FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Plattencover mit Katie Crutchfield

Anti

Waxahatchee: neues Album und zwei Österreich-Termine

Die US-Songwriterin Katie Crutchfield aka Waxahatchee begann ihre musikalische Reise als Indie-Bedroom-Artist und ist nun ein Americana-Star. Ihr „countrified“ Indie umarmt das pralle Leben.

Von Eva Umbauer

Katie Crutchfield aka Waxahatchee ist insgesamt ein ziemlich urbaner Mensch und nicht das, was man landläufig ein, ah, „Land-Ei“ nennt, auch wenn sie in ihrem ganz eigenen Indierock die Country Music vor allem seit der letzten Platte immer mehr hereinlässt und sich schließlich ja auch nach einem Fluss in Alabama benannt hat. Der Waxahatchee Creek ist aber nicht, wie der Name vielleicht vermuten lässt, ein Bächlein, sondern er ist zum Teil ein ziemlich breiter Fluss und beliebt als Ort zum Wasserschifahren, Bootfahren und Angeln. Aber auch eine vom Aussterben bedrohte Schneckenart lebt im Waxahatchee Creek, deren Name aus der Sprache der Ureinwohner:innen, die dort ansässig waren und sind, kommt.

Alabama shakes, ah, rocks

Aufgewachsen ist Katie Crutchfied aka Waxahatchee in Birmingham, Alabama, einer Stadt mit etwa 200.000 Einwohner:innen. Heute lebt sie zusammen mit ihrem Partner, dem Musiker Kevin Morby, im US-Bundesstaat Kansas, im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten.

Alabama liegt im Süden der USA und ist etwa, was Musik betrifft, bekannt für den sogenannten Muscle Shoals Sound, nämlich Soulmusik, die dort, im Ort Muscle Shoals, in einem Tonstudio entstanden ist. Da gibt es Platten von Wilson Pickett oder Otis Redding, aber auch die Rolling Stones nahmen neben anderen einmal in Muscle Shoals auf. Ein jüngerer bekannter Name aus Alabama ist die Band Alabama Shakes, der grammy-preisgekrönte, vielleicht erfolgreichste Alabama-Musikexport. Waxahatchee ist ihnen - noch nicht ganz, aber doch - dicht auf den Fersen...

Waxahatchee wurde vor über zehn Jahren mit ihrem Album „Cerulean Sat“ in Alternative-Music-Kreisen bekannt. Mit ihrem letzten Album, „Saint Cloud“, 2020 erschienen, gelang der US-Musikerin der Durchbruch. Trotzdem schaut Katie Crutchfield, dass sie mit Waxahatchee und dem neuen Album „Tigers Blood“ meist nur an Konzertorten spielt, die nicht mehr als 2.500 Menschen fassen. Self-care ist Katie wichtig, und das kann vielerlei beinhalten.

Katie Crutchfield

Katie Crutchfield

Katie Crutchfield aka Waxahatchee

Die Musikerin macht Musik, seit sie 14 Jahre alt war, mit 16 begann sie zu touren und seit zehn Jahren lebt sie von der Musik. Erst spielte sie zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Allison - die Band hieß T.S. Eliot -, und Katies erste Soloplatte war „American Weekend“. Dieses Debut war als Bedroom-Pop-Projekt entstanden, ein akustisches Soloding, aufgenommen innerhalb einer Woche im Elternhaus der Crutchfield-Schwestern in Birmingham, Alabama.

Cerulean Salt

Das „Cerulean Salt“-Album, also die zweite Waxahatchee-Platte, fand in Großbritannien ein Plattenlabel zur Veröffentlichung. Waxahatchee tourte im Anschluss daran zusammen mit den kanadischen Musikerinnen Tegan & Sara und machte schließlich ihre eigene Headline Tour in Großbritannien. Für ihr nächstes Album, „Ivy Tripp“, konnte Waxahatchee das US-Plattenlabel Merge Records gewinnen, wo Indiegrößen wie Superchunk oder The Magnetic Fields ihre Musik veröffentlichten. Es folgten weitere Tourneen, etwa mit Kurt Vile, Sleater-Kinney oder den New Pornographers.

