FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Collage mit Hannibal Lecter und Darth Vader

Orion Pictures und Lucasfilm/Disney+

HALLO FM4

Von Hannibal Lecter bis Darth Vader: Das Böse hat im Kino viele Gesichter

„HALLO FM4“ widmet sich den Bad Guys, ohne die das Medium Film gar nicht existieren würde. Hier eine kleine Galerie großer Unholde.

Von Christian Fuchs

Wer sich durch die Weltgeschichte und ihre Schrecken liest oder auch nur die aktuellen Nachrichten verfolgt, merkt: Es gibt so viele verschiedene Kategorien des Bösen, dass man moralisch sehr früh zur Kapitulation gezwungen scheint.

In den internationalen News dominieren offensichtlich gewissenlose Diktatoren, Despoten und Politiker, die im Rahmen noch funktionierender Demokratien gerne diesen Jobbeschreibungen entsprechen würden. In den Lokalnachrichten tummeln sich prügelnde Familienväter, Eifersuchtsmörder, gewissenlose Betrüger und pädophile Triebtäter.

Versucht man das geballte Grauen dahinter halbwegs zu verdauen, kommt man an einer Hierarchie des Bösen nicht vorbei, an präzisen Einordnungen und Unterscheidungen. Da gilt es zwischen kaltblütigen Staatsmännern, die Kriege gegen Nachbarländer heraufbeschwören und martialischen Söldner-Bossen ebenso zu differenzieren wie zwischen perfekt organisiertem Verbrechen und irrlichternden Psychopathen von nebenan.

Manchmal, bei Wahlen zum Beispiel, schlägt man sich vielleicht taktisch auf die Seite des Viertel-Bösen, um das Komplett-Böse zu verhindern. Ein anderes Mal versucht man eine furchtbare Verzweiflungstat in Ansätzen zu verstehen, während kühl abgewickelte Terrorakte ratlose Verzweiflung hinterlassen. Böse ist nicht gleich böse.

Hans Landa aus Inglourious Basterds

Universal Pictures

Ikonische Dreckskerle des Films

Das Kino (und natürlich auch Serien, aber die würden hier völlig den Rahmen sprengen) kann ziemlich hilfreich bei der Erstellung solcher Hierarchien sein. Weil sich Fiktionen oft leichter schlucken lassen als schaurige Real-Schlagzeilen, weil man manchmal gerade mitten in der Fiktion auf tiefe Wahrheiten stößt.

Fakt ist: Bösewichte sind seit den ersten Stummfilm-Tagen essentieller Bestandteil des Kinos, sie entstammen zunächst den Märchen oder Sagen und sind später von realen Schurken und Unholden inspiriert. Während das Gute oft erstaunlich schlicht dargestellt wird, vor allem in den sogenannten Goldenen Zeiten Hollywoods, schillert das Böse in 50 shades of black.

Die Bad Guys des Kinos aufzuzählen, würde deshalb jeglichen Rahmen sprengen. Es gibt amoklaufende Einzelgänger und fädenziehende Konzernbosse, korrupte Polizisten, abgestumpfte Auftragskiller und übernatürliche Verkörperungen des Bösen. Ja, es sind – inklusive dem Teufel - fast immer Männer, die das Verabscheuenswerte repräsentieren. Hier eine kleine Galerie besonders ikonischer Dreckskerle des Films.

Bester Comic-Bösewicht: Der Joker

Thanos löscht ohne Augenzwinkern halbe Universen aus, Loki gockelt als ethisch fragwürdiger Halbgott herum und Magneto gibt den verbitterten Super-Mutanten: Sie alle verblassen aber gegen Batmans ewigen Gegenspieler. Vor allem in der Version von Heath Ledger verewigte sich der Joker in den Annalen der filmischen Finsternis. Jack Nicholson legte die Rolle einst zu musicalhaft an, Joaquin Phoenix dagegen besticht mit gespenstischem Realismus. Die sadistische Harley Quinn darf nicht unerwähnt bleiben, bestechend von Margot Robbie gespielt; demnächst wird Lady Gaga den Part übernehmen.

Bester Mafiaboss: Marlon Brando als „Der Pate“

Die Konkurrenz ist groß, das Kino (und die Serienwelt!) liebt die Cosa Nostra. Aber Mr. Brando machte einen italienischen Gangsterboss zu einer Shakespeare-Figur, im legendären Epos „The Godfather“ von Francis Ford Coppola. Der preisgekrönte Film aus dem Jahr 1972 wirkt aus heutiger Sicht etwas langsam inszeniert, besticht aber mit dramatischen Szenen für die Ewigkeit. Auch unglaublich und in diesem Kontext unbedingt erwähnenswert: Marlon Brandos stoische Performance in Coppolas „Apocalypse Now“ als eindringlichster (und ambivalenter) militärischer Bösewicht Colonel Kurtz.

