FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

"Immaculate" Filmstills

Polyfilm

FILM

Sympathy for the Devil: Eine Horror-Rundschau im FM4 Film Podcast

Der Teufel ruft: Filme wie „The First Omen“, „Immaculate“ oder „Late Night with the Devil“ bringen den guten alten Beelzebub wieder ins Spiel. Zusammen mit Gästen vom SLASH Filmfestival liefern wir einen kleinen Überblick in Sachen diabolisches Gruselkino.

Von Christian Fuchs

Keine Frage, der Teufel gehört natürlich schon immer zur Popkultur, von provokanten Hits der Rolling Stones hin zu diversen Metal-Subgenres, von satanischen Sekten mit Hollywood-Connections bis zu unzähligen Filmen.

Während der gute/böse alte Beelzebub im Rock’n’Roll oft für eine antiautoritäre Rebellion steht, liebt ihn das Horrorgenre als ewigen Antagonisten. Grusel-Klassiker wie „Rosemarys Baby“ oder „The Exorcist“ bekommen dadurch einen deutlich katholischen Anstrich. Denn wenn sich Satan in diesen Filmen unheilvoll manifestiert, muss man im Gegenzug auch eine göttliche Präsenz akzeptieren. Besonders erfolgreiche Horror-Reihen der Gegenwart, man denke nur an die „Conjuring“-Franchise, wirken tatsächlich oft wie vom Vatikan finanzierte Propaganda-Werke.

"The First Omen" Filmstill

Disney

„The First Omen“

Es gibt aber aktuelle Filme, die mit der Thematik ganz anders umgehen. „Des Teufels Bad“, der viel diskutierte österreichische Historienschocker mit Anja Plaschg, bleibt auf dem Boden historisch verbürgter Tatsachen. Was die Geschichte über Depression und Kindesmord im 18. Jahrhundert umso beklemmender macht. Luzifer symbolisiert darin einzig eine seelische Dunkelheit, fernab von übernatürlichen Erscheinungen.

Szenenbild aus "Des Teufelsbad": Eine verzweifelte Frau beim Beten

Filmladen

Des Teufels Bad

Kirchenkritisch, ketzerisch und feministisch

Christian Fuchs mit Markus Keuschnigg und Teresa Wagenhofer vom Slash Festival

FM4

Der Teufel ruft: Eine Horror-Rundschau

Christian Fuchs mit Markus Keuschnigg und Teresa Wagenhofer vom Slash Festival

Am 5.5.2024 um Mitternacht auf FM4 und im FM4 Filmpodcast.

Viel genrekonformer geht es in US-Teufelsthrillern wie „The First Omen“ oder „Immaculate“ zu, die vor kurzem in deutschsprachigen Kinos angelaufen sind. Der erstere Film, ein visuell berauschendes Prequel zu Richard Donners 70ies-Horrormeisterwerk „The Omen“, folgt einer jungen Amerikanerin nach Rom, wo sie ihr Leben ganz in den Dienst der Kirche stellen will. Schon bald gerät die zurückhaltende Margaret (Nell Tiger Free aus der Gänsehaut-Serie „Servant“) aber ins Zentrum einer Verschwörung mit satanischem Hintergrund.

Ganz ähnlich der Plot von „Immaculate“, in dem Sidney Sweeney (der Shootingstar aus „Euphoria“) nach Italien geht, um Nonne zu werden. Auch die junge fromme Cecilia wird mit düsteren Ereignissen konfrontiert. Als sich nach einer ärztlichen Untersuchung herausstellt, dass sie schwanger ist, beginnt die streng religiöse Jungfrau an ihrem Verstand zu zweifeln.

