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Christian Fischer

„Altes Glück“ - neue Lieder von Modecenter

Alles, was dich echt befreit, treibt dich in deine Einsamkeit. Neue Lieder über das alte Glück von der fabelhaften Rock’n’Roll-Partie Modecenter.

Von Christoph Sepin

Staying humble ist eine wichtige Grundprämisse, möchte man eine leiwande Band sein. Vor allem im eh nicht mehr so oft, aber doch noch manchmal dick aufgetragenen Rock’n’Roll. Es steht Musiker:innen gut, sich immer ein bissl zu understaten, auch wenn andere fix wissen, wie gut man ist, und man selber wahrscheinlich auch.

Modecenter ist so eine Band, da ist es eigentlich unfair nur drüber zu schreiben bzw. drüber zu lesen. Modecenter ist live. Wer bei einer Show der Partie aus Wien gewesen ist, weiß: Was da zusammengehämmert und losgeschreddet wird, das macht außer ihnen kaum jemand. Zumindest in Österreich.

Um sich so schön ins Gesicht schreien zu lassen, muss man eigentlich den Zug nach London nehmen - oder nach Bristol, wo so Bands wie Idles herkommen. Also aus der Kategorie: das Beste, was es grad im Rock’n’Roll, vor allem live gibt. So arg vergleichen wollen sich Modecenter aber gar nicht mit der UK-Szene, sie haben nur eine Message: „Wir sind wahrscheinlich ein bisschen billiger als Idles.“ Also nicht in Qualität und Sound, sondern Preis. Wenn ihr das lest und gern Idles booken wollt, nehmt doch Modecenter. Ihr werdet es nicht bereuen.

Denn gute Bands spielen nicht auf Bühnen, sondern in Mengen. Werden Teil vom eigenen Publikum, bouncen da herum und geben das Gefühl: Ui, hier könnte ja wirklich alles passieren. Das ist live. Und sehr gute Bands schaffen es, das auf Platte umzusetzen. Leg „Altes Glück“ von Modecenter zuhause auf, mach Party mit dir selbst und fühl dich wie im Moshpit.

Das Glück liegt auch nicht, wie es der Albumtitel vermuten lässt, in der Vergangenheit. „Der Titel ist bewusst mehrdeutig gewählt. Weil Glück etwas Subjektives ist und man gern damit spielen soll, mit vielen Bedeutungen von Wörtern.“ Lieder auf „Altes Glück“ haben herrliche Namen: „Endurance Eurodance“ und „Kalter Rauch“, „Dreck“ und „Salto“.

Im letztgenannten auch so clevere Zeilen wie: „Alles, was dich echt befreit, treibt dich in deine Einsamkeit.“ Ist es so arg? Kann man wirklich nur frei sein, wenn man einsam ist? Wenn sich niemand kümmert? Abgekühlte Post-Punk-Messages, aber auch hier: „Das hat mehrere Bedeutungen.“ Eine davon: Es geht um Zweideutigkeit beim Musikmachen. Dass man rausgehen will (Livespielen), aber auch während der einsamen Tage im Studio oder Proberaum im kreativen Prozess abdriften kann.

Modecenter

Christian Fischer

Musikmachen heißt immer den eigenen Instinkten zu vertrauen, dass das, was man für gut hält, auch gut ist. Modecenter haben das große (alte) Glück, ein sehr gutes Gespür dafür zu haben. Der erste Anspruch ist einfach: Freund:innen machen gemeinsam Musik. Dann gibt es eine stillschweigende Vereinbarung, was der Sound ist. „Es muss einfach cool sein“, sagen David und Hannes von Modecenter und lachen. Und haben recht.

„Es ist keine böse Coolness“, stellen sie klar, „oder abgehobene Coolness. Es geht einfach darum, dass es der Vibe der Musik ist“. Staying humble, also, da ist es wieder. Eine Empfehlung für alle Menschen, die gern das hören, was man manchmal Post-Punk nennt und die gern Rock’n’Roll-Liveshows anschauen. Für Kurzentschlossene: Modecenter spielen am Freitag, 10. Mai 2024, eine Albumreleaseshow im Lot in Wien und am 11. Mai in der KAPU in Linz. Im Herbst geht es dann auf Deutschlandtour. „Altes Glück“ ist auf Siluh Records erschienen.

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