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Der Song zum Sonntag: Lupin - „Eh eigentlich“

Das Lupin wunderbare Lieder schreiben, haben sie schon als Protestsongcontestgewinner*innen 2018 bewiesen - jetzt ist das Duo mit dem fabelhaften „Eh eigentlich“ zurück.

Von Christoph Sepin

Schönes Storytelling ist simpel. Hier ist eine Alltäglichkeit, eine allseits bekannte Situation, ein Ort, an dem wir alle schon gewesen sind, eine Geschichte über das, was eben ab und zu passiert. Und dann biegt man ab und geht vom Kleinen ins Große und plötzlich hat man ein ganzes Lied übers Leben geschrieben.

Wenn man von Hooks spricht, von Momenten in Songs, von denen man angezogen wird und die in Erinnerung bleiben, dann meint man meist Melodien oder Akkorde. Im Fall von Lupin sind das Texte. Lyrics, die Hand in Hand mit der Instrumentierung, mit den sanften Akkorden in „Eh eigentlich“ gehen, dann aber plötzlich überraschen, zum Lachen bringen, zum Staunen. Ja, das ist erstklassiges Songwriting.

Wie gut das ist, das weiß man aber eh schon länger: Im Jahr 2018 haben Lupin mit „1 Lied gegen Sexismus“ den Protestsongcontest gewonnen. Hannah Guanabana und Tanja Miezi haben sich in der Student*innenwohnung kennengelernt und schreiben Lieder, scheinbar mühelos und nonchalant - gesellschaftlicher Bullshit und tiefste Herausforderungen werden simpel auf den Punkt gebracht. Den meisten von uns fehlt die Möglichkeit, alle Missstände und Komplikationen des Lebens überhaupt in Worten auszudrücken, Lupin machen das einfach so in Liedern, als wär das nix.

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  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Zum Beispiel hier: Das Wort „eh“ ist trotz seiner Omnipräsenz eigentlich underrated. Denn ein „eh“, das kann Dinge relativieren und besser in Zusammenhänge bringen. Das kann wirken wie ein Abwinken, („passt schon“), oder doch wie ein Ausdruck der Dringlichkeit („nein, passt eben nicht!“). Wenn man singt: „Ich bin eh glücklich eigentlich“, dann hängt da so viel dran am angeblich simplen Glück, das kann doch alles gar nicht so einfach sein.

Es geht in den Textzeilen in „Eh eigentlich“ um alte Bücher, es geht um Gespräche und Gedichte, um Dinge, die passieren und grundlose Schönheit. „Vom vielen Lachen wird meine Nase rot und vom Tanzen sind meine Beine marod“, ist eine sehr schöne Zeile, „manchmal ist der Raum zu klein, um alles was man sein muss zu sein“ aber noch besser und eh überhaupt am besten.

Manchmal ist alles so schön, manchmal ist man mittendrin im Leben und man kennt sich fast gar nicht mehr aus vor lauter Glücksgefühlen - ist halt aber alles vergänglich, deswegen wohl auch ein Lied mit so schweren Akkorden. Manchmal ist man einsam mit lauter Menschen gemeinsam, manchmal will man nur zu zweit sein, manchmal geht’s eh. „Vielleicht ist’s ja okay, wenn ich einmal früh nach Hause geh“, ist ein Satz, den viele von uns oft denken, wenn’s nicht so schwer wäre. Dieses Lied macht das alles zumindest ein bisschen einfacher. Ein herzzerreißender Song übers Glück. Eh.

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