FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Beabadoobee

Callum Harrison

Beabadoobee: „Ich möchte mit meinem Sound Arenen füllen“

Auf „Fake It Flowers“ lässt die philippinisch-britische Musikerin Beabadoobee gitarrenlastigen Grunge-Pop auferstehen. Im Interview erzählt die Newcomerin, was sie an den 90er-Jahren fasziniert und was sie schon als Kind vom Peanuts-Character Charlie Brown lernen konnte.

von Michaela Pichler

Wenn die 20-jährige Solokünstlerin Beabadoobee auf ihrer E-Gitarre loslegt, klingt das nach grungiger 90er-Jahre-Nostalgie. Geboren auf den Philippinen, wächst Beabadoobee in London auf. Dort besucht sie eine katholische Mädchenschule. Mit der konservativen Strenge kann Beabadoobee aber nur wenig anfangen, kurz vor dem Abschluss fliegt sie von der Schule.

Ab da beginnt ihre Musikkarriere, mit einer schüchternen Stimme, einer akustischen Gitarre und zwei simplen Akkorden. Damals lädt sie als 17 -Jährige ihren ersten Song „Coffee“ auf Soundcloud hoch. Ein überraschender Hit, mit dem Beabadoobee einen Plattenvertrag bei Dirty Hit an Land gezogen hat. Auf dem Label sind auch Bands wie The 1975s vertreten – mit diesen Indie-Rock-Stars geht Beabadoobee noch als Teenagerin auf Europa-Tournee und bespielt dabei ausverkaufte Arenen. Sie veröffentlicht zwei EPs und begleitet ihre US-amerikanische Pop-Kollegin Clairo auf Tour. Bei den Brit Awards ist Beabadoobee als “Rising Star” nominiert, beim New Music Express Award gewinnt sie heuer in der Newcomer-Kategorie „On the Radar“.

Jetzt hat die 20-jährige Solokünstlerin ihr Debütalbum „Fake It Flowers“ veröffentlicht, das gar nicht mehr so soft klingt, wie einst in den akustischen Anfangstagen.

Beabadoobee -Fake It Flowers

Beabadoobee

Das Debüt „Fake It Flowers“ von Beabadoobee ist am 16. Oktober 2020 via Dirty Hit erschienen.

„In Arenen zu spielen hat in mir den Wunsch erweckt, diese auch zu füllen! Ich möchte, dass mein Sound in diesen massiven Räumen hallt und dieses Gedanke hat mich inspiriert, einfach laut zu sein und ‚in your face‘ zu klingen!“, erzählt Beabadoobee im Interview. Gerade sitzt sie im Londoner Büro von Dirty Hit. Beabadoobee heißt eigentlich Beatrice Laus, kurz Bea. Ihr ungewöhnlicher Künstlername stammt eigentlich von einem ihrer Social-Media-Accounts. Ursprünglich wollte sie ihre Musik nur ihren Freund*innen zeigen. „Offensichtlich habe ich nichts von all dem, was bisher passiert ist, erwartet. Und jetzt bin ich einfach dabei geblieben“, lacht Beabadoobee über ihre damalige Namensfindung.

Smashing Pumpkins, Veruca Salt und Alanis Morissette als Vorbilder

Für „Fake It Flowers“ hat die britische Künstlerin den Regler am Gitarrenverstärker ordentlich aufgedreht. Auf ihrem Debütalbum lässt sie ihre alten Vorbilder wie die Moldy Peaches oder Daniel Johnston ruhen und blickt weiter zurück in die Musikgeschichte, zurück in die 1990er Jahre. "Smashing Pumpkins, Veruca Salt, Alanis Morissette: Diese drei Acts haben den Sound auf „Fake It Flowers" maßgeblich beinflusst!“ Das wird zum Beispiel im Song „Sorry“ hörbar - eine Power-Pop-Ballade, die als Entschuldigung einer verloren gegangenen Freundschaft konzipiert ist.

Am meisten Spaß macht der Nostalgie-Sound auf der letzten Nummer des Albums, „Yoshimi, Forest, Magdalene“. Die 90er locken allerdings nicht nur mit klanglichen Vorbildern. Bei Beabadoobee macht sich das Jahrzehnt auch in Outfits und ihren Musikvideos sichtbar. Das beginnt bei den Plastikblümchen, die jede Single zieren und auch am Cover zu finden sind, oder bei den Buffalo-Plateauschuhen, die Beabadoobee einen Tick größer machen; und hört noch lange nicht beim Videoclip zu „Worth It“ auf: Die popkulturelle Vorlage dafür liegt schon nach den ersten Sekunden auf der Hand. Beabadoobee präsentiert sich in einem Hotelzimmer mit Kaputzenpulli und Baggy-Hose und erinnert samt identischer Kameraeinstellung extrem an Natalie Imbruglias Musikvideo zu „Torn“. "Ich habe meinem Freund - der meine Videos dreht - Natalie Imbruglia’s Video gezeigt und gesagt: „Genau das will ich auch!“

It’s okay to not be okay

Nicht nur Bands aus den 90ern waren für Beabadoobee Inspiration am neuen Album: auch der Peanuts-Character Charlie Brown hat sich als Song darauf verewigt. Eine eher traurige Comic-Gestalt, von der Beabadoobee schon früh gelernt hat: „Es ist diese Idee, dass es okay ist, sich nicht okay zu fühlen. Das war meine erste Art von Einführung in das Thema psychische Gesundheit - offen für seine Gefühle zu sein und mit Menschen darüber reden zu können“, meint Beabadoobee. Auch deshalb hat sich die Musikerin einen Charlie-Brown-Comicstrip auf ihren Arm tätowiert, als täglichen Reminder.

Back on old habits
That no one knows about
Too bad that Charlie Brown
Has inked you up to slow you down

Auf “Charlie Brown” schreit sich Beabadoobee das Gefühlschaos zu schweren Powerchords von der Seele. Ganz weg geht die Traurigkeit aber dann doch nicht und macht sich im persönlichsten Song am Album bemerkbar, mit dem klingenden Titel „Emo Song“. „Ich habe den Song so benannt, weil er so traurig und persönlich für mich war. Ich dachte, wenn ich ihm einen lustigen Titel gebe, nimmt das ein bisschen die Schwere raus. Es hat sich gut angefühlt, diesen Song zu schreiben und aufzunehmen, als würde eine Last von mir fallen. Aber um ihn live zu spielen ist er mir wohl doch zu persönlich.“

Welcher Song der jungen Londonerin am meisten gefällt, wechselt übrigens wöchentlich. Momentan ist es „Dye It Red“: „Ich liebe die Bass-Line! Ich bin wirklich stolz auf diesen Song, ich erinnere mich noch dran, als ich ihn geschrieben habe, während einer Tour. Und ihn jetzt zu hören, wie er zum Leben erweckt wurde, ist einfach cool!“

Ein Debüt wie eine Hommage

Mit ihren zwölf Songs gelingt Beabadoobee ein kraftvolles Album, das eine nostalgische Bandbreite an 90er-Jahre Sounds zwischen Grunge und Pop-Rock liefert. Eine Mischung, die auch Jahrzehnte später funktioniert. Würde Beabadoobee lieber in den 90ern leben, wenn es eine Zeitmaschine geben würde? „Ein Teil von mir würde das wohl gern. Aber ich mag es, im Hier und Heute zu leben. Denn ich mag die Idee, Musik zu machen, die an diese Zeit erinnert und von der Musik und Mode so stark inspiriert ist. Ich liebe es, eine Hommage an diese Ära voller Musik, Mode und dem ganzen Vibe zu spielen!“

mehr Musik:

Aktuell: