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Still aus der FM4 Session mit Anna Mabo

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FM4 Session mit Anna Mabo

„Es geht immer ums Werden und um die Veränderung.“ Die Musikerin Anna Mabo spricht über ihre Texte, das Kommunizieren in Reimform, die Gemeinsamkeit der Musik- und Theaterwelten und spielt mit ihrem Cellisten eine FM4 Session.

Von Susi Ondrušová

Anna Mabo ist eigentlich Theaterregisseurin; was sie am meisten interessiert und was die beiden Disziplinen Theater und Musik verbindet, ist, dass es um Geschichten geht und um Kommunikation. Ein schönes Kompliment hat Anna Mabo von ihrem Bandkollegen und Labelboss Ernst Molden bekommen, als dieser gemeint hat, die Musikerin hätte gleich drei Begabungen, nämlich „für Reime, für ohrwurmstichige Melodien und für die Klarheit. Was Anna Mabo denkt und dichtet und singt, kommt wie ein Geschoß bei der Hörerin und beim Hörer an.“

2019 veröffentlicht Anna Mabo das Debüt-Album „Die Oma hat die Susi so geliebt“; heuer ist „Notre Dame“ erschienen. Ein Album zum Zuhören, es geht um den Bären, den Witz, das Fahrradschloss, die Kirche, die Leichtigkeit, es geht um Zeit. Um das Morgen und Heute und dass man nicht fertig ist, sondern „Am Werden“.

Als Kind hat Anna Mabo in Reimen kommuniziert. Nicht ganz unanstrengend, wenn man auf die Frage „Wann treffen wir uns“ mit mehreren Reimen antwortet, lacht sie im FM4-Interview. Der Weg vom Gedichteschreiben zum Songsschreiben war dann nicht mehr so weit. „Musik trifft die Menschen einfach ganz anders und wenn man was vorsingt, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass irgendjemand innehält und zuhört, größer als wenn man es einfach erzählt. Musik ist ja immer so eine Erfindung, man kann sich dann auch verstecken, man muss nicht so eins zu eins in der Realität picken bleiben!“

Am 11. Und 12. November spielen Anna Mabo & Die Verzerrten im Stadtsaal Wien.

Paris ist ein biographisch wichtiger Ort für die Musikerin, dort hat sie ihren Bandkollegen und Cellisten Clemens Sainitzer kennengelernt. „Notre Dame“ heißt das aktuelle Album von Anna Mabo, denn die nun abgebrannte Kirche ist ein gut brauchbares Symbol für Veränderung.

„Also an der Kirche gibt es ja schon viel auszusetzen, aber architektonisch haben sie echt einiges geleistet. Bei Notre Dame war es einfach so, dass diese Kirche so ein Fixpunkt war. Man sagt Paris, Notre Dame, Eiffelturm. Das ist einfach so eine Gegebenheit und von heute auf morgen, scheinbar ohne Grund oder Einfluss, ist das einfach nicht mehr da. Und plötzlich sind neue Normalitäten Alltag und ich fand, dass es im Album dann in vielen Liedern so ums Werden, um Veränderung geht und darum, dass sich Umstände ändern und dass man sich irgendwie dazu verhalten muss und dass es so gewisse Neuerungen in einem Leben gibt. Dass jetzt die Kinder ausziehen oder so, ja, das ist eine Veränderung, damit muss man einfach klarkommen. Und dann gibt es aber Veränderungen auch im politischen Alltag oder so, die man einfach nicht so hinnehmen muss. Dass einfach Dinge wieder salonfähig werden, die nicht sein sollten. Und dass Menschen in Machtpositionen Sprachen verwenden, die einfach respektlos und menschenverachtend sind. Das ist einfach das Interessante am Leben, dass es sich immer verändert und man sich immer wieder neu dazu verhalten muss. Dass man sich fragen muss: Was sollte normal sein und was nicht?“

Bei der FM4 Session hat Anna Mabo an der Gitarre gemeinsam mit Clemens Sainitzer am Cello zwei Songs aus ihrem Album „Notre Dame“ performt: „Bin Am Werden“ mit der schönen Zeile „wo sind sie die Dinosaurier, ohne sie ist alles trauriger“ und einen Song, den sie bislang nur auf Livekonzerten gespielt hat: „Cowboy“. Ein Song, den man auch leicht als „Abgesang auf den alten weissen Mann“ verstehen könnte, aber:

„Ich finde, der Cowboy ist ziemlich cool. Alle finden Cowboys irgendwie cool, obwohl sie einfach aus einer Zeit stammen, die es nicht mehr gibt. Eigentlich ist man auch froh, dass es Cowboys nicht mehr gibt, aber man ist froh, dass es die Geschichten davon gibt und man wäre vielleicht noch ein bisschen froher, wenn es tatsächlich nur diese Geschichten gäbe. Es wäre irgendwann an der Zeit, dass man einsieht, dass das Nostalgie ist und dass es jetzt weitergeht. Irgendwie tut einem der Cowboy im Song auch ein bisschen leid, wenn man sagt, der „Abgesang an den alten weißen Mann“ oder so. Der hat sich ja auch eine Identität aufgebaut im Wilden Westen und jetzt muss er halt irgendwie schauen, wie man sich die Milch warm macht. Weil so einfach ist es auch nicht, wenn man es nie gelernt hat. Und ich glaube, das ist einfach ein Lernen auf beiden Seiten!“

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