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Der Song zum Sonntag: Slowdive mit „kisses“

Hallo, hier ist eine neue, alte Lieblingsband. Steckt die Gitarren an, Slowdive sind zurück.

Von Lisa Schneider

Trivialitäten sind eine sehr gute Sache und auch eine, die’s eigentlich nicht gibt. Küsse sinds nicht und zerbrochene Herzen nicht, genauso wenig wie Nicht-Küsse und gelangweilte Tage.

Die sehr gute, britische Band Slowdive hat vor wenigen Tagen ihre neue, direkt, schön und einfach zu fassende Single „kisses“ veröffentlicht, es ist das erste neue Lied seit 2017. Und auch davor gab’s erst sechs Jahre davor Musik, ein kleines, großes Comeback mit dem damaligen selbstbetitelten Album.

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  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

So klingt das dann eben auch, wenn eine Gruppe sich Zeit lässt und das Leben passiert, weil wie schreibt man noch mal schnell einen guten Shoegaze-Song? Nicht schnell. Da ist schon mehr drin als Pedale und Boden-Gucken, mehr als Hall und Aufdrehen-bis-nix-mehr-geht. Vielleicht ist „kisses“ das poppigste Lied, das Slowdive überhaupt je veröffentlicht haben, es steht ihnen sehr gut.

Neil Halstead singt mit einer Stimme, als hätte Damon Albarn gerade ein höchst erholsames 10-Tage-Retreat verlassen, das alles ist zu gleichen Teilen kühl und warm, also lau, so, wie das Leben eben meistens. Der Slowdive-Charme ist auch die Mehrstimmigkeit, gerade dieses Lied werden Leute hören, die sonst auch gern zur Musik von Beach House im Schatten spazieren. Rachel Goswell hat die Sonne in der Stimme.

Am ersten September wird das neue Slowdive-Album erscheinen, es trägt den Titel „Everything Is Alive“. Rachel Goswells Mutter sowie Simon Scotts (Drums) Vater sind 2020 verstorben, und diese Lieder sind ihnen gewidmet. Und wie’s dann eben oft so ist, oder immer, steht jemand auf, wen ein anderer fällt, oder hält jemand etwas Gutes hoch, wenn etwas Schlechtes passiert. Ein dunkles Album hätten sie nicht machen wollen, sagt die Band, „kisses“ brennt auf die zarte Weise lichterloh.

Das ist alles sehr romantisch, „kisses / burnt desert sun“, wer nicht so genau hinhört, darf hierzu gern auch laut „kisses under the sun“ mitsingen und es gleich noch ein bisschen offener, gelenkiger, lieber machen. So, wie’s im besten Fall jeder Neubeginn ist, wenn alles vibriert und schwankt und nichts klare Konturen trägt, genau da wird der Moment gekostet: “Maybe there’s a car there/Driving away from here/Taking all the ghosts, the hurt”. Wichtig nämlich, in der Startsekunde gibt’s keinen Schmerz.

Während diese Zeilen hinausgehen, bereiten sich Slowdive auf ihren Auftritt auf der guten Worthy Farm, also natürlich am überlebensgroßen Glastonbury Festival vor. Gruß an die Menschen vor Ort, genießt wohl noch so ein paar weitere, neue, wunderbare Traumstücke dieser Band.

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