Das vierte Album ging weg vom Lo-Fi-Indie-Sound ihrer bisherigen Platten. „Out In The Storm“ wurde von John Agnello coproduziert, dem gebürtigen New Yorker, der durch seine Arbeit mit Musiker:innen wie Dinosaur Jr oder Patti Smith bekannt wurde und Waxahatchee einen druckvolleren Sound verlieh - einen kompletten Band-Sound. „Out In The Storm“ kam 2017 raus und brachte Waxahatchee auch für ein Konzert nach Wien, inklusive einem Studiobesuch bei Radio FM4.

Katie Crutchfield beschloss vor ihrem fünften Studioalbum, dem Alkohol abzuschwören. Es war zu viel geworden. Vor allem auf Tour war das Trinken ein ständiger Begleiter geworden, und Katie, wie sie in Interviews einmal sagte, immer mittendrin, nämlich die Anführerin des wilden Partylebens auf Tour. Sie wollte nun lernen, das ab jetzt anders zu machen und nicht mehr zu denken, dass es ohne Alkohol nicht lustig sein könnte. Das fünfte Album „Saint Cloud“ behandelte das Thema Alkohol. Die Platte erschien im März 2020 und brachte den Durchbruch für Katie Crutchfield, trotz Pandemiebeginn und infolgedessen Wegfall aller Tour-Aktivitäten.

If I put up a fight, it’ll follow me home, I think I might stay out dancing if my blood runs cold with a heart of stone, and my fire burns out at midnight

Das pralle (Country-)Leben

Trotz oder vielleicht gerade wegen Katie Crutchfields Alkoholabstinenz ist ihr Songwriting auf dem neuen Album, „Tigers Blood“, dem ersten komplett abstinenten Album, so scharfsinnig wie nie zuvor. Das Leben ist gar praller als zuvor. Auch in die Country Music taucht Katie Crutchfield auf dem neuen Album richtig tief hinein. Ihr countrified Indie ist nun an vielen Stellen mehr Country als Indie; der Song „Bored“ ist etwa so eine Stelle, aber immer schlägt das Rock’n’Roll-Herz der Katie Crutchfield in diesen Songs. Manches auf „Tigers Blood“ erinnert noch schön an ihre früh(er)en Platten.

Plattencover mit Katie Crutchfield

Anti

„Tigers Blood“ von Waxahatchee ist bei Anti erschienen.

Ein gewisser MJ Lenderman hat mitgeholfen beim Entstehen von „Tigers Blood“. Die Band, in der er spielt, neben seinen Solosachen, heißt Wednesday und ist eine dieser aktuell angesagten countrified Indierockbands aus den Staaten. MJ Lenderman singt mit bei „Right Back To It“, einem Song, der, so Katie Crutchfield, aus ihrem Wunsch heraus, „to write love songs that are gritty and unromantic and to always find your way back to a newness or an intimacy with the same person“, entstanden ist.

Die Zusammenarbeit mit MJ Lenderman fühlte sich so gut an, dass Katie Crutchfield ihn einfach gebeten hat, ob er denn nicht für das komplette Album bleiben könnte. Er tat es. Man hört den jungen US-Musiker aus North Carolina Gitarre spielen und im Hintergrund mitsingen. Als Producer für „Tigers Blood“ wurde dann noch Brad Cook hinzugezogen; Brad kennt man von seinen Arbeiten mit Bon Iver oder The War On Drugs. Mit „Tigers Blood“ ist Katie Crutchfield nun endgültig angekommen.

Waxahatchee spielt am 18. Juli 2024 beim Poolbar Festival in Feldkirch in Vorarlberg und am 19. Juli 2024 beim Acoustic Lakeside Festival in Sittersdorf in Kärnten.

mehr Eva Umbauer:

Aktuell: