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Mountainbike Initiative St. Pölten / Georg Furtmüller

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Legalize Mountainbiken

Zwischen Trendsport, Tourismus und Illegalität. Wie lokale Vereine legale Trails schaffen

Von Barbara Köppel

Mountainbiken ist nach dem Wandern mittlerweile die zweithäufigste Sommersportart in Österreich und aufgrund des Klimawandels auch ein Riesenfaktor im Tourismus. Außerhalb der Skisaison setzt man in den Alpenregionen immer mehr auf große Bike-Parks.

Zusätzlich macht der E-Bike-Boom den Radsport am Berg inklusiver. Er ist nicht mehr nur für die Jungen und Fitten attraktiv. Immer mehr Radfahrer:innen sind dabei auch auf Wanderwegen unterwegs.

Demgegenüber steht das Forstgesetz von 1975. Das besagt zwar, dass alle den Wald zu Erholungszwecken betreten dürfen, aber eben nur betreten. Das Radfahren im Wald ist grundsätzlich verboten, außer man hat die Erlaubnis des/der Grundbesitzer:in. Genau das macht die Situation für Mountainbiker:innen vor allem dort schwierig, wo es keine große touristische Infrastruktur gibt.

Lokalaugenschein Elsbeer-Trail

Ich habe mich mit Stephanie Jagl-Posch getroffen. Sie ist Obfrau der Mountainbike Initiative St. Pölten. Sie und ihre Crew bauen und erhalten Singletrails im Mostviertel. Nicht, weil sie so gern den Wald umgraben oder mit Behörden telefonieren, sondern weil sie gern lokal biken wollen - also ohne vorher ins Auto steigen zu müssen - und vor allem legal.

FM4 Auf Laut „Streitfrage Mountainbiken“

Wie lassen sich Naturschutz, Sport und Wirtschaft im Wald vereinen? Was bringt die geplante Mountainbikestrategie? Und welche Erfahrungen hast du mit dem Mountainbiken?

Claus Pirschner spricht mit dem Sportjournalisten Christoph Berger-Schauer, mit Rider:innen, einer Jägerin, Vertreter:innen von Land- & Forstbetrieben sowie vom Sportministerium. Und natürlich mit euch! Diskutiert mit. Am Dienstag, 23.4. ab 21 Uhr.

„Wir haben keine Lust darauf, dass wir irgendwo herumfahren und ständig ein ungutes Gefühl haben. Oder die Menschen, denen die Grundstücke gehören stören, oder die Tiere stören. Wir wollen legal unterwegs sein, mit gutem Gewissen und dabei Spaß haben!“, erklärt sie mir am Ende des Elsbeer-Trails, den die Crew letztes Jahr eröffnet hat.

Etwa 800 Stunden ehrenamtliche Arbeitszeit sind für dieses Projekt draufgegangen. Wo soll die Route verlaufen? Welche Infos brauchen Gemeinde und Bezirkshauptmannschaft? Wer sind die Ansprechpersonen? Das alles haben sich Stephanie und ihr Team mühsam erarbeitet. „Da gibt’s keine Website, wo steht, wenn du einen Antrag einreichen möchtest, dann mach dies und das“, lacht sie.

Das Wichtigste und Schwierigste war es, die Grundbesitzer:innen ausfindig zu machen und von ihrem Anliegen zu überzeugen. In Österreich sind etwa 82 Prozent der Waldflächen in Privatbesitz. Der Elsbeer-Trail etwa führt über Wald und Wiesen einer ganzen Handvoll Landwirt:innen.

Trailbau

Mountainbike Initiative St. Pölten

Veronika Mayer vom Biohof Elsbeere unterstützt die Mountainbikeroute: „Der Weg ist sehr gut angeschrieben. Vor und nach unserem Hof ist jeweils eine Tafel, wo steht, dass Kinder da sein können und es hat noch nie was gegeben. Die Radfahrer grüßen auch freundlich, wenn sie uns sehen. Bis jetzt hat alles gepasst.“

Landwirt Leo Kiebl sieht das anders. An seinem Hof führt schon direkt der Wanderweg vorbei. Die Radstrecke wollte er nicht auch noch auf seinem Grund haben. Das würde die Waldbewirtschaftung einschränken. „Bei einer Holzschlägerung müssen wir immer absperren.“ Das könne man nicht planen. „Jetzt sind schlechte Bäume, die muss ich umschneiden und dann vielleicht wieder in vier Wochen. Das müsste ich jedes Mal melden, und das ist mir zu umständlich.“ Außerdem habe der Jäger erzählt, dass die Biker:innen auch abseits der freigegebenen Route manchmal in die Wiesen fahren, auch bei Fütterung oder Winterpause.

Streitfrage Haftung

Die Bedenken der Landwirt:innen betreffen in erster Linie Fragen der Haftung. Was, wenn etwas passiert? Wenn sich jemand verletzt? Dafür haftet im Normalfall der Grundeigentümer. „Allerdings nur bei grober Fahrlässigkeit“, ergänzt Stephanie. Im Falle des Elsbeer- und Phyratrails, den die Mountainbike Initiative St. Pölten betreut, übernimmt sogar der Verein die Haftung. Der ist außerdem dazu verpflichtet, seine Strecken regelmäßig zu prüfen: Mindestens einmal pro Monat und nach jedem größeren Wetterereignis wird kontrolliert und dokumentiert.

„Wenn es etwas Gröberes zu entfernen gibt, riesige und schwere Bäume, dann geben wir den Grundbesitzer:innen oder den Bundesforsten Bescheid. Da braucht es entsprechendes Gerät, entsprechende Erfahrung. Aber kleinere Sachen machen wir auch selbst. Notfalls sperren wir den Trail, damit sich niemand in Gefahr begibt.“

Mountainbiken

Mountainbike Initiative St. Pölten / Georg Furtmüller

Österreichweite Mountainbikestrategie

Mitte April hat die Regierung nun eine österreichweite Mountainbikestrategie angekündigt. Die soll mehr Klarheit in die Frage der Haftung bringen und vor allem die unterschiedlichen Interessen hinsichtlich Naturschutz, Sport und Wirtschaft vereinen.

Stephanie von MTB STP erhofft sich dadurch jedenfalls mehr freie Forstwege abseits des teuren Alpentourismus: „Ich habe die Hoffnung, dass es für die Locals, also für die Menschen, die in der Nähe ihres Wohnorts Mountainbiken wollen, leichter wird, Trails zu schaffen, die jeder kostenfrei befahren kann. Dass es für alle möglichst zugänglich bleibt, und dass wir nicht nur noch mehr Trailcenter oder Bikeparks kriegen, die zu bezahlen sind.“

FM4 Auf Laut „Streitfrage Mountainbiken“

Wie lassen sich Naturschutz, Sport und Wirtschaft im Wald vereinen? Was bringt die geplante Mountainbikestrategie? Und welche Erfahrungen hast du mit dem Mountainbiken?

Claus Pirschner spricht mit dem Sportjournalisten Christoph Berger-Schauer, mit Rider:innen, einer Jägerin, Vertreter:innen von Land- & Forstbetrieben sowie vom Sportministerium. Und natürlich mit euch! Diskutiert mit. Am Dienstag, 23.4. ab 21 Uhr. Ruf an: 0800 226 996 oder schick uns eine (Sprach-)Nachricht per Whatsapp: 0664 8284444!

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