FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Olli Schulz und Jan Böhmermann vor einer roten Backsteinwand

FM4 / Clemens Fantur

Interview #4

Olli Schulz: „Der Eurovision Song Contest ist genau das richtige Format für mich“

Am 11. Mai 2024 kommentieren Olli Schulz und Jan Böhmermann live aus Malmö. Warum Musik seine wahre Leidenschaft ist, was er von Kaleen hält und warum Olli Schulz mit Graz erst warm werden musste, erzählt er euch in diesem Interview.

Von Lena Raffetseder und Alex Wagner

FM4: Letztes Jahr hast du gemeinsam mit Jan Böhmermann zum ersten Mal für FM4 den Eurovision Song Contest kommentiert. Was ist denn die beste Anekdote aus Liverpool, die du mitgenommen hast?

Olli Schulz: Also da muss ich wirklich ein bisschen persönlich werden. Ich als Musikjournalist, der ich ja schon sehr lange bin und als der mich auch fühle, habe da mal wirklich mein ganzes Wissen und meine ganzen Fähigkeiten ausspielen können. Es ist genau das richtige Format für mich, ich fühle mich da wohl. Es ist eine Riesenshow und ich kann da jenseits von diesem ganzen Comedykram meine Leidenschaft für was bringen, und zwar für Musik.

FM4: Jan Böhmermann war begeistert, wie gut vorbereitet du im letzten Jahr warst. Haben wir denn als FM4 im letzten Jahr alles richtig gemacht? Wie können wir dich heuer in Malmö besser unterstützen?

Zwei kreisförmige Fotos von Jan Böhmermann und Olli Schulz vor pinkem Hintergrund und dem Schriftzug "Songcontest"

FM4 / LWZ / ORF / Roman Zach-Kiesling

Das Finale des Eurovision Song Contests mit Jan Böhmermann und Olli Schulz live aus Malmö

Am 11. Mai 2024 ab 20.45 Uhr. So kannst du den Eurovision Song Contest mit Jan Böhmermann und Olli Schulz anschauen!

Olli Schulz: Ich habe selten so eine gute Kooperation gehabt wie mit FM4. Die war aber noch nie schlecht. Ich würde jetzt so gerne einen Schwachpunkt bei euch finden, aber ihr seid ein stabiler Sender, mit dem ich gerne zusammenarbeite, der mich auch schon früher als kleinen Indie-Künstler eingeladen hat auf FM4, auf Festivals. Ich versuche ein bisschen, im Alltag - ich bin 50 geworden - eine Diva zu werden und es euch jetzt ein bisschen schwerer zu machen. Meine Ansprüche werden höher. Ich denke, demnächst knallt es mal richtig!

FM4: Schick uns den Rider mit deinen Anforderungen rüber!

Olli Schulz: Ich schicke euch den Rider. Zum Beispiel möchte ich, dass ihr mich mal überrascht mit einem frisch gepressten Kiwisaft ohne schwarze Kerne. Einfach mal wirklich was euch überlegen!

FM4: Wir werden was durchs Sieb jagen! Vor allem du warst letztes Jahr fast zu gut vorbereitet. Jan Böhmermann war beeindruckt. Du bist jetzt auch schon mittendrin, dich einzulesen. Wie schauen deine Vorbereitungen aktuell aus?

Olli Schulz: Musik ist mein Leben. Das ganze Jahr über informiere ich mich, auch über die Geschichte des Eurovision Song Contests. Ich werde dieses Jahr wieder einige Anekdoten, die ich mir angelesen habe, streuen, sodass Jan richtig blass aussieht. Jan ist ja über die Jahre so ein sehr ernster Politclown geworden, der sich wirklich mit allen anlegt. Hier hat er wirklich die Möglichkeit, auch mal wieder seine menschliche, leidenschaftliche Musical-Seite zu zeigen. Ich bin gespannt, wie er sich vorbereitet. Das ist dieses Jahr, glaube ich, mehr die Frage. Um mich müsst ihr euch keine Sorgen machen.

Ich werde dieses Jahr wieder einige Anekdoten, die ich mir angelesen habe, streuen, sodass Jan richtig blass aussieht.

FM4: Hast du schon Favoriten oder Acts, die dir besonders aufgefallen sind?

Olli Schulz: Aufgefallen sind mir besonders schlechte Acts, wie die deutsche Variante wieder mal (lacht), die wirklich so blutleer und langweilig ist. Obwohl ich dieses Jahr ganz ehrlich sagen muss, mit der österreichischen Euro-Pop-Nummer hab ich auch ein bisschen meine Schwierigkeiten. Ich weiß nicht, wie weit die Österreicher kommen werden mit dieser Geschichte. Der wilde Balkan, sagt man immer, lebt in Wien. Deswegen weiß ich auch, es gibt viele Leute, die diese Musik lieben und dafür wahrscheinlich brennen. Ob das jetzt reicht für einen Top-10-Platz? Da bin ich mir unsicher.

FM4: Ihr habt es letztes Jahr gemerkt, nach so drei, vier, fünf Stunden kommentieren kann die Müdigkeit einsetzen. Wie wollt ihr heuer besser mit euren Energien haushalten? Was sind die Strategien?

Olli Schulz: Amphetamine! Jetzt im hohen Alter versuchen es Jan und ich jetzt wirklich mal mit Amphetaminen (lacht). Sorry, da fiel mir jetzt keine schlauere Antwort darauf ein. Also ganz ehrlich: ausschlafen vorher, wirklich geruhsam sich so viel Schlaf wie möglich holen. Wir sind ja die Nacht davor schon da, weil wir uns gut vorbereiten in Malmö. Ich möchte auch noch mal ganz ausdrücklich hier an dieser Stelle sagen: Ich weiß, liebe Österreicherinnen und Österreicher, Stermann und Grissemann haben das jahrelang gemacht, das sind eure Volkshelden. So ein bisschen zumindest. Aber auch die sind in die Jahre gekommen. Ich war neulich mit Jan im Studio bei Willkommen Österreich.

Talk mit Jan Böhmermann und Olli Schulz

Liebe Freunde des abendlichen Lachanfalls und der charmanten Unterhaltung, es ist wieder Zeit, die Nachbarn aus dem Bett zu läuten, denn am Dienstag trifft das bekannteste österreichische Late-Night-Duo Stermann und Grissemann in der 606. Willkommen-Österreich-Folge auf das wohl bekannteste deutsche Podcast-Duo Jan Böhmermann und Olli Schulz! Als wären das nicht schon genug hochkarätige Gäste, bringt auch noch Sprachwissenschaftlerin Oksana Havryliv der illustren Männerrunde das richtige Schimpfen bei und Maschek legen den österreichischen Politikerinnen und Politikern neue Worte in den Mund. Chartstürmerin Anna-Sophie begeistert darüber hinaus den Marxpalast mit ihrer Amadeus-nominierten Schlussnummer.

Die haben sich nie die Mühe gemacht, einmal an den Austragungsort zu fahren und von dort zu moderieren. Was wir euch garantieren können, ist ein Stück von dieser Lebendigkeit, die in der Halle herrscht. Es ist ja eine ganz besondere Halle! Habt ihr euch die mal angeguckt, das ist ja diese Sphere, so ein rundes Ding, ähnlich wie das, was gerade in Las Vegas gebaut wurde, und war vorher die zweitgrößte Kugel in einer ähnlichen Baustruktur. Das alleine ist ziemlich spektakulär, das wird ein richtig bunter Abend und wir versuchen, die Stimmung, die da drin herrscht, so ein bisschen übers Mikro zu transportieren.

FM4: Was erwartest du denn vom Gastgeber Schweden in der Show? ABBA-Festspiele?

Olli Schulz: An ABBA werden wir nicht vorbeikommen. ABBA ist für mich die Ur-Musical- und die Ur-ESC-Band. Wenn ich ABBA höre, denke ich an den ESC, obwohl die, glaub ich, nur ein einziges Mal dabei waren und gewonnen haben damals. Trotzdem ist jeder Song von denen in meinen Ohren ein Gewinnersong beim ESC. Hätten wir so eine Band in Deutschland wie ABBA, würden wir, wenn wir gewonnen hätten, auch immer auf ABBA rumreiten. Wir in Deutschland haben Nicole 1982 gehabt mit „Ein bisschen Frieden“ und daran halten wir uns fest. Und an Lena natürlich, was auch schon wieder 14 Jahre her ist.

Hätten wir so eine Band in Deutschland wie ABBA, würden wir, wenn wir gewonnen hätten, auch immer auf ABBA rumreiten.

Ich war ein bisschen überrascht, dass die Schweden letztes Jahr mit dieser doch sehr offensichtlich pleasigen Nummer gewonnen haben. Mir war das alles ein bisschen zu inszeniert. Die werden natürlich eine große Show machen, das können die Schweden. Ich freue mich drauf. Ich war noch nie in Malmö.

FM4: Als ORF-Kolleg:innen können wir jetzt offen reden. Ihr habt Österreich im letzten Jahr repräsentiert, auf europäischer Ebene. Wie schwierig war es dann, in die Rolle des Österreichers zu schlüpfen?

Olli Schulz: Ich würde niemals in die Rolle des Österreichers schlüpfen. Ich fange auch nicht an mit dem Wiener Dialekt. Ich kann das alles nicht. Ich habe über die vielen Jahre, in denen ich Österreich besucht habe, gemerkt, dass die Leute es unangenehm finden, wenn ein Deutscher versucht, den Dialekt nachzumachen. Ich kenne auch wenig Österreicher, die versuchen, deutsche Dialekte nachzumachen.

Wir in Deutschland haben Nicole 1982 gehabt mit „Ein bisschen Frieden“ und daran halten wir uns fest.

Ganz ehrlich, ich komme da als Hamburger Jung an, versuche mit meiner gewissen Ehrlichkeit, die Leute zu erfreuen. Das ist mir in den letzten 20 Jahren als Musiker relativ gut gelungen, das muss ich wirklich sagen. Wenn ich in Österreich spiele, egal, ob in Innsbruck oder Wien, überall habe ich eine gute Zeit gehabt, selbst in Graz, wo die ersten drei Konzerte echt hart waren. Graz fand ich eine unheimliche Stadt. So düster, so grau, die Leute auch, als wenn sie sich morgens anmalen mit Asche. Ganz komische Stadt gewesen, Graz. Die musste ich erst für mich entdecken. Inzwischen auch top place to be.

Nein, ganz ehrlich, gar nicht mit so was anfangen, gar nicht irgendwie mit dem Apfelstrudel im Mundwinkel angekommen noch sagen: Ja, Wiener Schnitzel. Diese ganzen dummen Stereotype mal weglassen. Ich glaube, das ist mein Erfolgsrezept für Österreich.

Diese ganzen dummen Stereotype mal weglassen. Ich glaube, das ist mein Erfolgsrezept für Österreich.

Außerdem gibt es meiner Meinung nach eine Verbindung zwischen Österreich und Hamburg. Früher habe ich beim Westbahnhof in diesem Hotel Fürstenhof übernachtet. Das ist ein ganz legendäres, leider schon geschlossenes Künstlerhotel gewesen. Da hingen überall Bilder von Rocko Schamoni, von Tocotronic, von so vielen Hamburger Bands, nur von mir nie. Und irgendwann bin ich da mal hingegangen, habe noch nicht einmal übernachtet und wollte gucken, ob die inzwischen meins aufgehängt haben, weil ich da so oft geschlafen habe, und da hatte der Laden zu. Rest in Peace. Ich wollte noch mal erinnern an den Fürstenhof am Westbahnhof.

FM4: Wir werden ein Foto von dir auf den Heldenplatz montieren, falls das auch okay ist.

Olli Schulz: Das wäre schön.

FM4: Haben euch denn die Deutschen mittlerweile verziehen, dass ihr einfach so die Seiten gewechselt habt?

Olli Schulz: In diesen schwierigen Zeiten, in denen wir momentan leben und so viele Debatten geführt werden, fällt das gar nicht richtig auf. Die Leute haben gerade andere Probleme. Also es gibt ein paar, die sagen, wie dumm ist der NDR eigentlich? Wir haben mit beiden Armen lange gewunken, um uns für diese Veranstaltung anzubieten. Viele merken ja auch nicht, und das kann man jetzt, glaube ich, nach dem einen Mal, nachdem wir das gemacht haben, ruhig sagen: Wir lieben wirklich Musik. Wir machen das mit einer Mischung aus Humor, aber auch mit Spaß und Leidenschaft für die jeweiligen Acts und können uns auch begeistern lassen. Es ist ja gar nicht so, dass wir dort sind und zynische Gags drüber machen, sondern wirklich eine begeisterte Art haben, wie wir das moderieren, glaube ich jedenfalls, eine ansteckende.

Der Eurovision Song Contest 2024 auf Radio FM4

Das Finale des Eurovision Song Contests werden Böhmermann und Schulz live aus Malmö kommentieren. Am 11. Mai 2024 ab 20.45 Uhr.

So kannst du den Eurovision Song Contest mit Jan Böhmermann und Olli Schulz anschauen!

Aktuell: