„Exotic Birds of Prey“: Das neue Album des großen Afrofuturisten Shabazz Palaces

Das neue Shabazz Palaces-Album ist ein akustischer Science-Fiction-Roman in sieben Kapiteln.

Von Natalie Brunner

Spacig geht es auf dem neuen Album von Shabazz Palaces zu. „Exotic Birds of Prey“ heißt die Platte, die der Meister der interstellaren Beats Ishmael Butler aka Shabazz Palaces Ende letzten Monats veröffentlicht hat. Niemand bearbeitet so konsequent das Vermächtnis von Sun Ra und afrofuturistischen Ideen wie Shabazz Palaces: Seine Alben sind akustische Science-Fiction-Romane.

Auch wenn er sie auf diesem Album reduzierter einsetzt, bleibt die Stimme von Ishmael Butler Zentrum des Klanguniversums von Shabazz Palaces. Sein Rapstil ist abstrakt und meditativ, während er verschiedene Charaktere verkörpert, vom Protagonisten zum Erzähler hin und her switcht, körperlos wird. Er schwebt schamanistisch im Traumraum und blitzschnell kann er uns dann aber auch mit seinen Old School Skills auf den Beton der Erde holen. In der Nummer „Take me to your leader“ beschwört Shabazz Palaces feat. Lavarr the Starr die Electro Rap West Coast-Legende Egyptian Lover.

Das neue Album „Exotic Birds of Prey“ spielt in einem kollabierten afrofuturistischen Universum. Soundfragmente fliegen wie Meteoriten an uns vorbei, und Fragmente von Harmonien und Melodien klingen wie aufgefangene Funksignale aus der Vergangenheit. Trotzdem bleibt Butlers Stimme das Gravitationszentrum. Die Textfragmente sind Gedanken zu dem Dreiecksverhältnis Hip-Hop, Kunst, Kapitalismus. Es gibt Anspielungen auf Kolonialismus oder Rohstoffverteilungskriege.

Bei „Exotic Birds of Prey“ konzentriert sich Butler mehr auf die Produktion und gibt den Raum für geistesverwandte MCs und Sängerinnen frei. Sein Rap-Anteil ist geringer als auf allen früheren Shabazz-Alben. Butler lässt seine elektronischen Funkproduktionen atmen und überlässt den Gästen Raum. Auf „Goat Me“ gibt er Anweisungen wie ein Raumschiffkapitän und zeigt, dass Rap und Weltraumreisen näher beieinander liegen, als man denkt.

Shabazz Palaces sind nicht nur Raum-, sondern auch Zeitreisende. Auf dem mit „Exotic Birds of Prey“ verwobenen Vorgängeralbum „Robed in Rareness“ erkundet Butler textlich mit verschiedenen Gästen, darunter sein Sohn Lil Tracy, verschiedene Epochen des Rap. Die Geschichte von Hip Hop ist eine Geschichte, an der Ishmael Butler von Anfang an beteiligt war, seit seinen Tagen als Butterfly MC bei Digable Planets in den 90ern. Das Cover von „Exotic Birds of Prey“ zeigt auch eine aktuelle Fotografie von Butler, gespiegelt mit seinem Teenager-Ich.

Shabazz Palaces’ Version von Afrofuturismus lehnt eine lineare Zeitvorstellung ab. „Exotic Birds of Prey“ respektiert die Vergangenheit, umkreist die Gegenwart und experimentiert ständig damit, wie Zukunft klingen könnte.