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Gratis Verhütungsmittel in Österreich?

In Sachen Empfängnisverhütung gibt es in Österreich großen Verbesserungsbedarf, zu diesem Ergebnis kommt ein EU-Bericht. Eine Gruppe aus Nationalrats-Abgeordneten lässt nun mit Forderungen nach kostenloser Verhütung aufhorchen.

Von Xaver Stockinger

Viel Luft nach oben – so in etwa könnte man das Ergebnis des „Contraception Policy Atlas Europe 2023“ aus österreichischer Sicht deuten. Die Studie, die Verhütungspolitik im gesamten europäischen Raum untersucht, attestiert Österreich in ihrer Bewertung einen Wert von 62,2%. Damit befindet sich Österreich zwar weit vor Polen und Ungarn, jedoch abgeschlagen hinter den Verhütungs-Europameistern Großbritannien, Frankreich oder Belgien.

Doch was genau hat dieser Verhütungsatlas untersucht? Er zeigt, in welchen Ländern der Zugang zu Verhütungsmitteln, die Beratung über Empfängnisverhütung und die Online-Aufklärung am besten läuft. In Österreich gebe es zwar genügend verfügbare Online-Informationen zu diesem Thema, allerdings sei der Zugang zu den Verhütungsmitteln und zur Beratung nicht niederschwellig genug.

Landkarte Verhütungsatlas

EPF

Verhütung: In Österreich Privatsache

Verhütung in Österreich ist - anders als in vielen nord- und westeuropäischen Ländern - nicht in das Gesundheitssystem eingebunden. Verlässliche Langzeitverhütungsmittel wie Kupfer- oder Hormonspiralen kosten in Österreich rund 500€ und müssen selbst bezahlt werden - Geld, über das vor allem jüngere oder einkommenschwächere Menschen nicht verfügen. In der Regel greifen diese dann zu billigeren, weniger sicheren Verhütungsmitteln und das hat Folgen:

Kleiner Tipp: Bei der Aidshilfe Wien kann man sich täglich bis zu drei Kondome kostenlos abholen.

„Dadurch entstehen mehr ungewollte Schwangerschaften, mehr Schwangerschaftsabbrüche, aber auch prekärere Situationen durch Jobverluste oder Ausbildungsabbrüche“, so Faika El-Nagashi. Sie ist grüne Nationalratsabgeordnete und Teil von #parlaandsex, einer Gruppe aus Parlaments-Abgeordneten aus mehrheitlich Grünen, SPÖ und Neos. Die Gruppe setzt sich für den Schutz der sexuellen und reproduktiven Gesundheit ein und fordert nun anlässlich des Verhütungsatlas einen „barrierefreien und niederschwelligen Zugang zu Verhütungsmitteln für alle Menschen“ in Österreich. „Es gibt aktuell keinerlei Unterstützung von öffentlicher Hand. Zwar sind die Verhütungsmittel überall erhältlich, aber der Zugang setze eine Privatleistung voraus“, kritisiert die Initiative.

Beratung & Bildung is Key

Außerdem gefordert: Mehr und vor allem kostenlose Verhütungsberatung. Denn momentan gibt es diese in Österreich nur für Menschen unter 18 und ausschließlich in Gynäkologischen Praxen. Laut der Jugendsexualpädagogin Dorit Nopper wäre hier auch sexuelle Bildung von Jugendlichen essenziell. Seit 1970 gebe es Forderungen, dass Sexualität qualitätsvoll und umfassend im Unterricht behandelt werde. Dennoch gebe es in den Schulen einen solchen Unterricht bis heute nicht, obwohl der Bedarf und das Interesse groß wären.

Ob sich für die Forderungen eine politische Mehrheit findet, wird sich zeigen. Bis dahin findet man Österreich im Verhütungsatlas weiterhin im mäßigen Mittelfeld.

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