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Der Song zum Sonntag

Cheekface - „I Feel So Weird!“

Cheekface aus Los Angeles haben gerade ihr neues Album veröffentlicht und fragen sich in diesem Song, warum sie so wunderlich sind. Existenzialismus hat selten so viel Spaß gemacht.

Von Christoph Sepin

Hier ein Lied für alle, die sich wie Wunderlinge fühlen - und sich auch fragen, warum. Die zwischen Saftladen und Therapie hin- und herpendeln („I’m at the combination Jamba Juice and therapist“, singt Cheekface-Vokalist Greg Katz) für alle, die sich wundern, was der Unterschied zwischen Menschen und Hunden ist („The difference between me and a dog is I am taller“). Und die einfach einmal stolz darauf sind, es geschafft zu haben, heute die Blumen zu gießen („Look mom, I’m trying! I watered all the plants!“).

Cheekface kommen aus Los Angeles und klingen auch so. Also wie eine Rock’n’Roll-Band, die mittendrin lebt, in der Hauptstadt der Oberflächlichkeit und der Out-of-sight-out-of-mind-Mentalität, die da nicht wirklich reinpassen will, in die Welt der schönen Plastikmenschen. Anti-Los-Angeles ist der Sound des Trios dann aber doch nicht, dafür klingen die Instrumente zu sehr nach sonnigen Tagen, mit dem Auto ohne Verdeck cool Herumcruisen oder am Strand auf Palmen Starren.

Vor einer Weile haben wir hier die New Yorker Band Bodega vorgestellt, mit ihrem respektvollen Neuentwurf des US-Indie-Rock’n’Roll, Cheekface sind wohl die Westküsten-Version davon. Auch verspielt, auch ein bisschen nerdy, auch sehr, sehr humorvoll, aber ein bisschen bunter und wunderlicher. Stell dir vor, du wohnst nahe Hollywood, möchtest aber nur Lieder über Topfpflanzen schreiben. Weird, eben. „I am a slumpy plant and I need carbonated water“, singt Greg Katz.

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  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Vor ein paar Tagen ist das neue Cheekface-Album „Too Much To Ask“ erschienen und wurde kurzerhand vom Stereogum zur Platte der Woche erkoren. Von diesem sehr guten Album ein Lied auszusuchen, das hier näher vorgestellt werden soll, ist gar nicht so einfach. „Featured Singer“ ist ein Song darüber, in einem EDM-Song gefeaturet zu werden: „No one will march to it in the streets looking for a brighter day, but ukelele covers of it will crowd your YouTube suggestions“.

In „When Life Hands You Problems“ geht es um prekäre Arbeitsverhältnisse und Großstadteinsamkeit: „You are logging onto Tinder getting zero Super Likes“, singt Katz. „Your dad was a congressman, my dad was a dumpster-diving freegan“, heißt es in „Election Day“. „Don’t smash your fingers closing the window of opportunity“, ist eine erstklassige Zeile in „Vegan Water“. Ja, das neue Album von Cheekface ist eine Platte, die man sich wohl in einem Stück anhören sollte. Dauert eh auch nicht so lang.

„I Feel So Weird!“ ist dazu ein guter Startpunkt, weil es den Sound der Band gleich einmal schön zugänglich präsentiert: Die Instrumentierung klingt wie Talking Heads oder LCD Soundsystem, nur dass hier eben nicht Daft Punk in der Garage spielen, sondern Hunde bellen: „My brain is full of barking dogs, my guts are full of barking dogs, my heart is full of barking dogs, my soul is full of barking dogs“.

Es ist erstaunlich, dass man existenzielle Ärgernisse so spaßig umsetzen kann. Aber das ist die Musik von Cheekface: Fun! Sehr viel fun! „It’s hard to acknowledge something obvious when it’s really obvious“, singt Greg Katz selbstreferenziell. Cheekface singen über das Offensichtliche, über Alltäglichkeiten, übers Menschsein. Bevor das zu heavy wird, gibt es aber schon den nächsten fröhlichen Akkord, den nächsten Rhythmus zum Tanzen, den nächsten Joke, in entspannter Lässigkeit von Greg Katz präsentiert. „Ah, the weekend“, schreiben Cheekface auf Social Media. „Arguably the perfect time to kick back with your friends, listen to the birdies chirp, pop open a can with a crack and a fizz, and put on the new Cheekface album“. True that.

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