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Der Song zum Sonntag: Sorry - Screaming In The Rain Again

Die britische Indie-Grunge-Truppe Sorry hat eine (fast) neue Single veröffentlicht. Oder: Warum sich manche Wetterverhältnisse besser zum Verarbeiten von Emotionen eignen.

von Michaela Pichler

Wasser ist ein vielseitiges Element. Es hat die Kraft und die Macht, ganze Dämme einzureißen. Es steht für Freiheit und ist eine Naturgewalt. Und es hat eine reinigende Wirkung. Das klingt jetzt alles ziemlich esoterisch, aber wer hat noch nicht unter der Dusche geweint? Oder noch besser: Sich dramatisch in den strömenden Regen gestellt und alles was schief läuft lautstark angeprangert, sich den ganzen Groll aus dem Hals geschrien. In dieser Disziplin hat die englische Band Sorry wohl schon mehr Erfahrung - und diese in einen Song gepackt.

„Screaming In The Rain Again“ ist diese Woche nagelneu via Domino Recording erschienen, aber so ganz neu ist das Grundgerüst des Tracks gar nicht. Eine erste Version haben Sorry letztes Jahr auf ihrem Album „Anywhere But Here“ geteilt. Die Ur-Version klingt reduziert, stolpert dahin. Und manchmal sind Dinge eben einfach noch nicht fertig, obwohl man sie schon mit der Außenwelt geteilt hat. Gedanken, Ideen oder eben auch Songs. Sorry wussten, da geht noch mehr. "Wir wollten eine Version machen, die härter, stärker und schneller ist. Wir hatten das Gefühl, wir könnten eine andere Seite zeigen, eine mit mehr Leidenschaft.“

I feel too alien / Nothing’s making sense / I’m screaming in the rain again

Mit Tränen beginnt gleich die erste Strophe und eine Nachtapotheke hat noch nie was Gutes bedeutet: „Tear stain on your sombre frown / There’s a pharmacy open late in your town / I offer to walk around / You don’t seem happy to come down“ - in dieser Geschichte stehen die Zeichen auf Sturm. Desorientierung und ein Gefühl von Einsamkeit in den Lyrics, ein Gewitter als E-Gitarren-Hook. „Nothing makes sense“, wiederholt Gitarristin und Songwriterin Asha Lorenz im Refrain immer wieder.

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  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Im Regen weinen, das klingt erst mal nach Kitsch (oder nach echt, aber wo liegt da der Unterschied?) – aber was für eine kathartische Wirkung so ein verzweifeltes Open-Air-Schluchzen haben kann, das weiß man erst, wenn man selbst so eine dunkle Stunde durchlebt hat. Während dem Songwriting zum Track „Screaming in the Rain Again“ hat das Quintett selbst viel Zeit mit der emotionalen Verarbeitung verbracht; so sollen im Studio und auch beim Videodreh viele Tränen geflossen sein, schreibt die Band aus dem Norden Londons auf Social Media.

Wenn so gar nichts mehr Sinn macht, dann ist ein Outlet für all die Emotionen, die einen überfordern, umso wichtiger. Weinen hilft da aus einem einfachen biologischen Grund: Während man sich die Augen ausheult, schüttet der Körper Hormone wie Oxytocin und Endorphine aus – beide sind dafür da, körperliche und emotionale Schmerzen zu lindern. Dasselbe sagt man auch dem richtigen Stück Musik zum richtigen Zeitpunkt nach. Auf Sorry ist in dieser Hinsicht jedenfalls Verlass.

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