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F comme Film - Trois Brigands Productions

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The Five Devils, viel Misere und ein bisschen Mystery

Ein kleines Mädchen mit einem unheimlich guten Geruchssinn und die Vergangenheit seiner Eltern: „The Five Devils“ erzählt eine heftige Liebesgeschichte mit ein bisschen Mystery und viel Misere. Adèle Exarchopoulos beeindruckt auch im Hochglanzdrama.

Von Maria Motter

“Blau ist eine warme Farbe“ – das war vor zehn Jahren der Coming-of-Age-Film, der eine Liebesgeschichte zweier junger Frauen erzählt hat. Und zwar derart frisch und sinnlich, dass die Hauptdarstellerinnen Léa Seydoux und Adèle Exarchopoulos mit dem Regisseur Abdellatif Kechiche die Goldene Palme in Cannes gewannen. Jetzt ist Adèle Exarchopoulos wieder der Star in einer heftigen Liebesgeschichte: „The Five Devils“ startet diese Woche im Kino, nachdem der Trailer ein großes Wow verspricht.

Adèle Exarchopoulos und Moustapha Mbengue stehen vor einem Einfamilienhaus und winken, Szene aus "The Five Devils".

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Hochglanzkino in Puzzlestücken

Fünf junge Frauen in glitzernden Gymnastikanzügen blicken auf ein Flammenmeer. Auf einem Hochzeitsbild lacht ein Paar, sie weiß, er ein Schwarzer, beide sind sie jung und schön. Und die kindlichen Peiniger eines achtjährigen Mädchens verlieren plötzlich das Bewusstsein. Das sind drei Szenen aus dem Hochglanz-Drama „The Five Devils“ von Regisseurin Léa Mysius, in dem es an symbolträchtigen Bildern nicht mangelt und das Adèle Exarchopoulos mit unbeirrbarer Haltung trägt.

“The Five Devils” startet diese Woche in den Kinos. Am 12. Mai ist Regisseurin Léa Mysius im Stadtkino im Künstlerhaus für ein Publikumsgespräch zugeschaltet.

Zu Soap & Skins Song „Me and the Devil“ im Soundtrack zieht es das Publikum zu Beginn des Films in der Vogelperspektive in eine Ortschaft inmitten von Wäldern und an einem großen See. Die Charaktere von „The Five Devils“ sind fest im französischen Alltag verhaftet: Joanne (Adèle Exarchopoulos) arbeitet im Sportzentrum, sie hält Aquajoggingkurse ab und schrubbt das Wasser in den Abfluss. Ihr Schwarzer Ehemann ist ein beliebter Feuerwehrmann. Das gemeinsame Kind wird von einer Schar Gleichaltriger regelmäßig gemobbt, ohne dass ein Erwachsener davon Notiz nimmt. Als Joannes Schwägerin Julia (Swala Emati) nach Jahren der Abwesenheit ihren Besuch ankündigt, will Joanne sie absolut nicht im Haus haben.

Regisseurin Léa Mysius erzählt in „The Five Devils“ von einer Liebe, gegen die zwei Menschen wehrlos erscheinen. Hinzu kommen Themen wie Diskriminierung aufgrund der Hautfarbe, Eifersucht und Pyromanie. Ein Duett ist zugleich eine Offenbarung im Film „The Five Devils“: Adèle Exarchopoulos singt in ihrer Rolle als Joanne angetrunken Bonnie Tylers Hit „Total Eclipse of the Heart“ im Ausgehlokal ihrer Ortschaft und niemand kann ihre Liebe mehr negieren.

Nicht ihr Vater, der die Sporttrainerin fragt, wann sie zuletzt Sex mit ihrem Ehemann gehabt hat, nicht ihr Mann selbst und sogar der gemeinsamen 8-jährigen Tochter ist da, in der Mitte des Films, alles klar. Die Karaoke-Szene ist das Herzstück der Geschichte: Ausgerechnet Joannes Schwägerin Julia stimmt mit ein.

Kind mit Afro und Sonnenbrille.

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Sally Dramé spielt die achtjährige Vicky in „The Five Devils“, ein Kind mit einem außergewöhnlichen dritten Sinn.

Das Kind im Film hält in einer anderen Szene gewissenhaft die Stoppuhr, als die Mutter im 7 Grad kalten See ihre Bahnen zieht. Zuvor hat das Mädchen die Mutter mit Melkfett eingecremt und ein wenig Restfett in ein Marmeladeglas geschmiert. Joannes Tochter hat eine unheimliche Gabe: Ihr Geruchssinn ist dermaßen gut, dass sie etwa ihre Mutter meterweit riechen und die Vergangenheit erahnen kann.

Der unglaubliche Drive, den der Trailer bewirkt, wird im Film durch das Mädchen im Zentrum der Geschichte eine Weile hochgehalten. "The Five Devils“ könnten also für die fünf Sinne stehen.

Doch wenn sich Kino dem Geruchsinn annimmt, kann es stets nur beim Experiment bleiben. „The Five Devils“ ist Hochglanzkino mit einer Geschichte, die in einzelnen Puzzlestücken präsentiert wird und die einen doch bei allem Drama und allen euphorischen Kritiken dazu seltsam unberührt zurücklassen kann. Zudem muss für die queere Liebe hier einmal mehr wieder gewaltig gelitten werden.

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