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Screenshot aus der digital-interaktiven Ausstellung "Llamasoft: The Jeff Minter Story".

Digital Eclipse

Game-History

40 Jahre Lamas und Leidenschaft mit Game-Designer Jeff Minter

Er hat als Teenager begonnen, seine Lieblings-Games aus der Videospielhalle für die frühen Heimcomputer zu portieren. Nur wenige Jahre später war er in Großbritannien bereits eine lokale Größe. Heute ist Jeff Minter eine international bekannte, schrullig-geniale Games-Entwickler-Legende, die nun in einer digital-interaktiven Ausstellung gewürdigt wird.

Von Robert Glashüttner

Hauptberuflich Autorin oder Autor zu sein - egal, in welchem Bereich - ist ziemlich herausfordernd. Man muss gute Ideen haben, aus der Masse herausstechen, diszipliniert arbeiten und sich auch immer wieder neu erfinden. Noch schwerer ist es, als Autor:in über Jahre oder sogar Jahrzehnte durchzuhalten – sowohl kreativ als auch finanziell. Besonders erstaunlich ist es bei Menschen, die dabei immer konsequent ihr Ding durchziehen, ohne allzu große Kompromisse einzugehen.

Der britische Computerspieldesigner Jeff Minter ist jemand, der das geschafft hat. Er hat bereits vor über 40 Jahren, also Anfang der 80er, begonnen, bunte trippy Actionspiele mit Lamas, Schafen und anderen Tiere zu gestalten und tut das bis heute. Nun ist eine digitale, interaktive Ausstellung zu Jeff Minter erschienen, die die erste Hälfte seines Schaffens akribisch dokumentiert hat.

Von Arcade-Portierungen zum Indie-Star

Im fernen Jahr 1978 bringt sich ein 16-Jähriger aus einer Kleinstadt in Südengland das Programmieren mit BASIC am Schulcomputer bei. Nur wenige Jahre später mischt Jeff Minter bereits im kleinen Stil die britische Games-Industrie auf: Er entwickelt seine eigenen, inoffiziellen Versionen von erfolgreichen Videospielen wie „Centipede“ oder „Defender“, die es auf den damals neu erschienenen Heimcomputern noch nicht gab. Diese schnellen, bunten, wilden und herausfordernden Arcade-Action-Games sollten fortan seinen Stil prägen.

„Llamasoft: The Jeff Minter Story“, entwickelt und vertrieben von Digital Eclipse (Teil von Atari) ist für Windows und Konsolen erschienen.

Jeffs Games sind von Anfang an bunt, rasant und kurios. Seine Liebe zu Lamas und Schafen bringen etwa Titel wie „Attack of the Mutant Camels“ oder „Sheep in Space“ hervor. Von Meinungsumfragen und Marketing sind diese Spiele meilenweit entfernt, doch die Menschen werden trotzdem (oder deshalb) auf ihn aufmerksam und sind fasziniert: Hier ist ein junger Spieleentwickler, der leidenschaftlich und ohne Kompromisse sein Ding macht. Schon nach wenigen Jahren, Mitte der 80er Jahre, gilt Minter in Großbritannien als Kultentwickler, der auf diversen Computermessen gerne mit seinen Fans fachsimpelt.

Screenshot aus der digital-interaktiven Ausstellung "Llamasoft: The Jeff Minter Story".

Digital Eclipse

Der Durchbruch in den USA und Kontinentaleuropa folgt erst später, doch spätestens Mitte der 90er kennt man ihn auch dort. Sein offizielles Remake eines Atari-Klassikers namens „Tempest 2000“ wird 1994 zu einem der erfolgreichsten Games für Ataris letzte Spielkonsole Jaguar.

Archivmaterial und neu verfügbare Oldies

40 Jahre später macht Jeff Minter immer noch sein Ding. Er lebt mit seinem Partner und einigen zotteligen Tieren irgendwo am Land in Wales und gestaltet weiterhin abgedrehte psychedelische Arcade-Action-Games in Neonfarben.

Die digitale interaktive Ausstellung „Llamasoft: The Jeff Minter Story“ sammelt alte Dokumente, Fotos, Poster und Cover, spricht mit Zeitzeug:innen und natürlich mit Jeff selbst. Außerdem können wir darin bequem viele seiner Games aus den 80ern spielen, wovon die meisten seit vielen Jahren nicht mehr regulär verfügbar sind.

Was passierte danach?

Die letzten circa 20 Jahre von Jeff Minters Werk fehlen leider und unverständlicherweise komplett in dieser Sammlung. Das ist schade, denn der Mann war auch in den jüngeren Jahren seiner Karriere alles andere als untätig. Besonders interessant gewesen wäre etwa die Entwicklungsgeschichte zu „Polybius“ - ein Game, das eine urban legend war, bis Minter unter diesem Namen tatsächlich ein Spiel entwickelte. Oder auch die Story zu „Akka Arrh“, ein unveröffentlichter Prototyp aus den frühen 80er Jahren, bis es das Minter-Treatment bekommen hat und 2023 doch noch veröffentlicht wurde.

Screenshot aus der digital-interaktiven Ausstellung "Llamasoft: The Jeff Minter Story".

Digital Eclipse

Dennoch: Wer einen Einblick in die Frühzeit der Games-Entwicklung (bzw. das Frühwerk von Jeff Minter) schätzt, wo man noch in wenigen Wochen ganz allein vollständige kommerzielle Spiele entwickeln konnte, bekommt mit der „Jeff Minter Story“ ein ausgiebiges Füllhorn an gut aufbereiteten Infos.

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