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Hania Rani

Martyna Galla

Der Song zum Sonntag: Hania Rani - Hello

Letztes Wochenende war sie live am Stream Festival in Linz zu sehen, im Kopf mitheimgenommen haben wir vor allem ihr neuestes Lied „Hello“.

Von Lisa Schneider

Wiederholung ist der Tod der Kreativität und Wiederholung ist das Beste, weil Beruhigendste. Und: Gibt es ein schlimmeres Wort als „esoterisch“? So viel gleich mal an Gedanken, die heransausen, während Hania Ranis neuestes Lied sich sachte im Hintergrund anpirscht. Ganz genau so das Bild im Kopf von etwas Federleichtem, das ein stärkerer Windstoß gleich wieder mitnehmen würde. Ein Lied ist schon auch immer dann gut gemacht, wenn es nicht nur ein Organ auf einmal anspricht, man spürt’s in den Fingerspitzen und hinter den Ohren.

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  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Hania Rani ist ein Superstar der Neoklassik, und da werden gleich mal Viele aufhören, weiterzulesen. Sei’s drum. Sie ist ein Superstar der Neoklassik. Sie ist Pianistin, Komponistin und Sängerin, ab und zu, wie hier, auch Free Jazz-Sympathisantin, sie spielt KEXP-Sessions genauso wie in der Hamburger Elbphilharmonie. Ihre Followerzahlen auf Instagram befinden sich im sechsstelligen Bereich, einer davon ist Bryce Dessner. Das ist der Mensch, der sonst bei The National mal Gitarre, mal Keys spielt, und der aber sonst in Paris lebt und da fürs Ballett, fürs Orchester, oder für Film komponiert. Nicht, dass man aufgrund prominenter Follower auf die Großartigkeit mancher Projekte schließen sollte, könnte, wollte. Wieso aber eigentlich auch nicht.

„Hello“ ist ein Schatz. Ein Lied, das wegen erwähnter Leichtigkeit so wirkt, als könnte es einfach und schnell weggestohlen werden. Das wiederum würde das Gefühl erklären, das auch nur beste Lieder auslösen: Die Panik, die die letzten Spielsekunden begleitet, abgelöst von der steinevonschulterrollenden Erleichterung. Ein Klick, und es geht von vorne los.

„Hello" ist keine Begrüßungsformel im Sinn, wie sie dasteht, es ist ein Mantra: “Hello is a track about feeling a bit uneven and restless during the night. It is about this strange inner feeling that makes you stay awake and make plans, question things, overthink and not be able to sleep. But it’s an interesting state. The whole nervous system is full on, everything seems a bit exaggerated and you lose control over your mind“, schreibt Hania Rani.

Die Wiederholung ist die Beruhigung, und wieso soll das in der Musik anders sein als in verschiedensten Lebensabschnitten. Das ist, wie Popgeschichte funktioniert, zu der wir Hania Rani eigentlich eh überhaupt nicht zählen wollen. Menschen, die Musik schreiben und an morgen denken, die denken tatsächlich nicht mehr in Genres, und schreiben nach einem rein instrumentalen, dem Schweizer Bildhauer Giacometti gewidmeten Album ein Lied, das Menschen wieder zurückführen wird zu Björk und Radiohead.

Und die Esoterik? Auch so ein Wort, dessen Grundbedeutung irgendwann einmal nicht negativ konnotiert war. Vielleicht borgen wir uns im Zusammenhang mit „Hello“ von Hania Rani doch lieber mal wieder aus dem Englischen, was anderes, wie schön klingt etwa „ethereal“. Man holpert übers „th“, hinein in eine andere Welt, wo sie ja eigentlich ganz egal sind, die Worte.

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