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Bunte Blätter

Pixabay/StockSnap

Todor

Wenn das Geld vertrocknet

Wichtige Lebenslektion: wer sich einen Sandburger kaufen möchte, sollte genug grüne Blätter haben.

Eine Kolumne von Todor Ovtcharov

„Es wird alles immer teurer!“, sagt meine vierjährige Tochter zu ihrer fünfjährigen Freundin im Sandkasten. Beide machen gerade Burger aus Sand, die sie den anderen Kindern aus dem Block in ihrem imaginären Geschäft verkaufen wollen. Außer Köfte aus Sand haben sie auch drei echte Schnecken im Angebot, die sie als große Delikatesse präsentieren wollen. Man bezahlt mit Blättern.

Unterschiedliche Blätter haben auch einen unterschiedlichen Wert: Grüne, dicke Blätter werden am höchsten geschätzt, weil sie am längsten halten, gelbe Blätter sind weniger wert und vertrocknete sind ganz wertlos und werden empört von den Sandburgerverkäuferinnen zurückgewiesen.
„Wie wagst du es, mit Geld zu zahlen, das in meinen Händen zerbricht!“, sagt die eine Verkäuferin, als die andere doch einmal selbst versucht, mit trockenen Blättern zu zahlen. Die Käuferin wird traurig, da man ihr „Geld“ nicht akzeptiert. Sie versucht zu verhandeln. „Das ganze Geld wird irgendwann gelb und wertlos“, sagt sie und zeigt auf den dicken Stapel mit grünen Blättern, „deine Blätter werden auch gelb und du wirst dir nichts mehr kaufen können.“ Sie fühlt sich wieder gut, da sie eine neue Regel der Wirtschaft erkannt hat und brät mit Freude einen nächsten Sandburger.

Muschel aus Sand geformt

Pixabay/Królestwo Nauki

Die Mütter und Väter, die im Schatten um die Sandkiste herumsitzen, schmunzeln, eher traurig als belustigt. Gespräche über Inflation werden geführt, aber nicht so sorglos wie bei den Kindern. Dann werden alle still, man will eigentlich nicht darüber reden. Man fragt sich nur, was die drei Schnecken kosten werden und ob die ganzen Blätter im Park dafür ausreichen.

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