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Nicolas Cage im fünf unterschiedlichen Rollen

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FM4 Filmpodcast

Fünf Lieblingsfilme mit Nicolas Cage

Anlässlich des neuen Films „Renfield“, in dem Nicolas Cage Graf Dracula spielt, empfehlen wir fünf Lieblings-Cage-Filme - abseits der großen Blockbuster.

Von Christian Fuchs und Jan Hestmann

Am Anfang steht ein berühmter Name. Nicolas Cage kommt 1964 als Nicolas Kim Coppola auf die Welt, sein Onkel ist eine Hollywood-Legende. Als der blutjunge Prominenten-Sprößling eine Schauspielkarriere einschlägt, versucht er, dem Schatten von Regielegende Francis Ford Coppola zu entkommen. Trotz des Künstlernamen bleibt aber die familiäre Nähe. Der Filmemacher gibt dem Shooting Star in mehreren Filmen eine Chance.

Man kann die Karriere von Nicolas Cage grob in drei Abschnitte unterteilen. Während seiner Anfänge wird er als Schauspiel-Rebell gehandelt, der in gefeierten Teenagerstreifen den Außenseiter gibt. Diese Rolle perfektioniert er 1990 für David Lynch. „Wild At Heart“ macht Cage zum RocknRoll-Star in Schlangenlederjacke.

Neu im Kino:
Renfield“, in dem Nicolas Cage Graf Dracula verkörpert, ist eine Vampirkomödie vom Reißbrett. Stattdessen empfehlen wir „Vampire’s Kiss“ aus dem Jahr 1988, in dem Cage auch schon einen auszuckenden Blutsauger zum Besten gegeben hat.

Danach beginnt die goldene Phase des Herrn Cage. In Filmen wie „The Rock“ oder „Con Air“ wird er zum Blockbuster-Helden, der die Massen ins Kino zieht. Gleichzeitig holt er sich als alkoholkranker Drehbuchautor in „Leaving Las Vegas“ den Darsteller-Oscar. Irgendwann verschwimmt die Laufbahn von Nicolas Cage zu einer Rutschpartie. Er dreht gewagte und großartige Filme - und jede Menge B-Movie-Trash. Man munkelt von Schuldenbergen und persönlichen Problemen.

Nicolas Cage wird zum König der DVD-Ramschläden und Streaming-Kanäle, unzählige Machwerke entstehen in kurzer Zeit. Dazwischen sind aber immer wieder filmische Perlen versteckt. Und in „The Unbearable Weight of Massive Talent“ spielt sich Nicolas Cage zuletzt selbst - und parodiert die eigene Verschrobenheit. Das können so lässig nur echte Stars - und der Overacting-König Cage ist einer der tollsten überhaupt. Aktuell tritt Nicolas Cage als Graf Dracula in der Horrorkomödie „Renfield“ auf. Anlässlich dieses Kinostarts empfehlen wir fünf Filme mit Nicolas Cage, die uns besonders am Herzen liegen.

Ein durchgestyltes Inferno: „Mandy“, 2018

Mit den Fließband-Thrillern, in denen Nicolas Cage in den letzten Jahren auszuckte, hat „Mandy“ nichts gemeinsam. Wir haben es mit einem gewaltigen Beitrag zum Avantgarde-Pop-Kino der Gegenwart zu tun. Einem Kino, das einerseits ununterbrochen Genre-Knöpfe drückt. Und auf der anderen Seite bewusst die narrativen Klischees verweigert, die zu konventionellen Horrorfilmen gehören.

Cage in "Mandy", blutverschmiert

Spectre Vision

„Mandy“

Die Handlung ist bewusst rudimentär. Ein schrulliges Geek-Pärchen hat sich in einem einsamen Haus in den Wäldern ein Rückzugsgebiet von der Zivilisation errichtet. Die Nächte verbringen Mandy und Red mit Science-Fiction-Trash vor dem Video-Rekorder, schließlich spielt der Film im Jahr 1983. Als eine verrückte religiöse Sekte auf Mandy aufmerksam wird, beginnt ein endloser Albtraum.

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In der aktuellen Folge des FM4 Film Podcast widmen sich Christian Fuchs und Jan Hestmann voll und ganz dem Leben und der Filmografie des Giganten Nicolas Cage.

