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Call of the Sea

Out of the Blue Games

Inselidyll mit dunklem Geheimnis

Das First-Person-Spiel „Call of the Sea“ lässt uns auf einer polynesischen Trauminsel tausend Rätsel lösen.

Von Rainer Sigl

Das Rauschen der Brandung, das Geräusch hoher Palmen, die sich im Wind bewegen, Vogelschreie: Eigentlich möchte man sich hier am Strand am liebsten einfach in die Sonne legen. Der Weg führt aber ins Innere dieser scheinbar menschenleeren Insel, irgendwo mitten im Pazifik. Es ist das Jahr 1930, und ich bin in der Gestalt der jungen Amerikanerin Norah auf der Suche nach meinem Ehemann. Der war auf der Suche nach einem Heilmittel für meine mysteriöse Krankheit, doch irgendwann kam keine Nachricht mehr von ihm.

Seinen letzten Briefen zufolge hat er sich zuletzt hier aufgehalten - Grund genug, selbst die Koffer zu packen und an dieses malerische Ende der Welt zu reisen. Auf seinen Spuren decke ich mitten im Inselparadies nach und nach ein düsteres Geheimnis auf.

Kosmischer Schrecken im Paradies

Im First-Person-Spiel „Call of the Sea“ erforsche ich einen idyllischen Ort, an dem auf den ersten Blick keine Gefahr lauert: Gegner oder andere Menschen und Tiere bekomme ich nicht zu Gesicht, stattdessen bin ich mit dem Lösen von allerlei Rätseln beschäftigt. Die reichen von einfachen Logikpuzzles bis hin zu aufwendigen Schnitzeljagden, in denen ich Hinweise aus der Umgebung richtig interpretieren und um die Ecke denken muss. In seinen besten Momenten erinnert das an die Umgebungsrätsel von „The Witness“ oder zumindest an den Klassiker „Myst“.

Neben den abwechslungsreichen Rätseln motiviert mich dabei vor allem die spannende Geschichte, denn ich erfahre nach und nach nicht nur, was mit der verschwundenen Expedition und meinem Mann passiert ist, sondern bekomme es auch mit meiner eigenen mysteriösen Vergangenheit und sogar einem dunklen kosmischen Geheimnis zu tun. Ein bisschen kommt da das Universum des großen HP Lovecraft zum Vorschein, doch für ein richtiges Horror-Spiel ist „Call of the Sea“ zu bunt und letztlich auch zu romantisch. Die meiste Zeit begnügt es sich damit, ein überaus stimmiger Inselurlaub mit angenehm herausfordernden Rätseln zu sein.

Call of the Sea

Out of the Blue Games

Gelungenes Debüt

„Call of the Sea“, entwickelt von Out of the Blue, vertrieben von Raw Fury, ist für Windows, Xbox One und Series X/S erschienen.

Call of the Sea ist das Debütspiel eines spanisch-griechischen Indiestudios, doch schon dieser Erstling ist großteils gelungen. Die exotische Atmosphäre und die Geschichte motivieren dazu, alle Geheimnisse der Insel zu erforschen; nur hin und wieder wünscht man sich zum einen, dass die Erzählerin aus dem Off ein paar Pausen einlegt; und zum anderen, dass man nicht buchstäblich von einem Rätsel zum nächsten wandern müsste, sondern vom Spiel auch dazu angehalten würde, einmal zu verschnaufen und sich hinsetzen und dieses Inselidyll einfach nur so genießen könnte.

Trotzdem: „Call of the Sea“ ist ein wunderschöner, herausfordernder Inseltrip. Gerade in der dunkelsten Zeit des Jahres lässt man sich vom Ruf des Meeres gern in eine wenn auch nur virtuelle Inselidylle locken.

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