"Immaculate" Filmstills

Polyfilm

„Immaculate“

Trotz unleugbarer und spektakulärer Auftritte des Teufels in beiden Filmen wirken „The First Omen“ und „Immaculate“ weit entfernt von der katholischen Folklore in Blumhouse-Produktionen. Kirchenkritisch, ketzerisch und feministisch geprägt, spiegeln diese ambitionierten Horrorstreifen einen neuen Zugang in Sachen Antichrist. Besonders „The First Omen”, das Regiedebüt von Arkasha Stevenson, fasziniert als gespenstische Verbeugung vor okkulten Kinotraditionen wie auch als sensibles Coming-of-Age-Drama im Stil einer Sofia Coppola.

Schwarzer Humor und schwere Verstörung

Beide Filme eignen sich jedenfalls wunderbar als Diskussionsgrundlage für eine Episode unseres FM4 Filmpodcast. Da passt es dann perfekt, dass diese Woche wieder einmal im Wiener Filmcasino das SLASHeinhalb Filmfestival stattfindet, mit einigen besonders teuflischen Beiträgen im Programm. Zusammen mit SLASH-Mastermind Markus Keuschnigg und der Festival-Fotografin Teresa Wagenhofer entspinnt sich ein spannendes Gespräch über (un-)heilige Tendenzen im Horrorkino.

Besonders ausführlich kommen dabei zwei Werke vor, die es beim SLASHeinhalb auch vor dem offiziellen Kinostart auf der Leinwand zu sehen gibt. In “Late Night with the Devil”, von dem Regie-Brüderduo Cameron und Colin Cairnes, versucht ein Fernsehmoderator, seine Late-Night-Show vor dem Quotenabsturz mit übernatürlichen Phänomenen zu retten.

Der kleine, feine und stellenweise sehr gemeine Film taucht authentisch in die Fernsehwelt der 70er Jahre ein, vom Setdekor bis zu den Hemdkrägen stimmen alle Details. Wenn irgendwann das Grauen in der käsigen Show-Kulisse einbricht, in Form einer besessenen jungen Frau, verwandelt sich die Siebziger-Hommage in einen irrlichternden Albtraum á la „Evil Dead“. Hauptdarsteller David Dastmalchian, eine echte Kultfigur in der amerikanischen Goth-Szene, brilliert als abgewrackter Showmaster.

Während “Late Night with the Devil” den Schrecken mit viel schwarzem Humor auflockert, gibt es in dem argentinischen Film „When Evil Lurks“ nichts zu lachen. Der schwer verstörende Hardcore-Schocker von Demián Rugna erzählt von zwei Brüdern, die in einer ländlichen Gegend mit einem Besessenheits-Virus konfrontiert werden. Body Horror trifft Zombie Horror trifft eine extrem pessimistische Sozialstudie.

Das eklige Dämonen-Make-Up vergisst man danach ebenso wenig wie den konstant hysterischen Tonfall. Mit einigen besonders krassen Tabubrüchen (Tiere und Kinder sind involviert, lautet die Triggerwarnung) schreibt sich „When Evil Lurks“ in die Geschichte des Terrorkinos für immer ein. Ganz viel Gesprächsstoff für unseren Podcast jedenfalls, in dem es übrigens ausgesprochen gut gelaunt zu geht. Fast schon teuflisch gut gelaunt.

FM4 Film Podcast #232 - Der Teufel ruft: Eine Horror-Rundschau

Das Horrorgenre boomt gerade wieder, eine Menge Filme bringt dabei den guten alten Beelzebub ins Spiel. „The First Omen“ und „Immaculate“ folgen jungen Amerikanerinnen in italienische Klöster, dort lauern unheimliche Verschwörungen und drohen teuflische Schwangerschaften. In der Gruselsatire „Late Night with the Devil“ manifestiert sich das Böse während einer 70ies Talkshow, der argentische Schocker „When Evil Lurks“ zeigt auf verstörende Weise Besessenheit abseits von Religion. Christian Fuchs begrüßt Markus Keuschnigg und Teresa Wagenhofer vom Slash Festival im Studio, zu einem spannenden Überblick in Sachen aktuelles & diabolisches Horrorkino. Am 5.5.2024 um Mitternacht auf FM4 und im FM4 Filmpodcast.

mehr Film:

Aktuell: