FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Screenshot aus dem Computerspiel "After Us"

Piccolo / Private Division

Game

„After Us“ ist eine hoffnungsvoll-kitschige Postapokalypse

Was passiert, nachdem unsere Zivilisation untergegangen ist? Die Popkultur bietet auf diese Frage seit rund fünf Jahren (zu) viele Antworten. Jene von „After Us“ fällt klischeehaft aus und kann auch spielerisch nicht überzeugen.

Von Robert Glashüttner

In Zeiten der Zuspitzung und der Ambivalenz allerorten sind einfache Einordnungen und klare Gut-Böse-Zeichnungen verlockend. Wenn man sich als denkender Mensch im wirklichen Leben schon nicht auf sie einlassen sollte, dann zumindest in diversen Freizeitfantasien? Die leider vielschichtige Antwort darauf: Es kommt darauf an.

„After Us“, ein ziemlich geradlinig in den aktuellen Zeitgeist passendes Action-Abenteuer zum Thema Weltuntergang, Postapokalypse und später Hoffnung, bietet leider wenig emotionale Erlösung. Das Game wirft uns in eine surreale Welt voller bizarrer Statuen einer untergegangenen Hochzivilisation. Autowracks, riesige Stahlträger und zerbrochene Autobahnen säumen den Weg, ebenso wie groteske, nackte Menschenfiguren. Mittendrin laufen wir, eine Art Abgesandte der griechischen Göttin Gaia, die die Erde und ihre Kraft zur Selbstheilung verkörpert, durch den gigantischen Trümmerhaufen und versuchen zu retten, was zu retten ist.

Gaias Abgesandte

Die Spielfigur ist visuell etwas seltsam, es ist ein Mädchen mit langen, weißen Haaren, das in einer Art natürlichem Schutzanzug steckt und akrobatisch durch die Gegend laufen kann. Abseits von Sprung, Doppelsprung, Hechtsprung und diversen Kletter- und Rutschkompetenzen haben wir auch gewisse Naturkraft, mit der wir die Umgebung renaturalisieren können. Das geschieht wahlweise durch einzelne „Schüsse“ oder durch eine „grüne Explosion“, die für ein paar Sekunden Schleim und Schlacke zu Wald und Wiese werden lässt.

„After Us“, entwickelt von Piccolo, ist im Vertrieb von Private Division für Windows, PS5 und Xbox Series S/X erschienen.

Das Game wirkt wie eine Mischung aus interaktiver Kunstinstallation, Walking Simulator und klassischem Jump’n’Run. Wir laufen, klettern und vergrünen uns durch eine äußerst trostlose Welt und werden von einem mit der Zeit leicht penetranten werdenden, sphärischen Soundtrack begleitet. Zwischendurch müssen wir immer wieder auch Seelen von verstorbenen Tieren finden und aktivieren. Das führt dazu, dass immer mehr Tiergeister in der Gegend aufpoppen, die wir „streicheln“ können. Nun ja.

Screenshot aus dem Computerspiel "After Us"

Piccolo / Private Division

Schwerelos durch die Apokalpyse

Würde „After Us“ spielerisch überzeugen, wäre die recht klischeehafte Kitsch-Inszenierung von der Hybris-behafteten Welt davor und der esoterischen Wiederbelebung durch Spielerin und Spieler erträglich, doch leider überzeugt das Game auch ohne sein Setting kaum. Gaias Abgesandte wirkt schwerelos und steuert sich recht hakelig, was in trickreichen Sprung- und Klettersituationen ziemlich nervig sein kann. Die Spielwelt wirkt - trotz der pompösen Untergangs-Inszenierung - recht leer und bietet auch wenig Interaktion. Dann und wann kommen feindliche Schüsse aus dem Nichts, es liegen Fallen auf dem Boden oder die grotesken Figuren erwachen zum Leben. Wirklich dynamisch ist das jedoch nicht.

Screenshot aus dem Computerspiel "After Us"

Piccolo / Private Division

After „After Us“

Die Frage „Was passiert, nachdem unsere Zivilisation untergegangen ist“ in Form von Videospielen zu beantworten, wird zunehmend anstrengender, weil die Auswahl mittlerweile sehr groß geworden ist - egal, ob die Antwort darauf zynisch, gleichgültig oder hoffnungsvoll ausfällt. Durchschnittliche Games wie „After Us“ können dabei definitiv nicht mehr aus der Masse hervorstechen.

mehr Game:

Aktuell: