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Szene aus "Der Exorzist": Mädchen fliegt über seinem Bett

Warner

Das sind laut FM4 Filmredaktion die gruseligsten Horrorfilme aller Zeiten

„Der Exorzist“ des kürzlich verstorbenen Regisseurs William Friedkin führt immer wieder die Listen der „scariest horror movies of all time“ an. Hier ein paar weitere gruselige Empfehlungen der FM4 Filmexpert:innen.

Martin Pieper: „The Shining“

Ich bin schon als Kind hysterisch weinend vor der Geisterbahn im Wiener Prater davongelaufen, Totenköpfe haben mich im Kinderfernsehen immer getriggert, aber die Lust an der Angst ist trotzdem geblieben. Horrorfilme aller Art sind Teil meiner Herzensbildung. Zwischen filmischer Mutprobe („Cannibal Holocaust“) über die Klassiker („Night of the Living Dead“) bis hin zu feingesponnener Arthouse-Ware („Let The Right One In“) hat sich so manches ins Gedächtnis geschrieben. Aber Grusel ist eben nicht Ekel (die gute alte Gore-Filmschule) oder Jump-Cut-Schrecken („Halloween“) sondern etwas, das nachwirkt. Eine Atmosphäre, ein Thema (oft der Tod und das davor/danach) ein Zustand permanenter Verunsicherung.

Fotos aus Dr. Sleep

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Der Film, der all das perfekt miteinander verzahnt, ist „The Shining“ von Stanley Kubrick. „The Shining“ ist ein Film über den Terror der Kernfamilie, die Geister der (amerikanischen) Geschichte, die stumme uneinsichtige Natur, mordende Väter und übersinnliche Kräfte. Das alles meisterlich von Stanley Kubrick zu einem filmischen Labyrinth verdichtet, aus dem es keinen Ausweg gibt. Die Frau in der Badewanne, die Zwillinge des Todes, ein blutiger Fahrstuhl, die Axt des Mörders, REDRUM: „The Shining“ ist mein Horror-Favorit.

Conny Lee: „Shutter“

Ich habe eine Zeit lang Horrorfilme verschlungen, und anders als andere Leute, die davon vielleicht etwas abstumpfen, habe ich anscheinend eine innere Grenze meines Fassungsvermögens für Horror erreicht. Mittlerweile kann ich Filme dieses Genres kaum noch aushalten. Aber von früher habe ich als gruseligsten Film aller Zeiten ein Werk aus Thailand in Erinnerung, das im Zuge der Viennale im Wiener Künstlerhaus Kino gezeigt wurde: den Film „Shutter“ von Banjong Pisanthanakun. Er beginnt mit einem Autounfall, bei dem Fahrerflucht begangen wird, nachdem eine junge Frau niedergefahren wurde. Ein altes Verbrechen kommt nach und nach zu Tage, es geht um Schuld - aber wenn ich mehr über den Inhalt verrate, wird es ein Spoiler. Der Film enthält alle Elemente von Horror: es gibt Jumpscares, eine bedrohliche Atmosphäre, obwohl in der entsprechenden Szene gerade gar nichts passiert, und konkrete Horrormomente, in denen unheimliche Geistergestalten unter Bettdecke lauern. Ich erinnere mich daran, dass während des Films ein Mann zwischendurch laut geschrien hat und dass ich am nächsten Tag einen Muskelkater hatte, weil ich die Dauer des Films über durchgehend jeden Muskel meines Körpers so verspannt habe. 2008 ist ein US-amerikanisches Remake erschienen - das habe ich mir aber gar nicht mehr angeschaut.

Benjamin Stolz: „It Follows“

Unter den gruseligen Filmen, die ich bisher gesehen habe, gibt es keinen, der mir beim Schauen mehr Gänsehaut über den Rücken jagte, der mich öfter auf dem Weg nach Hause zurückblicken, der mich das Schloss der Wohnungstür abends häufiger doppelt zusperren ließ. Der Horror beginnt in “It Follows” (2014, R: David Robert Mitchell) eigentlich mit einer Geschlechtskrankheit. Nach dem Sex offenbart ihr Date der jungen Jaime, dass er ihr ein stumpfsinniges, nur für sie sichtbares Etwas angehängt hat, das sich ab jetzt von irgendwoher in Schrittgeschwindigkeit geradewegs auf sie zubewegt, um sie zu töten. Das Gruselige an “It Follows” sind nicht unbedingt das klischeehafte Teenage-Szenario, die verlassenen Vorstadthäuser, die tristen Strände, nicht einmal der großartige Soundtrack von Disasterpeace. Es ist die beklemmende Erkenntnis, dass das stumpfe Etwas von keinem Apparat der Gesellschaft, von keinem der Freunde Jaimes aufgehalten, ja nicht einmal gesehen werden kann. Manche mögen “It Follows” als Metapher für pubertäre Ängste und Nöte, Intellektuelle als Parabel für die Isolation des Individuums im Spätkapitalismus sehen. Für mich ist es ein Film über eine überwältigende Furcht, die einen ohnmächtig werden lässt und von innen heraus ergreift und zugrunde richtet.

Jan Hestmann: „The Exorcist“

Die Frage nach dem gruseligsten Film aller Zeiten ist eigentlich eine fast unmöglich zu beantwortende, vor allem, wenn man in seinem Leben doch schon so einiges an Horror gesehen hat. Für mich ist sie dann aber doch ganz einfach, weil sie mich jedes Mal in einen Moment in frühen Teenagertagen zurückkatapultiert, der mich so nachhaltig gegruselt hat wie kein anderer. Auf einer Geburtstagsparty, bei der wir alle übernachten sollen, sitzen wir im Kinderzimmer im Finstern vor dem Fernseher und zappen durchs Programm. Wir bleiben bei einem altem Film hängen, in dem - wie sich bald herausstellen soll - ein junges Mädchen vom Teufel besessen ist. Fasziniert folgen wir der Handlung, bis es zu der Szene kommt, die mir nie wieder aus dem Kopf gehen wird. Im ersten Moment noch hören wir, dass die Besessene aus ihrem Zimmer herauskommt. Im nächsten schon kommt sie die Treppe in absurd hoher Geschwindigkeit kopfüber heruntergekrabbelt, verrenkt wie eine menschliche Spinne. Dieser Moment sorgt dafür, dass mir noch jahrelang beim Anblick alter Holztreppen ein kalter Schauer über den Rücken läuft.

Viel später erfahre ich, dass diese als „Spiderwalk“ in die Filmgeschichte eingegangene Szene aus „Der Exorzist“ von William Friedkin aus dem Jahr 1973 nicht einmal in der Kinofassung enthalten war, sondern lediglich im Director’s Cut. Ich hab mir den Film später noch ein-, zweimal angeschaut, um dabei immer festzustellen, dass ich ihn gar nicht mehr so gruselig finde wie damals. Und gleichzeitig ist jedes Mal das Gefühl in mir hochgekrochen, das ich hatte, als ich den Film damals auf dieser Geburtstagsparty gesehen hatte. Und damit steht fest: „Der Exorzist“ ist für mich bis heute der gruseligste Film aller Zeiten.

Christian Fuchs: „Kill List“ & „The Exorcist“

Eigentlich hat mein Kollege Jan Hestmann recht. „The Exorcist“ vom verstorbenen William Friedkin aus dem Jahr 1973 ist auch für mich der gruseligste Film aller Zeiten. Um aber ein halbwegs aktuelles Beispiel für einen absoluten Gänsehaut-Schocker zu nennen: Mit seinem Durchbruchs-Werk „Kill List“ ist dem britischen Regisseur Ben Wheatley 2011 ein unglaublich eindringlicher Streifen gelungen. Zwei Familienväter aus der abstürzenden Mittelklasse verkaufen sich darin als Auftragskiller, um den häuslichen Pool und teures Kinderspielzeug zu finanzieren.

Grimmiger britischer Realismus kollidiert mit Hardcore-Thriller-Momenten, am Ende gewinnt dann blanker Okkult-Horror die Überhand. Für den ziemlich abgebrühten Schreiber dieser Zeilen immer noch einer der gruseligsten Filme der Zehnerjahre. Dass derselbe Ben Wheatley mittlerweile blutleeren Blockbuster-Quatsch dreht („The Meg 2“) ist aber der wahre Schrecken.

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