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Liza Anne

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Der Song zum Sonntag: Liza Anne - Shania Twain Is Making Me Cry

Liza Anne hat ein gebrochenes Herz, weiß das zu gut und weint zu Shania Twain. Das neue Album „Utopian“ erscheint Anfang November.

Von Christoph Sepin

Das Leben ist lang und voll, irgendwann haben wir zu allem eine Geschichte und können zu jedem Lied weinen. Auch und vor allem zu Shania Twain, 90er Jahre Country-Pop-Utopie und Proto-Selfempowerment-Königin. Musikgeschichte findet am besten nonlinear statt, deswegen passiert jedes „That Don’t Impress Me Much“ und „Man! I Feel Like A Woman“ gestern, heute und morgen. Irgendwo auf der Timeline wird das von Liza Anne entdeckt und darf als Kopfpolster für alle Krokodilstränen verwendet werden.

Einen Break-Up macht man am besten dann durch, wenn Dinge schlimm, aber noch nicht zu schlimm sind. Wenn man merkt, da passt was nicht, das kann man nicht mehr, das wird man auch nicht mehr reparieren können. Aber man kann sich trotzdem noch in die Augen schauen und sich, wenn schon nicht lieben, dann zumindest wertschätzen. Der Schlussmach-Sweetspot, das amikale Auseinandergehen, die Vorlage für die härtesten Break-Up-Songs.

Das ist so schwer, das weiß Liza Anne, weil man sich ja eigentlich noch mag. „I know you’re trying to be a good guy“, als Zeile Nummer 1 ist so gemeint. „But I don’t not wanna call you“. Man will sich nicht nicht anrufen. Man will sich nicht in die Karten schauen lassen. Cool wirken, aber am liebsten möchte man ins Auto springen, zum Haus der ehemaligen Beziehung fahren und dort als irgendwie verzweifelte, aber gut gemeinte romantische Geste Shania Twain aus der Boombox schmettern. „It’s taking everything not to drive to your house wearing your old t-shirt“.

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  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Liza Anne kommt aus einem sehr „Chesapeake Shores“-aussehenden Örtchen namens St. Simons Island in Georgia und lebt heute in Nashville, dem Musikhauptort, in dem Menschen schon als kleine Kinder anfangen, in Songwriterschulen superkomplexe Lieder zu schreiben. Das hört man auch. Die ebenfalls in der Nashville-Gegend sozialisierte Gayle hat mal in etwa gesagt: ein guter Popsong, das ist zuerst perfekte Harmonie und dann absichtliche Dissonanz.

Danach klingt „Shania Twain Is Making Me Cry“. Ein Schlussmachlied, aber keine Selbstermächtigung oder -bemitleidung, sondern Selbstkritik und vor allem -satire. Man weiß es eh, everything is temporary, Heartbreaks heilen, aber das muss man erst einmal dem blöden, gebrochenen Herz erklären. Liza Anne versucht das mit Humor und singt sich mit einem „Buh-huh“ die eigenen Tränen weg. „It’s all about forgiving and the will to walk away“, heißt es bei Shania Twain. „Love is a process of letting go“, führt Liza Anne den Gedanken fort. Das neue Album „Utopian“ erscheint Anfang November auf Antifragile Music.

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