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Screenshot aus dem Computerspiel "Dordogne"

Un Je Ne Sais Quoi / Umanimation / Focus Entertainment

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„Dordogne“: Erinnerungen in Wasserfarben

Eine urbane, junge Frau kehrt nach dem Tod ihrer Großmutter zu deren Haus auf dem Land in Südfrankreich zurück. Dort erinnert sie sich an einen langen Sommer, den sie 20 Jahre zuvor an diesem Ort als Kind verbracht hat. „Dordogne“ ist eine interaktive Erzählung über eine Familiengeschichte in einem außergewöhnlichen Aquarell-Look.

Von Robert Glashüttner

Die Gedanken an Schlüsselmomente der eigenen Kindheit, Patina und Geruch alter Räume, in denen man jahrelang nicht war, nostalgische Gefühle in Gedanken an eine Zeit, die längst vorbei ist: Jede und jeder kennt sie, die Erinnerungen an die eigene Vergangenheit, als Dinge noch oft einfacher und unbeschwerter waren. Dies war natürlich vor allem deshalb der Fall, weil die Last der Verantwortung noch auf den Erziehungsberechtigten ruhte. Trotzdem ist die Rückbesinnung auf die - hoffentlich weitgehend glückliche - Kindheit und Jugend in manchen Momenten schön.

Selbstverständlich verklärt man die eigene Vergangenheit aber auch, doch das ist in vielen Fällen gut so. Die Psyche weiß sich zu helfen, verdrängt unangenehme Erinnerungen und behält stattdessen eher die erfreulichen Gedanken. Dennoch versucht man oftmals, bestimmte Lücken zu schließen. Sich an Dinge, Menschen, Orte, Geschehnisse zu erinnern, die verschüttet sind. Hier setzt die interaktive Erzählung „Dordogne“ ein, die uns ins Jahr 2002 versetzt und uns in den Schuhen der 32-jährigen Mimi durch die südwestfranzösische Landschaft laufen lässt.

Mimi kehrt an einen Ort zurück, an dem sie als 12-Jährige ihren Sommerurlaub verbracht hatte: in die Dordogne, wo ihre Oma Nora lebte, zu einer Zeit, als der Großvater bereits verstorben war. Das Spiel wechselt zwischen diesen zwei Zeitpunkten, also 1982 und 2002, und wir als Spieler:in sammeln Eindrücke und Erinnerungen. Wir staunen und entdecken als Stadtkind das wundersame Leben in der ländlichen Umgebung. Als Erwachsene versuchen wir, uns an all jene Momente zu erinnern, die verloren gegangen sind. Dazu gesellen sich einige Fragen: Wie war das Verhältnis unserer Großeltern zueinander? Warum mochte unser Vater seine Mutter nicht? Und was ist im Sommer ’82 noch so alles passiert?

Familiengeschichte in Wasserfarben

In „Dordogne“ taucht man in naturalistische Aquarelle ein. Jeder Ort in diesem Spiel ist visuell sensationell und verströmt eine eigene Aura. Manche Szenen muten wie kindliche Abenteuer an, andere sind Momentaufnahmen bestimmter Plätze, Zusammenkünfte, Begegnungen. Wir entdecken Bilder, Töne, Worte und Gedanken. Wir lernen uns selbst als kleines Mädchen kennen, wie auch unsere Oma Nora und den schon damals nur noch in Aufzeichnungen und Erzählungen existenten Großvater. Zurück in der Erwachsenenwelt kommen wir so Stück für Stück den vergrabenen Erinnerungen näher.

Screenshot aus dem Computerspiel "Dordogne"

Un Je Ne Sais Quoi / Umanimation / Focus Entertainment

„Dordogne“, entwickelt von Un Je Ne Sais Quoi und Umanimation, ist im Vertrieb von Focus Entertainment für Windows, Switch, Playstation 4/5 sowie Xbox One/Series erscheinen.

„Dordogne“ lebt von seiner außergewöhnlichen audiovisuellen Präsentation und der kurzweilig erzählten Geschichte, in der selbst Unkraut jäten und Tee kochen Spaß machen. Konzipiert vom Illustrator und Comickünstler Cédric Babouche ist das Spiel „typisch französisch“: nicht sentimental und kitschig, sondern harmonisch und rührend wie auch traurig und besinnlich. Kein Leben ist bloß schwarz und weiß, und Kindheitserlebnisse werden, wenn wir erwachsen sind, immer durch Zwischen- und Grautöne ergänzt.

Wer „Dordogne“ einmal oder vielleicht mehrfach durchgespielt hat (es eignet sich auch gut zum Französisch Lernen!), ist motiviert, dieses interaktive Erlebnis Familienmitgliedern, Partner:innen und Freund:innen weiterzureichen. Zu Recht: Das hier ist ein Game, das auch jene Menschen gut an interaktive Erzählungen heranführen kann, die sonst damit wenig am Hut haben. Die meisten werden erstaunliche, erfreuliche, emotionale Momente in diesem Spiel erleben.

Screenshot aus dem Computerspiel "Dordogne"

Un Je Ne Sais Quoi / Umanimation / Focus Entertainment

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