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APA/AFP/IBRAHIM HAMS

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FM4 Auf Laut zum Israel-Palästina Konflikt

Die Terrorgruppe Hamas hat Israel angegriffen – der schwerste Angriff auf Israel seit 50 Jahren. Der Nahost-Konflikt ist zurück in der öffentlichen Wahrnehmung. Die wichtigsten Fragen dazu beantwortet Journalistin und Nahost-Expertin Gudrun Harrer.

Mehr als 1600 Menschen sind bereits auf beiden Seiten gestorben, mehr als 5000 wurden verletzt. Israel hat auf den Angriff der Hamas mit Luftangriffen reagiert. Und es will den Gazastreifen komplett abriegeln, auch kein Wasser oder Nahrungsmittel dürfen hinein. Für die dortige Bevölkerung eine Katastrophe. Die UNO sagt dazu, dass das gegen das Völkerrecht verstößt.

Um die Spirale der Gewalt zu beenden, fordert Amnesty International, die Ursachen des Konflikts anzugehen. Dazu gehört ein Ende der israelischen Blockade des Gazastreifens und ein Ende des Apartheidsystems gegen die Palästinenser.

Gibt es hier zurzeit Chancen auf Deeskalation? Wir haben Gudrun Harrer gefragt, Journalistin beim Standard und Nahostexpertin.

Radio FM4: Welche Chancen für eine Deeskalation gibt es zurzeit? Welche Länder könnten als Vermittler auftreten?

Gudrun Harrer: Es können die Staaten etwas tun, die mit der Hamas eine Gesprächsbasis haben. Einer davon ist das Emirat Katar, das auch immer wieder Hilfe für den Gazastreifen geleistet hat. Übrigens auch mit israelischem Konsens, das wird nicht hinter dem Rücken Israels gemacht, wie es oft dargestellt wird. Und natürlich auch Ägypten würde sich als Vermittler eignen.

Aber ich bin nicht sehr optimistisch, dass es schnell zu einer Deeskalation kommen wird. Es wird jetzt versucht, wenigstens die Kinder und alten Menschen zu befreien, die als Geiseln genommen wurden. Aber ich glaube auch nicht, dass die Hamas diese ohne Gegenleistung freilassen wird. Auch in Israels Gefängnissen sitzen viele Palästinenser:innen. Aber ich glaube nicht, dass Israel diesen Deal eingehen und Palästinenser:innen freilassen wird.

Wie groß ist die Gefahr, dass sich dieser Konflikt in der Region ausbreitet?

Die größte Gefahr ist die Nordgrenze, auf der anderen Seite im Libanon herrscht die Hisbollah, die dem Iran noch viel enger verbunden ist als die Hamas. Ideologisch und historisch. Auch die Hisbollah wurde in den letzten 10 Jahren enorm aufgerüstet, hat unglaublich viele Raketen. Dort droht tatsächlich die Eröffnung einer neuen Front, die für Israel ein echtes Problem wäre.

Gab es da in den letzten Tagen Anzeichen dafür?

Es gab schon einiges an Schlagabtausch. Die Hisbollah hat bereits über die Grenze gefeuert und die israelische Armee hat zurückgeschossen. Es gab auch Versuche von Infiltrationen durch die Hisbollah. Also diese Sorge um die Nordgrenze hat durchaus eine Berechtigung.

Der Österreichische Bundeskanzler und Bundespräsident bekennen sich hier im Konflikt klar zum Staat Israel, die israelische Flagge wurde am Bundeskanzleramt gehisst. Auf der Mariahilfer Straße gibt es aber auch propalästinensische Demos und auch auf Social Media wird viel pro Palästina geteilt. Wie wird in Österreich mit dem Konflikt umgegangen?

Es gibt, wie Sie richtig sagen, nicht den einen Umgang mit dem Konflikt. Ich finde schon, dass man das Verhältnis derer, die jetzt hinter Israel stehen, und der anderen sehen sollte. Ich habe mir diese Demonstration vor dem Bundeskanzleramt angeschaut, die sich ja auch nahe dem Denkmal der Verfolgten der NS-Militärjustiz abgespielt hat. Aber das waren wirklich nicht viele Leute! Wobei ich diese Solidarität mit einem Terroranschlag nicht nachvollziehen kann. Dann könnte man ja auch bei 9/11 diskutieren, ob der Anschlag nicht doch berechtigt war, wegen der US-Außenpolitik in der Region. Also völlig absurd! Es ist aber nicht nur ein europäisches Problem, wir sehen das auch in der islamisch geprägten Welt: Viel Verständnis gibt es da für diesen Angriff der Hamas und sogar Themen kommen auf, die man schon längst als ad acta gelegt geglaubt hat. Wie die Vernichtung Israels. Aber zum Glück ist die Existenz Israels heute nicht bedroht.

FM4 Auf Laut am 10.10. um 21 Uhr zum Thema Israel-Palästina: Zu Gast sind Gudrun Harrer und Moritz Ehrmann, Leiter des Austrian Center for Peace.

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