Mit dem Ende der Idylle verwandelt sich der Film in ein durchgestyltes Inferno. Nicolas Cage sieht rot, im wahrsten Sinn des Wortes. „Mandy“ verknüpft Heavy-Metal-Symbolik, Zitate an Fantasycomics und Splatter-Action. Primärfarben vereinnahmen die Leinwand, Blut, Feuer, Drone-Metal und Synthpop verschmelzen zu einer audiovisiuellen Symphonie des Schreckens. Vor allem der Soundtrack, noch komponiert vom verstorbenen Jóhann Jóhannsson, hat es in sich. Ein Film, der auch wie ein überlautes Rockkonzert wirkt.

Regisseur Cosmatos versucht den Zuseher mit langen Einstellungen einzulullen, was manche Horrorfans sicher ungeduldig werden lässt. Wer sich dem Film aber hingibt, wird mit einem intensiven Rausch belohnt. Und die Blicke von Andrea Riseborough und Nic Cage, zärtlich, entsetzt, entgrenzt, verfolgen dich in den Schlaf. (Christian Fuchs)

Nicolas Cage mal zwei: „Adaptation“, 2002

Filmemacher Charlie Kaufman („Being John Malkovich“) hat wohl gelegentlich an Schreibblockaden gelitten. Darüber hat er ein Drehbuch geschrieben. Im Film „Adaptation“ verzweifelt der Protagonist - Drehbuchautor Charlie Kaufman - an der Aufgabe, ein populäres Buch mit dem Titel „Der Orchideendieb“ zu verfilmen.

Er lebt mit seinem arbeitslosem Zwillingsbruder Donald (nicht real existierend) zusammen, der ihn mit amateurhaften Tipps unterstützen will und schließlich selbst eine Filmadaption schreibt. Nicolas Cage schlüpft in die Rollen des ungleichen Zwillingsbrüderpaares. Außerdem zu sehen ist Meryl Streep als Buchautorin Susan Orlean. Regie führt dabei übrigens Spike Jonze.

Nicolas Cage im Bett zweimal

Columbia

„Adaptation“

Nachdem Nicolas Cage 1996 für seine Performance im Drama „Leaving Las Vegas“ seinen bislang einzigen Oscar erhält, wird er 2003 noch einmal für „Adaptation“ nominiert. Völlig zurecht, seine Darstellung des an Selbstzweifeln leidenden Charlie Kaufman sowie seines naiven Bruders Donald gelingt ihm ganz fantastisch. Auch ist es erfrischend, nach den Performances in den Action-Blockbustern Mitte bis Ende der Neunziger Jahre („The Rock“, „Face/Off“, „Con Air“) einen mehr in sich gekehrten, hadernden Cage in einem hochcharmanten Indie-Film zu sehen. (Jan Hestmann)

Der Ursprung eines Memes: „Vampire’s Kiss“, 1988

Alles andere als in sich gekehrt ist die Rolle, die Nicolas Cage in der Vampirkomödie „Vampire’s Kiss“ Ende der Achtziger verkörpert. Nicolas Cage spielt den cholerischen Literaturagenten und Ungustl Peter Loew, der seine Angestellte damit quält, einen verloren gegangenen Vertrag zu finden.

Als er dann zunächst von einer Fledermaus in seinem eigenen Apartment attackiert und schließlich von einem Date, das sich als Vampir entpuppt, in den Hals gebissen wird, nimmt der Wahnsinn seinen Lauf. Loew bemerkt immer stärker werdende Veränderungen an sich, er beginnt seiner Angestellten wie wild geworden hinterherzulaufen und bildet sich schließlich auch ein, sein eigenes Spiegelbild nicht mehr sehen zu können.

Nicolas Cage Meme

Metro-Goldwyn-Mayer

„Vampire’s Kiss“

„Vampire’s Kiss“ ist das bemerkenswerte Regiedebüt von Robert Bierman. Eine bizarre Komödie, die von einer durchwegs eigenartigen Atmosphäre sowie dem grandiosen Overacting von Nicolas Cage - in einer Intensität, die man so selten gesehen hat - lebt. In Interviews nennt Cage gerne mal die Stummfilme der Dreißiger Jahre und Nosferatu-Darsteller Max Schreck seine Inspirationsquellen. Das erkennt man in seiner Rolle als Peter Loew besonders deutlich. Nicht zuletzt stammt das womöglich bekannteste Nicolas Cage-Meme aus diesem Film, siehe Bild. (Jan Hestmann)

Ein filmischer Fiebertraum: „"Bad Lieutenant - Port of Call New Orleans", 2009

Aus dem einstigen Hollywood-Superstar Nicolas Cage ist bekanntlich ein Vielarbeiter geworden, der möglichst viele brachiale Billigfilme pro Jahr dreht. Mitten drin finden sich verrückte Geniestreiche. Wie zum Beispiel "Bad Lieutenant: Port of Call New Orleans“. Mr. Cage trifft dabei auf the one and only Werner Herzog im Regiestuhl. Die Geschichte eines rabiaten und zerrütteten Polizisten als filmischer Fiebertraum, mit einigen Szenen für die Ewigkeit.

