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Book of Hours

Weather Factory

Im Bücherlabyrinth

„Book of Hours“ ist der Nachfolger des großartigen „Cultist Simulator“ - und ein ebenso faszinierendes Rätsel für Freunde okkulten Gamedesigns.

Von Rainer Sigl

Manche Videospiele erklären mir haargenau, was ich zu tun habe, im Game „Book of Hours“ stehe ich schon ganz zu Beginn vor Rätseln. Das Spielfeld ist eine hübsche Landkarte, allerdings ist vorerst nur eine kleine Bucht zugänglich; dafür kann ich seltsame Spielkarten auf unterschiedliche Stapel mit vielsagenden Bezeichnungen schieben.

Diese Karten zeigen Menschen, Gegenstände, aber auch Gedanken oder gleich ganz abstrakte Ideen, die sich aus meiner direkten Umgebung ergeben. Eines der ständig verfügbaren Stapelfelder heißt „Consider“, also etwa: genauer betrachten, ins Auge fassen. Man füge Verb zum Substantiv, wie Karte zum Stapel; dann beginnen unterschiedliche Timer zu laufen. Als Resultat bekomme ich neue Karten, mit denen ich weitere Kombinationen ausprobieren kann.

Aus diesen Spielmechaniken und Interaktionen, und das ist das Famose daran, ergibt sich nach und nach eine faszinierende Geschichte. Klingt verwirrend? Keine Sorge: Das ist Absicht.

Okkultes Gamedesign

Unklarheit als Reiz, absichtliches Im-Dunkeln-Lassen als Motivation: Statt uns an der Hand zu nehmen, macht „okkultes Gamedesign“ das Enträtseln der Möglichkeiten und Geheimnisse eines Spiels zur zentralen Aufgabe. Die Bezeichnung „okkult“ ist in diesem Zusammenhang weniger den gruseligen Themen als dem Wortsinn „verborgen“, „zugedeckt“ geschuldet.

„Book of Hours“, entwickelt und vertrieben von Weather Factory, ist für Windows, Mac und Linux erschienen.

Auf der Ent- bzw. demgemäß: der Aufdeckungsreise in dieses Spiel zeigt sich: „Book of Hours“ ist eine Mischung aus Kartenspiel, Ressourcenmanagement und Adventure, deren Spielziel ist, eine riesige Bibliothek zu sichten und zu organisieren; wie genau das funktioniert und welche Gefahren dabei drohen, finde ich dabei Stück für Stück selbst heraus.

Ein bisschen gruselig wird es in „Book of Hours“ dann doch noch; die großartigen (englischen) Texte machen das Spiel dann zum literarischen Genuss, der sich um den Zauber und die Magie des Bücherlesens und -sammelns dreht.

Book of Hours

Weather Factory

Bücherlabyrinth mit Tiefgang

Wer sich von den bisherigen Beschreibungen an ein anderes Spiel erinnert sieht, hat recht: „Book of Hours“ ist der Nachfolger des großartigen Ausnahmespiels „Cultist Simulator“, sein Macher ist der Brite Alexis Kennedy, der auch an „Fallen London“ und „Sunless Sea“ gearbeitet hat.

Wie diese Spiele ist auch „Book of Hours“ eine Rätselbox, die Entdecker- und Forschergeist anspornt und in keine Schublade passt. „Book of Hours“ setzt die Ideen von „Cultist Simulator“ in einen größeren Rahmen und ist damit ebenso ein faszinierendes Unikat.

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