespiel, das sich nicht mit einem üblichen Spielbrett und ein paar abstrakten Formen und Linien begnügt. Seine Begründung verdankt diese Spielegattung der originalen Playstation Mitte bis Ende der 90er, wo 3D-Grafik groß im Kommen war. Die kuriosen Würfelspiele „Intelligent Qube“ und „Devil Dice“ (später in Europa als „Bombastic“ veröffentlicht) gehören da etwa dazu, ebenso wie das superschräge „No One Can Stop Mr. Domino!“.

In den 2000er Jahren wurde das Genre dann etwa durch „Echochrome“ (unmögliche Achitekturen) oder „Archer Maclean’s Mercury“ (Kugelrollen mit Quecksilber) fortgeführt. Spielerisch sehr nahe an „Humanity“ ist - wenngleich ohne 3D-Darstellung - das witzige „ChuChu Rocket!“.

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