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Dana Foote von der Band Sir Chloe mit einem Lämmchen auf der Schulter

Sir Chloe

Sir Chloe: Gitarrenpop lebt!

Sir Chloe wurde von Sängerin und Songschreiberin Dana Foote im College gegründet. Für das Fach Komposition, das Dana belegte, stellte sie eine Band zusammen, um die von ihr komponierten Songs vorzuspielen, anstatt eine Abschlussarbeit über das Komponieren zu schreiben. Seither gibt es Sir Chloe - jetzt mit dem Debütalbum „I Am The Dog“.

Von Eva Umbauer

Dana Foote kommt aus dem US-Ostküsten-Bundesstaat Connecticut und lebte kurz in Los Angeles, aber wegen der Pandemie verließ sie die Stadt wieder und ging zurück nach Connecticut. Im beschaulichen Vermont - ebenfalls an der Ostküste - begann die Geschichte von Sir Chloe. Dana Foote ging dort auf das College und belegte als eines der Hauptfächer Komposition. Anstatt eine Abschlussarbeit zu schreiben, stellte Dana aber eine Band zusammen und spielte ihre Eigenkompositionen vor. „Michelle“ war einer der ersten Songs von Sir Chloe, er ging auf Tik Tok viral und bescherte Dana und ihrer Band ein Publikum.

Es folgte das Mini-Album „Party Favors“. Die Band hatte die Songs in den frühen Morgenstunden aufgenommen, der einzigen Zeit, zu der das Studio vom College zur Verfügung stand. Der Rest von „Party Favors“ wurde in einem Lagerhaus eingespielt, in das die Band bloß hundert Dollar investierte und es in einen richtigen Aufnahmeraum verwandelte. Mit dem Erfolg der EP gingen Sir Chloe mit Portugal. The Man und alt-J auf Tour und waren auch Support Act der Pixies.

Das war vor wenigen Jahren, und nun ist das erste komplette Album da: „I Am The Dog“. Einer der Songs - er erinnert ein wenig an die Band Garbage - heißt „Salivate“, also „speicheln“ oder „sabbern“. Hunde sabbern gerne, sie knurren aber auch gelegentlich, können die Zähne fletschen und auch beißen.

„I am the dog under your couch“, singt Dana Foote in diesem dezent grungigen Song mit toller Percussion, gespielt von Palmer Foote, dem Bruder von Dana. Eine Hundeleine hat Dana auch parat: „Leash“ heißt ein anderer Song. Von unterwürfig bis bedrohlich reicht jedenfalls das Spektrum von „I Am The Dog“.

Plattencover: Dana Foote umarmt ein Schaf

Warner

Sir Chloe spielen am 17. Juni 2023 bei Lido Sounds Festival in Linz. Ihr Debütalbum „I Am The Dog“ ist am 19. Mai 2023 erschienen.

Dana Foote wuchs in einem religiösen Umfeld auf und schrieb und veröffentlichte auch einmal einen Song namens „Wrath“, über den Zorn, der im christlichen Glauben eine der sieben „Todsünden“ ist. Als eine Art gute Hirtin trägt Dana Foote in einem Video dann aber nicht etwa einen Hund auf ihren Schultern, sondern ein Lamm. Lämmer sind sanftmütige Tiere, sie haben auch keine Krallen, sondern Hufe. „Hooves" nennt Dana dann auch einen der Songs auf dem neuen Album. Keine Schuhe hat dieses Geschöpf an, und Hufe statt Zehen."No shoes on, hooves for toes“.

In den Songs von Sir Chloe geht es um das Chaos des modernen Lebens, und musikalisch sind sie von ganz unterschiedlichen Musiker*innen inspiriert, etwa von der Britin PJ Harvey oder den US-Alternative-Ikonen Pixies. Dana Foote liebt Gitarrenpop aus den Nineties, und sie liebt auch die US-Grammy-Gewinner Cage The Elephant, weil, wie sie sagt, deren Songstrukturen so interessant sind.

Dana Foote hatte aber auch einmal eine Phase, in der sie bulgarische Frauenchöre hörte, weil sie vom Gesang dieser Frauen derartig gefesselt war. Ansonsten hält sie sich aber eher an eine große Band der Rockgeschichte, nämlich The Velvet Underground, und an aktuelle Namen wie Mitski oder St. Vincent.

Der Künstler*innenname Sir Chloe hat auch etwas mit St. Vincent zu tun: Einer der Songs dieser US-Musikerin heißt „Chloe In The Afternoon“, und Dana ist eben Fan von Annie Clark aka St. Vincent. Außerdem hätte Danas Mutter sie fast Chloe genannt statt Dana. Das Wort „Sir“ steht für „Herr“ und ist eine sehr höfliche Anrede, auch ein Ehrentitel oder gar ein Adelsprädikat. Dana Foote möchte damit ihre Androgynität betonen.

„I Am The Dog“ ist ein starkes Debütalbum, das Sir Chloe zusammen mit dem US-Musiker und Producer John Congleton gemacht haben. John spielte in der Gitarrenpopband The Paper Chase und war schon mit unzähligen Musiker*innen im Aufnahmestudio - von Conor Oberst über Warpaint bis zu St. Vincent - für seine Arbeit mit Letzterer gewann John Congleton einen Grammy.

Bei Sir Chloe hat John Congleton in seiner unaufgeregten Art nur ein wenig nachjustiert und sie mit „I Am The Dog“ für ein größeres Publikum „fit“ gemacht, schließlich sind Sir Chloe diesen Sommer mit Acts wie Phoenix und Beck auf Tour. Der Grunge-Rock von Sir Chloe ist trotz aller Einflüsse frisch und eigenständig und zeigt eindrucksvoll, dass Gitarrenpop lebt.

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