FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Jörg Buttgereit, CC BY-SA 4.0

Vera de Kok

Jörg Buttgereit: Der abseitige Genrefan als Künstler

Mit Arthouse-Horrorschockern wie „Nekromantik“ wurde der Berliner Regisseur bekannt und berüchtigt zugleich. Doch Buttgereit ist auch Theatermacher, Hörspielproduzent, Comicautor und Godzilla-Spezialist. Im FM4 Film Podcast plaudert er über seine filmische Sozialisation.

Von Christian Fuchs

Eingefleischte Horrorfans sehen sich gerne als wilde Hunde, die durch nichts aus der Fassung zu bringen sind. Wüste Splattersauereien können ihnen nichts anhaben. Allerdings nur scheinbar. Denn hinter der vermeintlichen Koketterie mit dem Andersartigen und Heftigen stecken nicht selten strikt normierte Genrezugänge. Brüche mit all den festgefahrenen Regeln und Gesetzen stoßen auf blankes Unverständnis und Ablehnung.

Jörg Buttgereit ist so ein Künstler, der in der Blütezeit seines filmischen Schaffens für verstörte Reaktionen in der Fancommunity sorgte. Mit Werken wie „Schramm“, „Der Todesking“ und den beiden „Nekromantik“-Teilen zielte der Berliner zwar nach außen auf die Schlüsselreize des Horrorkinos ab. Unter der Oberfläche der extremen Low-Budget-Produktionen eröffnen sich jedoch klaffende Abgründe, weit abseits der üblichen Schock-Klischees. Buttgereits frühe Filme kreisen um den kompromisslosen Bruch mit dem Interessenverband namens Gesellschaft.

Der Todesking

Arrow Video

Das klingt todernst, aber in einigen von Buttgereits Werken steckt auch jede Menge Humor. Gedreht mit Laiendarsteller*innen aus der Berliner Szene in den späten 80er und frühen 90er Jahren sind die Filme vieles gleichzeitig. Ernsthaft und trashig zugleich, makaber und auf rabenschwarze Weise komisch, nicht zuletzt romantisch im Hardcore-Sinn des Wortes.

Horror-Entertainment aller Arten

Der Tabubrecher und filmische Todeskönig - das ist nur eine Facette von Jörg Buttgereit. Witzig und mit einer unglaublich sympathischen, kindlichen Naivität, die er sich auch als Fiftysomething bewahrt hat, verfolgt er verschiedene Obsessionen. Als Spezialist für das herrlich infantile japanische Monsterkino hat Buttgereit fantastische Bücher über Godzilla & Co. herausgegeben, er schreibt Filmkritiken, ist Comicautor („Captain Berlin“) und drehte auch legendäre Fernsehdokus für Arte.

Zwei Superhelden beim Kämpfen

Weißblech Comics

Jörg Buttgereits „Captain Berlin“

Hörspiele und Theateraufführungen sind ein weiterer Teil seiner künstlerischen Arbeit. Titel wie „Frankenstein in Hiroshima“, „Bruce Lee – der kleine Drache“, „Horror Entertainment“ oder „Die Bestie von Fukushima“ verweisen darauf, dass Jörg Buttgereit auch im Radio seinen Leidenschaften liebevoll treu bleibt. Auf deutsche Bühnen brachte er selbst verfasste Stücke mit nicht weniger malerischen Titeln wie „Captain Berlin vs. Hitler“, „Green Frankenstein“ und „Sexmonster“.

Wo all diese Einflüsse ihre Wurzeln haben, kann man im FM4 Film Podcast mit Jörg Buttgereit als Gast nachhören. Da kommen natürlich die japanischen Monsterfilme, die seine Kindheit prägten, ebenso zur Sprache wie seine Begeisterung für Bruce Lee, Sergio Leone, die Band Kiss und, genau, die Serien „Männerwirtschaft“ und „Drei Damen vom Grill“.

fm4filmpodcast

Radio FM4

123. FM4 Film Podcast mit Jörg Buttgereit

Mit Filmen wie „Nekromantik“ oder „Der Todesking“, die man heute Arthouse-Horror nennen könnte, wurde der Berliner Regisseur bekannt. Und berüchtigt zugleich. Doch Jörg Buttgereit ist auch Theatermacher, Hörspielproduzent, Comicautor und Godzilla-Spezialist. Mit Christian Fuchs plaudert der umtriebige Genre-Liebhaber über seine filmische Sozialisation. Zum FM4 Film Podcast

mehr Film:

Aktuell: