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Dicht & Ergreifend

Janik Schöbel

Wuchtige Beats und Politik mit Humor

Mit ihrem bayrischen Dialekt-Rap haben Dicht & Ergreifend in den letzten Jahren den gesamten deutschsprachigen Raum erobert. Die Band füllt mittlerweile große Hallen und erreicht ein breites Publikum, wie man unlängst in der ausverkauften Arena Wien sehen konnte. Was ist ihr Geheimrezept für diesen Erfolg?

Von Alex „DJ Phekt“ Hertel

Dass man mit Mundart-Rap weit über die eigenen Landesgrenzen hinaus erfolgreich sein kann, beweisen Dicht & Ergreifend seit 2014. Die Band hat sich ihren Erfolg hart erspielt. Von der kleinen Venue in der Vorstadt in die Münchner Olympiahalle. Dass sie mit ihrem Sound derartig erfolgreich werden würden, hätten sie anfangs selbst nicht gedacht.

Während ihres Besuchs im FM4-Studio haben wir nach drei essentiellen Zutaten gefragt, die ihre Musik auszeichnen. Die mittlerweile in Berlin lebenden Rapper Lef Dutti, Urkwell und DJ Spliff waren sich schnell einig: fette Beats, Scratches und Politik mit Humor.

Für die Musik ist Lef Dutti zuständig. Mindestens einen Beat bastelt er pro Tag. Das ergibt einen riesigen Pool an potentiellen Songs, aus dem die Band auswählen kann, von denen es letztendlich aber nur 12 auf ein Album der Band schaffen.

Im Interview erklärt Urkwell die Herangehensweise folgendermaßen: "Wir sammeln zuerst Themen & Inhalte für Songs, die 10 Alben füllen könnten. Dann entwickeln wir Hooks/Refrains, die von der Melodie der stärksten Beats schon fast vorgegeben werden. Manchmal zwingen sich sogar Themen auf, die zu den jeweiligen Beats passen. Speziell beim aktuellen Album „Es werde Dicht" waren eigentlich bei allen Songs zuerst die Refrains da.“

Dicht ins Dunkel

Kommerzieller Erfolg und Breitenwirksamkeit stehen bei der Band nicht an erster Stelle, wenn es um ihre Musik geht. Viel wichtiger ist ihnen ein breit gefächertes Themenspektrum, das auf den ersten Blick oft nicht unbedingt stringent wirkt. Doch genau diese inhaltliche Vielfalt ist dann die Basis, aus der Dicht & Ergreifend ein schlüssiges Album konstruieren, das in seiner Gesamtheit wichtiger ist als die einzelne Single.

Dystopische Zukunftsvisionen, der trügerische Schein der perfekten Welt auf Social Media, Frauenfeindlichkeit... auf ihrem aktuellen Album „Es werde Dicht“ arbeitet sich die Band durch ein buntes Themenspektrum. Über Beats, die nach großen Hallen, Schweiß und Euphorie klingen. Synthesizer-Sounds treffen auf bayrische Blasinstrumente, dazu humorvolle Texte, die bei genauem Hinhören nicht immer lustig gemeint sind.

Hollywood in DIY

Für das Video zum Titeltrack ihrer Platte ist die Band mit einem kleinen, befreundeten Videoteam in die Sahara gereist und hat in DIY-Manier ein Video gezaubert, das nach Hollywood-Budget und Major Label aussieht. Eine visuelle Meisterleistung, die nur möglich war, weil alle involvierten Menschen richtig motiviert waren und Bock drauf hatten.

Viva La Vagina

Mit diesem Track hat sich die Band weit aus der eigenen Komfortzone getraut und die allgegenwärtige Diskriminierung von Frauen thematisiert.

„Wir haben mit dem Song eine riesige Kuh auf dünnes Eis geschickt und das Ziel war, diese Kuh wieder heil herunter zu bringen. Man merkt an der Resonanz, dass dieser Track DER Song des Albums ist. Den hören mit Abstand die meisten Leute. Das ist gesellschaftskritischer Realtalk, der sich mit allen Frauen solidarisiert, die im Alltag diskriminiert werden“ erzählt Urkwell im FM4 Interview.

„Wenn du diese Geschichte aber einfach so erzählst und sagst, dass das schlimm ist, kommst du nicht in die Köpfe der Männer. Und das war das Ziel, weil den Frauen müssen wir das nicht erklären. Unser Credo war immer, dass am Ende des Tages der Humor gewinnt. Du brauchst sozusagen bei so einem schweren Thema einen Schmunzler, dann kann der Song was bewegen.“

Euphorie auf der Bühne

Das Dicht & Ergreifend mit ihrer Musik mittlerweile ein sehr bunt gemischtes Publikum ansprechen, merkt man spätestens beim Besuch ihrer Live-Shows. Kids, Teenager mit ihren Eltern, graue Bärte, Menschen aus Stadt & Land: die „Dichtis“, wie sie von ihren Fans genannt werden, schicken das Publikum nach den Shows verschwitzt und lächelnd nachhause.

Bläsersätze, Tanz-Choreographien, aufwändige Bühnenbilder...das transzendentale Erlebnis, gemeinsam zu einer feiernden, friedlichen und euphorisierten Einheit zu werden, ist der Band sehr wichtig. Crowd-Surfing in einem Dixie-Klo inklusive.

Wer einmal bei einem Konzert von Dicht & Ergreifend war, kommt mit großer Wahrscheinlichkeit wieder und nimmt dann höchstwahrscheinlich Freund:innen mit. So „einfach“ spielt man sich als Band vom lokalen Jugendzentrum in die großen Hallen. Vorausgesetzt, man hat einen langen Atem und Songs, die mit den Fans thematisch connecten. Da ist der Dialekt dann Nebensache.

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