Bester blödester Bösewicht: Dr. Evil alias Mike Myers

Sind die dazugehörigen „Austin Powers“-Komödien schlecht gealtert? Schon möglich, aber Dr. Evil, die ultimative Parodie auf die zahlreichen Superbösewichte im James-Bond-Universum, ist in die Comedy-Geschichte eingegangen. Muahaha!

Beste weibliche Bösewichtfigur: Sharon Stone in „Basic Instinct“

Die Krankenschwester Annie aus Stephen Kings „Misery“, die mörderische Juliette Lewis in „Natural Born Killers“ oder Charlize Theron in „Monster“: Lauter tolle Kandidatinnen. Aber Sharon Stone und ihr Eispickel aus „Basic Instinct“ bleiben ungetoppt.

Der Film repräsentiert Regisseur Paul Verhoevens Sicht von Sex und Liebe im Amerika der 90er Jahre: Korruption, Verrat und Gewalt sind überall. Ob Sharon Stones provokante Autorinnen-Figur doch nur eine Männerfantasie in alter Femme-Fatale-Tradition darstellt oder ein toughes, bisexuelles Symbol krimineller Selbstermächtigung, darüber diskutieren Filmtheoretiker:innen noch heute.

Bester Blockbuster-Bösewicht: Darth Vader

Die Star-Wars-Saga mit ihren unzähligen Spin Offs und Ablegern hat mehr Durchhänger als den Fans lieb ist. Immer wenn im Weltraum filmisch oder serientechnisch Langeweile einkehrt, tritt er irgendwie auf den Plan: Anakin Skywalker alias Darth Vader, keuchend, mit Laserschwert im Anschlag.

Bester irrer Prediger: Robert Mitchum in „Night Of The Hunter“

Die einzige Regiearbeit des Schauspielers Charles Laughton ist eines der magischsten Meisterwerke der Filmgeschichte. Ein schwarzweißes Horrormärchen aus dem Jahr 1955, ein stilisiertes Kinowunder, zärtlich und grausam zugleich. Mittendrin der geniale Robert Mitchum als verrückter Prediger, Witwenmörder und Kinderjäger.

Bester Auftragskiller: Javier Bardem in „No Country For Old Men”.

Anton Chigurh heißt der geheimnisvolle Kerl mit der schrägen Frisur. Der verstaubte Neo-Noir-Western der Coen Brüder hat durchaus komödiantische Seiten. Aber wenn Auftragskiller Anton die Szene betritt, verstummt das Lachen.

Für Javier Bardem verwirklichte sich mit der Rolle ein Traum. Als sein Lieblings-Regie-Duo, die Brüder Joel und Ethan Coen, bei ihm anklopften, war er zu jeder Herausforderung bereit. Er musste für den Part des finsteren Psychopathen nicht nur etliche Kilos zulegen. Auch der bizarre Haarschnitt gehörte zu der gespenstischen Erscheinung. Sein Mut wird Javier Bardem aber gedankt. Als erster spanischer Schauspieler bekommt er einen Oscar für die beste Nebenrolle.

Bester Psychopath der Filmgeschichte: Anthony Perkins als Norman Bates

Alfred Hitchcocks Meilenstein „Psycho“ von anno 1960 erzählt vom schüchternen jungen Motelbesitzer Norman, der mit seiner Mutter alleine in der Einöde lebt. Seine Hobbys: Voyeurismus, Mord, Leichenschändung. Der Über-Psychopath der Filmgeschichte, wie ein lebendig gewordener (Alb-) Traum von Sigmund Freud persönlich.

Bester Kino-Serienkiller: Hannibal Lecter

Ja, er ist ein sehr gefährlicher Mann, der seine Gegner schon mal als Gourmetgericht verspeist: Anthony Hopkins als Hannibal Lecter in „The Silence of The Lambs” und diversen Sequels und Prequels. Der Psychiater auf Abwegen ist vor allem aber ein bürgerlicher Albtraum: Der Serienkiller als charismatisches Genie jenseits von Recht und Moral. Mit exzellenten Manieren, höchster Intelligenz und edlem Geschmack. Guten Appetit!

Bester Alltime-Bösewicht: Luzifer alias Satan

Wer könnte sonst Mafiabosse und Serienkiller toppen? Im Horrorklassiker „Der Exorzist“ trägt der Dämon den Namen Pazuzu – und er steckt sogar im Körper eines unschuldigen kleinen Mädchens. Aber wir wissen, wer sich dahinter verbirgt: Unser guter alter Freund, der Beelzebub. Einer von 1001 Bösewichten des Genrekinos.

mehr Film:

Aktuell: