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Patrick Wally

donauinselfest

I don’t want to go to sleep either

Der Abschlussabend am Donauinselfest, es regnet, so what. Sieben von hundert triftigen Gründen, dass das keine Ausrede ist, zuhause zu bleiben.

Von Lisa Schneider

Na endlich. Sonntag, 14 Uhr, es beginnt, in Strömen zu regnen. Das richtige Wetter, um zu beweisen, wie witterungsbeständig und überzeugt die BesucherInnen der FM4 Bühne am gestrigen letzten Abend des Donauinselfests sind.

M. P. singt ein Duett mit Sophie Lindinger (Leyya)

M. P. spielt zu einem Zeitpunkt, als sich der strömende Regen passend zu seinen Beats in langsame, dicke Tropfen verwandelt. Das lässt sich schon aushalten, und das dampfend-tropische Klima passt doch auch irgendwie zum Sommerurlaub auf Bali, wenn man die Augen schließt.

Der junge oberösterreichische Rapper bezeichnet sich selbst vorrangig als Producer, denn dort hat er angefangen. Live ist das Ganze dann nochmal etwas ganz anderes: da fabriziert er keine Beats, sondern Overdubs mit einem Sampler und rappt über seine eigenen Songs. Wie er uns im Interview kurz vor seinem Auftritt verraten hat, denkt er dabei gern an Kanye West, der vor seinem übermenschlichen Stardom hauptsächlich selbst hinter den Reglern gesessen ist und sich ums Producen gekümmert hat.

Auch am Sonntag wird schnell klar: Allstar-Auftritte sind wieder ein Ding, Gerard hat’s am ersten Abend mit seiner Futuresfuture-Labelnight vorgemacht, und auch der Nino aus Wien hat sich samstags ein paar liebe KollegInnen auf die Bühne geladen. M. P. holt sich zum Song „Hold My Hand“ Kollegin Sophie Lindinger von Leyya auf die Bühne. Und fast zu schön, aber wahr, der Regenfall ist in diesem Moment so gut wie beendet.

K. Flay hat magische Kräfte und stoppt den Regen

I put a spell on you! Die amerikanische Sängerin und Rapperin K. Flay hat uns vor ihrem Auftritt erzählt, dass es seit den gut sieben Jahren, die sie jetzt auf diversen Festivals rund um den Globus tourt, bei keinem ihrer Auftritte je geregnet hat. Egal, ob das jetzt im sonnigen Kalifornien oder im sonst gerne verregneten UK der Fall war. „It’s gotta be some kind of witchcraft.“ Und tatsächlich, charmed und charming, wie sie ist, bleibt K. Flay im Recht: Der Regen hört just in der Sekunde auf, als sie die Bühne betritt.
Da ist es auch eigentlich egal, dass die Technik beim ersten Song leider ihre Stimme nicht wirklich hören lässt.

Vor zwei Jahren hat K. Flay ein stickiges, schweißperlenbedecktes und herrliches Konzert im Flex Café in Wien gespielt, aber auch die große Open-Air-Bühne steht ihr gut. „I loved that gig, is there anyone here tonight who saw it?“ Natürlich, kreisch, kreisch. Ihre stetig wachsende Fanbase ist auch im Gatsch mehr als glücklich, und schüttelt Hüften, Kopf und Haare im Takt, als K. Flay in Softmetal-Manier gegen Trump ansingt („Black Wave“).

