Ein psychedelischer Ausflug in die Wüste mit Mount Kimbie
Von Natalie Brunner
Mount Kimbie existieren als Duo schon seit fast 15 Jahren und die Musik, die unter diesen Namen veröffentlicht wird, wächst und mutiert. 2008, als Dubstep in seinen verschiedenen Spielarten aus UK kommend die Hörgewohnheiten und die Welt der Club- und auch der Popmusik verändert hat, begannen Kai Campos und Dominik Maker unter dem Namen Mount Kimbie, Musik zu produzieren. Sehr eng war das Duo immer mit James Blake, es gibt mannigfache Zusammenarbeiten.
Warp
Mount Kimbie haben auch immer versucht, etwas Neues zu machen. Musik für Verliebte und Betrüger, Musik für Clubs, Musik für große Festivalbühnen, Musik für Städteplanung, immer Neues und Innovatives haben Mount Kimbie versucht.
Jetzt gibt es Musik aus der Wüste, Musik, die fast schon Indie Rock ist. Und die größte Neuigkeit: Mount Kimbie ist jetzt eine vierköpfige Band und kein Duo mehr. Der gewalttätige Sonnenuntergang ist ein sehr guter Albumname für ein Werk, das in der Yucca Wüste von Kalifornien entstanden ist.
Ein psychedelisches Indie Rock-Album mit stark bearbeiteten Sounds: Mount Kimbie haben mich wieder überrascht und fasziniert. Dominic Maker, 50 Prozent der Urbesetzung von Mount Kimbie, lebt mittlerweile in Los Angeles und produziert für und mit Artists wie Jay Z, Slowthai, Travis Scott oder Rosalía. Er macht Musik für Filmsoundtracks und Haute Couture Shows. Ein Ort, eine Lebenssituation, in der man viel Geld verdienen kann, sich aber wahrscheinlich auch viel Blödsinn anhören muss.
Vielleicht wäre Los Angles auch schon kollabiert, wenn es von dem Zentrum der Popindustrie nicht nur ein Katzensprung in die den Geist klärende Leere und Ruhe der Wüste wäre. Es ergibt alles Sinn, wenn man dies in Betracht zieht und auf dem neuen Mount Kimbie Album, „The Sunset Violent“ auf Tracks wie das sechs Minute lange „Empty & Silent“ mit einem mürrisch-lebendigen King Krule trifft.
Der Song „Shipwreck“ ist ein elektronisch gefiltertes Shoegaze-Duett, das mich an Bands wie Stereolab, Echo and the Bunnymen, Sonic Youth und auch The xx erinnert. Dominic Maker und Keyboarderin Andrea Balency-Béarn besingen eine im Abgrund verschwindende Beziehung so absolut, als gäbe es kein Morgen, sondern nur den dichten Nebel des Selbstmitleids und der Verzweiflung.
Nachdem Mount Kimbie seit der Gründung mutiert und gewachsen sind, scheinen sie als Band in der Wüste nach sowas wie Wurzeln zu suchen, nach einer Identität in einem durch das Band-Format definierten Rahmen. Ich glaube aber nicht, dass der Sound von „The Sunset Violent“ die Schablone einer bleibenden Identität ist. Mount Kimbie werden weiterziehen. Die Geschichte des wandelnden Bergs wird spannend bleiben.
Publiziert am 08.04.2024