Als „Bad Ltd“ ging einst schon Harvey Keitel für Abel Ferrara durch das filmische Fegefeuer. Es verdankt sich dem deutschen Ausnahmefilmemacher Herzog, dass diese Coverversion nicht einmal in Ansätzen ein Remake geworden ist. Oder gar eine gefällige Variante desselben Stoffs. Die Schauplätze, das Umfeld, die Story, alles anders. Nur den übertriebenen Hang zum Rausch, sei es via Drogen, Sex oder beides, teilt der neue böse Lieutenant mit seinem Vorgänger aus den frühen Neunzigern.

Cage in "Bad Lieutenant: Port of Call New Orleans", bewaffnet vor einem Kiosk

Millennium Films

„Bad Lieutenant: Port of Call New Orleans“

Der manische Cop Terence McDonagh, von Nicolas Cage einfach umwerfend dargestellt, bleibt rätselhaft. Wir erfahren nicht, woher die Restspuren des Anständigen kommen, die tief drinnen im raubenden, mordenden, vergewaltigenden Körper des Polizisten noch schlummern. Herzog verzichtet auf die übliche Psychologismen. Und gerade das macht diesen Streifen so faszinierend und seinen verkorksten Titel-Antihelden wirklich unberechenbar.

Überhaupt verblüfft Werner Herzog ständig mit stilistischen Brüchen, genialen Casting-Entscheidungen und seltsamen Wendungen. Am erstaunlichsten ist aber der Humor, der diesen Film durchzieht. „The Bad Lieutenant: Port of Call - New Orleans“ ist etwas sehr Seltenes: Ein Feelgood-Movie über Tod, Verfall und Substanzmissbrauch. (Christian Fuchs)

Ergreifendes Drama mit Trüffelschwein: „Pig“, 2021

Nicolas Cage spielt den ehemals sehr angesehenen Koch Robin Feld, der sich ganz aus der Gesellschaft zurückzogen hat, um fortan mit seinem Trüffelschwein im Wald zu leben. Was sich im ersten Moment albern anhört, erweist sich als herzzerreißendes Drama mit Tiefgang und zeigt einen Nicolas Cage in Topform und in einer seiner wohl allerbesten Rollen überhaupt. Er glänzt dabei nicht durch Overacting - im Gegenteil - in „Pig“ erzeugen die ganz kleinen Gesten maximale Wirkung.

Als eines Tages Robins Schwein plötzlich verschwindet, setzt er alles daran, es wieder zu finden und muss sich seinem alten Leben stellen. Mit seinem Regiedebüt schafft es Michael Sarnoski Erwartungshaltungen in Richtung Rachethriller à la Cage Rage permanent zu untergraben, stattdessen entspinnt sich in „Pig“ ein geradezu philosophischer Film über Identität und den Sinn des eigenen Handelns.

Nicolas Cage mit Trüffelschwein

Neon

„Pig“

Der Fährte seines gestohlenen Trüffelschweins folgend trifft Robin unterschiedliche Menschen aus seinem zurückgelassenem Leben. Es sind nicht die Fäuste, die Nicolas Cage in seiner eindringlichen Performance schwingen lässt, sondern Worte. Sein stoisches Wesen ist dabei von einer fast schon magischen Aura umgeben. „Pig“ ist ein Film, bei dem man nicht nur einmal ganz tief schlucken muss und auch die ein oder andere Träne dabei verdrückt. Für Cage-Fans ein Muss. (Jan Hestmann)

#181 FM4 Film Podcast: Nicolas Cage Special

Nicolas Cage als Graf Dracula in der Vampirkomödie „Renfield“: Eine Rolle, die fast zu aufgelegt scheint. Christian Fuchs und Jan Hestmann tauchen aus Anlass dieses Films in die Geschichte des wundersamsten und weirdesten Hollywood-Stars ein. Lobeshymnen auf Filme wie „Vampire’s Kiss“, „Pig“, „Mandy“, “The Rock”„Bad Ltd.“ oder „Adaptation“ inklusive. Hail the king of extravagant overacting. Am Montag, 29.5.2023, um Mitternacht auf FM4, im FM4 Player und überall, wo’s Podcasts gibt.

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