Eine knallbunte Wüste

Im neuen Abenteuerspiel „Sand Land“ ist Wasser ein seltenes und kostbares Gut. Das Spiel ist eines die letzten Projekte des kürzlich verstorbenen Dragon Ball-Schöpfers Akira Toriyama.

Von David Riegler

Dystopische Sandlandschaften erleben derzeit einen Trend. Bald bekommt die „Mad Max“-Reihe einen neuen Kinofilm und auch der Hype um den Erfolgsfilm „Dune 2“ hält immer noch an. Das neue Game „Sand Land“ hat eine ganz ähnliche Ausgangslage, unterscheidet sich jedoch klar von anderen Sand-Abenteuern, denn hier gibt es knallbunte Fantasiefiguren und trotz der lebensfeindlichen Landschaft viel Humor und Lebensfreude.

Dämonen, Zyklopen, Dinosaurier und Menschen

Eine Reihe an Kriegen hat die Welt in „Sand Land“ zu einem großen Teil zerstört und zur kargen Wüstenlandschaft gemacht. Die Bewohner:innen dieser Welt sind Menschen und eine Horde an Fantasiefiguren, unter anderem Zentauren, Dämonen und Zyklopen. Sogar Dinosaurier laufen hier frei herum und suchen nach Futter. Was auf den ersten Blick nach einer zufällig zusammengewürfelten Mischung an Kreaturen aussieht, ist ein eingespieltes Ökosystem, das unglaublich abwechslungsreich ist.

Wir begleiten den frechen Dämonenprinzen Belzebub, dessen Vater niemand geringerer als der Teufel persönlich ist. Aber was Moral und Solidarität angeht, ist der Dämonenprinz deutlich besser drauf als viele der menschlichen Charaktere im Spiel. Gleich zu Beginn schenkt er einen Teil des erbeuteten Wassers an ein durstiges Kind und zeigt so sein großes Herz, das er oft hinter frechen Sprüchen versteckt. Der menschliche König hingegen hat die letzte bekannte Wasserquelle besetzt und verkauft das lebensnotwendige Wasser um horrende Summen an seine Untertanen. Ein gieriger Erzfeind, der die zerstörte Natur brutal für Profite ausnutzt.

Die Suche nach dem Wasser

Eine Legende besagt, dass es irgendwo noch eine geheime Quelle geben soll und wir schließen uns mit dem Kleinstadt-Sheriff Rao und dem Dämon Sheef zu einem Team zusammen, um das Wasser zu finden. Als Transportmittel stehen uns verschiedene fahrbare Untersätze zur Verfügung, vom Panzer über ein schnelles Motorrad bis zu einem etwas schwerfälligen Kampfläufer, der uns zur Maschine macht. Besonders bei den Fahrzeugen kommt die Gadgetpunk-Ästhetik des Spiels zum Vorschein, denn vieles in „Sand Land“ sieht aus als hätte man es selbst aus Metallteilen, die man zufällig gefunden hat, zusammengeschweißt.

Fans des originalen Mangas werden sich freuen, denn der Zeichenstil des legendären Dragon Ball-Schöpfers Akira Toriyama ist wunderschön umgesetzt. Der „Sand Land“-Manga ist im Jahr 2000 erschienen und ein eher weniger bekanntes Werk von Toriyama, der durch „Dragon Ball“ zum weltbekannten Mangaka wurde. Er war selbst bei der Entwicklung des Videospiels beteiligt, als er überraschend im März dieses Jahres verstorben ist. „Sand Land“ ist eines seiner letzten Projekte.

Spaß und Eurodance

Neben dem unverkennbaren Zeichenstil ist es vor allem der schräge Humor, der dem Spiel seinen ganz eigenen Charakter verleiht. Allein die Mischung aus Wesen wirkt oft wie ein humorvoller Fiebertraum, wenn zum Beispiel ein Dämon im Weihnachtsmann-Kostüm auftaucht oder wenn sich eine feindliche Gang in Badehosen zum Kampf bereit macht, die sich nur „Die Schwimmer“ nennt. Auch Belzebub reißt immer wieder freche Sprüche und macht sich gekonnt über seine Feinde lustig, während er mit einem Panzer auf Dinosaurier schießt. Und sogar ein alter Eurodance-Hit kann plötzlich auftauchen, wie ein offizieller Youtube-Trailer featuring Darude zeigt.

Auch abseits der Hauptstory hat die Welt von „Sand Land“ einiges zu bieten. Zwischendrin können wir spektakuläre Wettrennen fahren, Funktürme reparieren und besonders starke Feinde fangen, um ein Kopfgeld zu kassieren. Oder man erkundet einfach die Landschaft, die vor allem im späteren Spielverlauf richtig malerisch und grün wird. Aber auch für berührende Momente ist genug Raum da, denn es gibt auch viel zu erzählen in der vom Krieg gebeutelten Welt, deren Bewohner:innen einiges ertragen müssen.

„Sand Land“ ist ein wunderschönes letztes Projekt von Akira Toriyama und ein rundes Abenteuer, das auf vielen Ebenen ungewöhnlich ist. Wer sich auf die Fantasiewelt einlassen kann und deren innere Logik akzeptiert, bekommt eine abwechslungsreiche Welt, in der man nie weiß, was oder wer hinter der nächsten Ecke wartet. „Sand Land“ ist ein gutes Beispiel dafür, dass man auch in einer dystopischen Welt, voller Leid und Schicksale, immer wieder Humor und gute Laune finden kann, ohne dass einander diese Aspekte im Weg stehen. Ein würdiger Abschluss eines großen Mangakas.