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Vampire Weekend: Pressebild zum neuen Album "Only God Was Above Us", mit Hund!

Michael Schmelling

Vampire Weekend und „Only God Was Above Us“

Vampire Weekend kehren fünf Jahre nach dem letzten Longplayer mit neuen Songs zurück. „Only God Was Above Us“ nennt die New Yorker Band ihr neues Album. Manches klingt dabei klassisch nach Vampire Weekend, anderes kommt neu hinzu.

von Eva Umbauer

Vampire Weekend sind seit ihrem 2008 erschienenen ersten Longplayer eine Lieblingsband, eine Lieblingsband aus New York City. Wer noch nie von Vampire Weekend gehört hat: Es ist nicht zu spät, die Musik dieser Band kennenzulernen. Vielleicht indem man mit dem neuen Album beginnt und sich zurückhört zum Debüt mit den Barock-Pop- und World-Beat-Einflüssen, und dann gleich wieder nach vor zum neuen Streich der Band rund um Ezra Koenig: „Only God Was Above Us“.

Es ist immer so eine Sache mit Gott. „Only God Was Above Us“, der Titel des neuen, fünften Albums von Vampire Weekend, ist aber rasch geklärt: Es handelt sich um eine alte Zeitungs-Headline: „Only God Was Above Us“ bezieht sich auf die Aussage eines Passagiers, der sich in einem Flugzeug befand, als dieses das Dach verlor - es flog sozusagen einfach weg.

Es war höllisch für die Passagiere auf diesem Flug im April 1988 auf Hawaii, als plötzlich der Himmel zu sehen war über ihren Köpfen: Als „Only God was above us“, beschrieb das später einer der Passagiere, was man natürlich auch interpretieren kann, dass er zu beten anfing, sich auf „Gott“ verließ, ob das gut ausgehen würde oder nicht. Es ging für alle letztlich gut aus, außer für eine Flugbegleiterin.

Only God Was Above Us

Vampire Weekend: Cover des Albums "Only God Was Above Us" . Foto aus einer kaputten Ubahn, jemand liest darin Zeitung mit dem Titel darauf

Columbia

„Only God Was Above Us“ von Vampire Weekend ist am 5.4.2024 bei Sony Music/Columbia erschienen.

Diese Geschichte hat Ezra Koenig also so fasziniert, dass er das neue Album von Vampire Weekend nach der Zeitungsschlagzeile betitelte. Musikalisch gibt es viele Spielereien auf der Platte, zum Beispiel experimentelles Jazz-Piano-Spiel, orchestralen Pop, fantasievolle Trompeten oder 90er Jahre Hip-Hop-Rhythmen. Was das Herumbasteln am Drum-Sound betrifft, ist Producer Ariel Rechtshaid, ein alter Freund der Band, ein Spezialist. „We tinker around quite a bit“, sagt Ezra Koenig. So arbeiten Vampire Weekend nun mal, und deshalb hat das ganze auch ein paar Jahre gedauert.

„Naturally, after each album, I always have a desire to do something different, present some form of contrast. So with this album, you know, I looked at ‚Father of the Bride‘. That’s our double album. You know, that’s our ‚White Album‘. There’s 18 songs, we go into different genres, there’s these quick little sketches, very short songs, you know.... And that album felt right at that time. So naturally, I wanted this album to be a little tougher, more focused, 10 tracks… So going in, I knew that this album, I wanted it to have a harder edge. And then as Ariel and I got in the studio and we started talking about music we grew up listening to and talking about what felt fresh for Vampire Weekend, naturally, that drew us towards things that have never really been part of the Vampire Weekend universe, distorted guitars and kind of like ’90s very gritty drum sounds and some of these kind of, you know, intense moments.“

„Dark Side Of The Moon“ meets „Paul’s Boutique“, so in etwa sollte die Platte angeblich werden, also Pink Floyd trifft auf Beastie Boys. Vampire Weekend legten sich die Latte jedenfalls hoch. Mission accomplished? Die Vorstellung alleine ist jedenfalls schon irgendwie schön, und Vampire Weekend können ja praktisch nichts falsch machen - zumindest ist man sofort im Bann von Ezra Koenig und Co, wenn man etwa das entzückende „Classical“ hört oder auch das fast acht Minuten lange „Hope“, den Albumcloser.

Eine New-York-Platte ist „Only God Was Above Us“ jedenfalls. Aber sicher, sagt der New-York-Native Ezra Koenig, dessen Vorfahren aus Ungarn und Rumänien stammen. Aufgenommen wurden die Songs aber zum Teil auch etwa in Tokyo, und in London, wo die Frau von Ezra Koenig jeweils gerade gearbeitet hat. In London fühlte sich Ezra besonders wohl, war viel zu Fuß unterwegs auf den Straßen der Stadt und ließ sich treiben mit Musik im Kopfhörer und immer bereit, musikalische Ideen zu notieren.

„I’m a walker“, sagt Ezra Koenig. Beim Zu-Fuß-Gehen, beim Spazieren, fällt ihm viel ein, was er für Vampire Weekend verwenden könnte, neben den Inspirationen, die die anderen beiden Bandmitglieder haben, Bassist Chris Baio und Drummer Chris Tomson. Multiinstrumentalist Rostam Batmanglij ist ja nicht mehr dabei - das Gründungsmitglied produzierte die ersten drei Platten der Band, ist aber mit Ezra, Chris und Chris weiterhin freundschaftlich verbunden und hat auch bei den aktuellen Songs mitproduziert.

Vampire Weekend: s/w Pressbild zu "Only God Was Above Us"

Michael Schmellig

Optimismus & Pessimismus

Die Arbeiten an „Only God Was Above Us“ starteten bald nach dem letzten Album, nach „Father Of The Bride“, also vor vier Jahren, als die Pandemie begann. Das neue Album von Vampire Weekend fängt mit den Worten „fuck the world“ an.

„I’ve looked at all the information and it’s very obvious to me that pessimism is the most realistic, rational way to look at the world. I’ve had that mindset at times in my life. Now I realise that is not the pinnacle of thinking. That’s somewhere in the middle. And then I’ve spent time with people who actually go past that. So I’m interested in that debate. There’s some people that think pessimism is the logical, rational view of humanity in the world and other people find that to be actually a bit of an immature philosophy. So I like the idea that in the beginning there’s this debate of the ‚fuck the world‘ versus the person who’s not so sure about it, because it sets the tone for the whole album.“

Too Old To Die Young

Ezra Koenig von Vampire Weekend ist gerade vierzig Jahre alt geworden. Auch über die Endlichkeit des Lebens macht er sich Gedanken: „Capricorn, the year that you were born, finished fast and the next one wasn’t yours, too old for dyin’ young, too young to live alone...“, heißt es im Song „Capricorn“, benannt nach dem Tierkreiszeichen Steinbock, das das letzte der Sternzeichen im Jahr ist.

Das viel zu frühe Sterben hat Ezra Koenig schon verpasst. Er lacht. Letztlich sind Vampire Weekend auf Abenteuer aus mit „Only God Was Above Us“ anstatt sich allzu lang mit Düsterem aufzuhalten.

Westafrikanische Gitarren gibt es diesmal keine auf dem Album, dafür aber indische Raga-Inspirationen via den Minimal-Musiker Terry Riley, und: Manches erinnert an die, äh, Strokes, etwa „Gen-X Cops“ - sehr schön, und sehr New York eben. Welcome back, Vampire Weekend.

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