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Neues Album von Torres "What an Enormous Room"

Ebru Yildiz

Torres – mit Gitarrensynths durch den Lebenssturm

Mackanzie Ruth Scott alias Torres öffnet mit ihrem neuen Album „What an Enormous Room“ Räume für große und kleine Dramen und für einen frischen Indie-Sound.

Von Christian Lehner

Torres hat viele Fans und Verbündete. So schreibt die Singer-Songwriterin Julien Baker, die man auch von der Indie-Supergroup Boygenius kennt, über das neue Torres-Album: “Everything Torres makes, comes from a convicted place … She is an artist, who believes in the worth of her task.”

Für Julien Baker ist Torres eine Überzeugungstäterin. Eine, die das Sein vor den Schein stellt – und der Schein ist die ewige Versuchung im Pop. Ein Beleg für diese These ist der Eröffnungssong von “What an Enormous Room”, dem sechsten Album von Torres. Das Stück trägt den Titel Happy Man’s Shoes.

Stark und Schwach

Selbstbewusst und feierlich - mit einer tiefen Stimme, die an Nico von The Velvet Underground erinnert - schreitet Torres in das Album hinein und wird dabei von einem pumpenden Beat begleitet. Darüber flackert eine Synth-Spur wie Kerzenlicht in einer kalten Kathedrale. Der Text will sich jedoch nicht an die Erhabenheit der Musik und den Optimismus des Songtitels halten.

Neues Album von Torres "What an Enormous Room"

Merge Records

"What an Enormous Room von Torres ist auf Merge Rec. erschienen. Am 7. Februar spielt Torres in Berlin, am 8. Februar in München.

Torres führt uns in die Niederungen eines nasty Beziehungsstreites. Es geht um Abwertung, verletzte Gefühle, Machtgefälle und den Willen, das alles doch irgendwie auf die Reihe zu bekommen. “Won’t spend the rest of my days crawling into the frame … I love you, I love you“. Diese widersprüchlichen Botschaften und Soundkonstellationen kommen als Songbündel so überzeugend daher, dass man Julien Backer recht geben muss.

Der Hit des neuen Albums ist “Collect” – ein Song, der vor Selbstbewusstsein nur so strotzt und den die eigene Power fast zu sprengen droht. “I’m here to collect” heißt es nach einer langen Phase des Spannungsaufbaus. Doch auch diese Machtdemonstration kommt von einem Ort der Unsicherheit, wie Torres in dem leider verloren gegangen FM4-Interview erzählt. Der Song beschreibe keinen Ist-Zustand, sondern einen Wunsch, eine Vision, ein Ziel, so Torres.

Die US-amerikanische Indie-Musikerin, die bürgerlich Mackenzie Ruth Scott heißt, ist mit der Künstlerin Jenna Gribbon verheiratet. Gribbon hat für das von Fans und Kritik gefeierte letzte Torres-Album “Thirstier” das Cover-Bild gemalt. Es liegt auf der Hand, dass viele der Texte von dieser Beziehung inspiriert sind.

Ungewöhnlicher Indie-Sound

Bezeichnend der Song “Wake To Flowers”. Torres besingt den Tod ihrer Eltern und der lange bei ihr lebenden Katze. Trost spenden nach dem Aufwachen allein die Wangen der Geliebten. Sie scheinen in der Morgensonne zu leuchten. “Didn’t know I’d wake to flowers after goin to sleep to rain”.

Neues Album von Torres "What an Enormous Room"

Ebru Yildiz

Der Sound von “What an Enormous Room” ist episch. Torres liebt das Musical. Das kann man auf eine nicht schlechte Weise hören. Torres liebt auch die Musik des Synthpop-Pioniers Garry Numan. Auch das kann man in Songs wie “Life As We Know It” hören. Torres hat bereits in der Vergangenheit mit Synthesizern und Synth-Gitarren herumexperimentiert. Gemeinsam mit Co-Produzentin Sarah Jeffe zerstäubt die in Brooklyn Lebende nun im Indie-Rock handelsübliche Arrangements mit Synth-Blitzen und unterlegt die Songs mit Böller-Beats aus der Dose.

Nach neun Songs mit etlichen Höhen und Tiefen kommt Torres schließlich zur Ruhe und lässt im Schlussstück “Songbird Forever” sogar die Vogerln tschirpen. Bald kommt der kalte Frühling.

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