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Aktueller Musiktitel:

ÆNGL

Valerie Logar

fm4 soundpark weekly

Neues von ÆNGL, Fuzzman, ANDO u.v.m.

Wieder mal gelernt, wieso man immer Brian Molko zitieren kann: Die österreichische Musikwoche im Überblick.

Von Lisa Schneider

Herbst und kalt und das Raunzen drüber, dann aber auch das Einrollen daheim unter zwei bis fünfunddreißig Decken und eigentlich ganz glücklich dem Kakao entgegenhauchen. In any case: zwei Alben, die sich diese Woche sehr gut mit all euren Gefühlen ausgehen, kommen diese Woche von Fuzzman und Berglind. Das letztere ein Debut, das erste natürlich nicht, es heißt „Willkommen im Nichts“.

Herwig Zamernik hätte sich eh auch schon längst ein hedonistisches Abzeichen auf den rechten Oberarm tätowieren lassen sollen, oder ein Herz und eine Mama-Fahne, tragen das Piraten und Schlagersänger noch? Fuzzman ist ein bekennender Schunkler, und das ist sehr gut so, Überwindung alter Formen hat ja eigentlich eh immer mit ihrer vorherigen Annahme zu tun. Hochtrabend supergscheit, dabei muss es das ja nicht sein: Fuzzman hat mit „Willkommen im Nichts“ ein schwer-schönes Blätterrauschalbum geschrieben, man darf drüber grübeln, lachen, Tränen dalassen oder einfach nur mitwippen.

Und Berglind? Giovanna Fartacek schreibt elegante Popmusik, Lebensabschnittslieder, das ist ja schon mal super. „Feste Feiern Fallen“ heißt ihr erstes Album, und auch das ist schon wieder gut: da steckt der Rausch von vor- und der Kater von gestern drin, da steckt viel Liebe und viel Weh drin, da stecken die großen Fragen danach drin, wie das mit sich selbst und vielleicht auch mit den Menschen, die man zu sehr mag, weitergeht. Nachdenken und zeitgleich einen neuen Teebeutel ins Häferl schmeißen war schon immer eine sehr gute Kombination.

Und weil Herbst und nachdenken, dann gern auch kurz zurück, zurück an ein allerbestes Für-immer-Herbstalbum aus Österreich. Es hätte gut zu Halloween gepasst, aber Vorfreuen ist noch besser als Momentefeiern, die Rede ist natürlich von Francis International Airport, das Album hieß/heißt „In The Woods“.

Mehr neue Musik(videos):

ÆNGL - „Slut“

Endlich wieder ein Lied, das ihr eurer Mama nicht vorspielt, oder naja, vielleicht ja doch, irgendwann drehen sich die Verantwortlichkeiten im Erziehungszirkus ja bekanntermaßen um. W1ZE ist jetzt ÆNGL, das ist zwar schwer zu tippen, aber besser im Internet zu finden. Und dann ist das jetzt alles noch mehr Pop und sogar ein bisschen mehr Hyper als früher, die guten Freund:innen natürlich weiterhin an der Seite, die nicht so guten (wir türmen noch ein Pik-Ass aufs „Ich-hab-Major-unterzeichnet-und-irgendwie-war’s-nicht-so-geil“-Kartenhaus) winken im Rückspiegel. Noch immer betrunken beim Aufwachen, der Rock sehr kurz und die Boots sehr Stiletto, blöde Klischees und wie man sie sich zu eigen macht: „Slut“ ist natürlich überspitzte Zelebration von Me, Myself & I, ist aber gleichzeitig Fahnenschwenken und Mit-ins-Boot-Holen derer, die sich das so noch nicht ganz trauen. Das hat W1ZE gut gekonnt, natürlich kann’s ÆNGL noch viel besser.

Skyodi - „Run Away“

Immer nie von alten Liedern reden, bevor man von neuen spricht, aber das hier muss sein, weil ein viel schöneres Weltveränderungslied hat’s hier in den letzten Jahren nicht gegeben: mit „Change“ ist Skyodi sacht ins gelbe Radioprogramm eingestiegen, ein Weh- und Wintersong, Spitzensaiten, super Zeilen, das ist ein Lied wie der letzte Keks in der Dose. Jetzt gibt’s Neues von Skyodi, das ist nicht mehr ganz so sad-sad, für seine Verhältnisse vielleicht sogar schon upbeat. „Run Away“ richtet sich nicht an den eh immer eigenen, versuchten Eskapismus, sondern diesmal ans Gegenüber, das natürlich nicht davonlaufen soll. Du und ich gemeinsam, das ist alles, das ist eine alte Floskel und sie stimmt immer. Nochmal: Keksdosenlied.

ANDO - „De Selby“

Literaturlieder sind schon auch die allerbesten, das darf dann gern über drei Ecken gehen, wenn die Grundpfeiler bleiben: gut, alt, irisch. Die gute Gruppe ANDO hat ein Lied über einen Menschen geschrieben, der einem anderen sehr nachgeeifert hat - am Ende: beide wahnsinnig. So beginnen ja nicht selten eben die besten Geschichten, in dem Fall der postmoderne Roman, der sehr gut zur sanften Neo-Psych-Musik passt, die wir da hören. Keine harten Cuts, da fließt alles dahin, immer ein bisschen trippy, das muss schon sein. Realitätsverlust und Musik sind ja zwei Dinge, über deren Zusammenhang vielleicht nie wirklich diskutiert, aber schon oft gesprochen worden ist, irgendwo hängt nämlich schon ein echtes Körnchen dran.

FELÍS - „The Fallout“

„It’s a race for rats to die“, hat schon mal Brian Molko sehr klug formuliert, da geht’s natürlich nicht um die kleinen Grauseltiere, sondern um unser, das kleine und das große Leben. „All it takes is one decision, a lot of guts, a little vision“, so geht’s weiter im Immer-besten-Lied-der-Welt „Slave To The Wage“. Und wieso hier, zum neuen Song von FELÍS, so viel über Placebo nachdenken? Naja, weil’s genau darum, und darum auch im Song „The Fallout“ geht: Um Lieder, in denen man sich um andere sorgt, oder man sie zumindest mal schräg von unten ansieht und fragen will, was denn hier zum Teufel alles schief gelaufen ist. Es geht um Outcasts und die, die nachts nicht heimkommen, die, die ihr Leben gern nicht ein-, sondern fünfmal an die Wand fahren. Einmal noch Molko: „It’s a maze for rats to try“.

Auch noch gut und gut zu wissen

  • „Alles bricht, selbst das Licht“: aber wenn schon alles zerbröselt, weiß man ja, dass man alive ist. Buntspecht und noch so ein Lebensnachdenklied.
  • Menschen, die nicht verstehen, wie man Liebe zeigt, und Menschen, die es aber vielleicht eh wollen, es gibt ein Lied für euch: „Teer & Gras“ von EFEU.

FM4 Soundpark Weekly

In dieser wöchentlichen Rubrik servieren Lisa Schneider und Andreas Gstettner-Brugger musikalische Häppchen aus Österreich. Neue Bands und Songs, Videos und Konzerthighlights quer durch den stilistischen Gemüsegarten.

  • Man könnte wollte sollte auch da nochmal Brian Molko zitieren, nennen wir’s Placebo-Woche. „Without Hope I’m Nothing“ heißt das Debütalbum von Panik Deluxe, es geht um alles, es geht um abgeänderte Ideen großer Liebes-, Lebens- und Popentwürfe.
  • Das gibt’s noch gar nicht, aber manchmal darf’s ja auch um die Zukunft gehen (ähem, Libertatia?): Ja, Panik haben für kommenden Freitag eine neue Single angekündigt. Hoffentlich dann auch bald das Album.
  • Am Donnerstagabend bei Alex Augustin waren unter anderem Spilif (unser FM4 Soundpark Act im Oktober!) und Fuzzman mit jeweils neuen Alben zu Gast, außerdem gab’s natürlich wie immer viele neue Lieder, unter anderem von Jahson The Scientist, Felipe Inkasso oder Sigrid Horn.
  • Und auch in der FM4 Soundparknacht am Sonntag mit Stefan Trischler gab’s eine ausführliche Listening Session mit Spilif zu hören, ebenso wie neue Lieder von unter anderem Liz Metta, CULK oder Jeanny.

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