Einer der vier Sänger von FM Belfast reißt sich das Tanktop vom Leib wie Hulk

Der Zirkus ist in der Stadt: FM Belfast sind eine Art moderner Kelly Family, nur viel besser. Die wahrscheinlich schrägste, sechsköpfige Elektropop-Formation aus Island feiert bei jedem Auftritt die Party ihres Lebens – und da ist es egal, ob vor fünf, zehn oder tausend Menschen: „Empty your mind – right now, right here.“

Die BesucherInnen am Donauinselfest müssen das geahnt haben; das erste Mal war der Raum vor der Bühne nämlich voll von Blumenmädchen, Ausdruckstänzern und glücklichen Gesichtern. Glitzer, wohin das Auge reicht, Luftschlangen, eine wilde Hüpferei vor und auf der Bühne. Keiner der vier Sänger verzichtet darauf, sich diverser Kleidungsstücke zu entledigen, besser als in einem OK-Go-Video zu tanzen oder sich schließlich dem stagediving hinzugeben.

Das erste große Highlight des Tages, und perfekt zur hippiesken Stimmung kommt auch tatsächlich gegen 20 Uhr noch einmal die Sonne hervor. Das muss Karma sein.

Mira Lu Kovacs singt gemeinsam mit Garish

Garish sind beim Interview in ihrem Backstage-Wohnwagen nur zu dritt, und das aus gutem Grund: Sänger Thomas Jarmer ist Samstagnacht zum zweiten Mal Vater geworden (herzlichste Gratulation an dieser Stelle!).

Garish, die ihren ersten Donauinselfestauftritt vor 17 Jahren auf der Ö3-Bühne absolviert haben, feiern heuer ihr 20-Jähriges.

Die Allstar-Tradition der FM4 Bühne wird fortgesetzt: Mira Lu Kovacs kommt in knallig gelbem Regenmantel (ähnlich schön wie der neue Regenmantel von FM4) auf die Bühne und singt gemeinsam mit Thomas „Apollo“. Stark bei Garish ist nicht nur wie immer der charismatische Ausdruck des Frontmanns, die Texte und die Leidenschaft, sondern vor allem auch die eingeschworene Fanbase. Wo man sich umsieht, stehen Menschen mit geschlossenen Augen, wiegen einen ihrer Liebsten in den Armen oder eben sich selbst, während sie alle Texte auswendig mitsingen: Ich könnte, ich wollte, ich will dich verstehen. Doch dafür, mein Herz, ist der Spuk hier zu schön.

Auch der Nino trotzt dem Regen

Und: spotted! Plötzlich taucht wieder Der Nino aus Wien auf, aber diesmal nicht auf, sondern vor der Bühne. Mit Tschick im Mundwinkel, Bier in der Hand und Gitarre auf dem Rücken sieht er aus, als wäre er gestern gar nicht nach Hause gegangen. Gerüchteweise wird spekuliert, er ist gleich über Nacht auf seiner geliebten Insel geblieben.

Wenn Nino das macht, solltet ihr auch.

Gratis Musikgeschichtestunde mit Dub FX

Headliner des gestrigen Abends ist der australische Looping- und Beatboxkünstler Dub FX, den man entweder gar nicht kennt oder liebt. Beides jedenfalls kam gestern zum selben Ergebnis: Begeisterungsstürme rundherum, ein tanzendes Brodelbecken vor der Bühne, Moshpits, die durch die Gegend wirbeln.

2009 durch Youtube zum Star avanciert, hat Benjamin Stanford als Straßenkünstler begonnen, mit Mikro und Loopingstation, Musik zu machen. Mittlerweile gibt’s bei seinen Shows eine spannend undefinierbare Mischung aus Beatboxing, Hiphop, Reggae und, nomen est omen, Dubstep zu hören. Mehr noch aber als ein gut tanzbares Set ist sein Auftritt eine Kulturgeschichtestunde, der klassisch ausgebildete Musiker erzählt zwischen den Songs von Aborigines, australischer Musikgeschichte und ähnlichem mehr. Ein multidimensionales Erlebnis.

Unser aller Lieblingsschneckerl ist da

Leider nicht auf der FM4 Bühne, aber auf der auch sehr gut kuratierten, benachbarten Eutopia-Stage, wo neben besagtem Crack Ignaz auch Ankathie Koi oder Brenk Sinatra live zu genießen waren.

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