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Ankathie Koi

Ankathie Koi

Pikanter Pop auf dem neuen Album von Ankathie Koi

Würziger 80es Pop mit viel Liebe, doppeltem Boden, durchtanzen Nächten und einer guten Portion Leichtigkeit. Ankathie Kois drittes Album „Pikant“ ist der passende Soundtrack seine ganze Lebensfreude wiederzuerwecken.

Von Andreas Gstettner-Brugger

Bitte, bitte leg dich her zu mir
Dass ich dich spür
Komm fokussier
Wir sind Queens und Kings
Kolossal und klein
Alles was du willst, können wir sein

So verheißungsvoll eröffnet die Wahlwiener Sängerin Ankathie Koi ihr neues Album „Pikant“. Dazu treibt ein schnarrender Bass und der straighte Schlagzeugbeat die Nummer voran. Bekannt für ihre Liebe zu dem 1980ern, singt Ankathie Koi im Opening Track „Tiefer“ von der Sehnsucht, das Innere eines anderen Menschen zu erforschen.

Es wäre nicht Ankathie, würde sie hier nicht auch mit einer „pikanten“ Zweideutigkeit spielen, nämlich einmal als Frau den männlichen Part zu spüren. Im Interview kommt die aufgedrehte, humorige Sängerin nicht umhin, das Wort „penetrieren“ zu verwenden. Ihr schelmisches Lächeln, das wie bei der Grinsekatze sich von einem Ohr zum anderen spannt, passt perfekt zu dem Harlekinkostüm, das Ankathie im Video zu „Tiefer“ trägt.

Ankathie Koi: „Die Figur des Harlekin passt gut zu mir, da sie sich, wie ich auch, oft zwischen den Welten bewegt. Sie verwendet die Maskierung, um thematisch verschiedene Türen aufzumachen und unbemerkt, grazil und gefährlich hindurch zu spazieren. Er kuckt in die verschiedenen Räume und spricht dann die Wahrheit aus.“

Die vermeintliche Doppelbödigkeit von „Tiefer“ hat neben den Sexanspielungen eine sehr tolerante Aussage. Schließlich geht es darum, das Gegenüber zu erforschen, verstaubteste Schubladen aufzumachen und in die dunkelsten Ecken zu leuchten. Auch auf die Gefahr hin, dass das, was man sieht, eine:n verstört.

Ankathie Koi: "Es geht darum, die Furcht vor den dunklen Seiten des anderen zu überwinden und nicht wegzuschauen. Es ist nicht ein Gegen-die-Person, im Sinne von „wenn mir das nicht gefällt, dann geh ich wieder“, sondern im Sinn von „lass uns gemeinsam da durchgehen“. Es ist so ein „Bonnie und Clyde"-Feeling. Wir können dann die pikantesten Dinge teilen, wenn wir das wollen.“

Es ist ein tanzbares Plädoyer für eine wertfreie, neugierige Begegnung. Etwas, das wir in der zunehmend gespaltenen Gesellschaft gut gebrauchen können, um zueinander zu finden.

Ankathie Koi Portrait

Ina Aydogan

Die richtige, würzige Mischung macht’s aus

Ihr Debüt „I hate the way you chew“ war für den FM4 Award nominiert und hat die studierte Sängerin endgültig in der österreichischen Musikszene ankommen lassen. Ihr zweites Album „Prominent Libido“ festigte ihren Ruf als unermüdliches Energiebündel auf der Bühne, als große Stimme mit großen Gefühlen im überschaubaren Musikland Österreich und durch ihre 1980er Referenzen, die geballte Kraft und Liebe zur großen Geste hätte man sie fast schon als Tina Turner des Alpenlandes bezeichnen können.

Doch der finanzielle Durchbruch stellte sich nicht ein und so hat die gefragte Sängerin eine Stelle an der Musikuniversität Wien angenommen. Im darauf folgenden Jahr, als die Pandemie über uns hereinbrach, sollte sich das als wahrer Segen erweisen. Überhaupt hat sich in den letzten Jahren mit dieser Zäsur viel für Ankathie Koi geändert. Die „erzwungene Pause“ hat sie davor bewahrt, sich komplett auszupowern. Die Erholungsphase hat ihr gut getan. Außerdem ist sie Mutter geworden und hat auch Zeit gebraucht, in diese neue Rolle hineinzuwachsen. Wie auch in das Singen in ihrer Muttersprache.

Albumcover Ankathie Koi "Pikant"

Ina Aydogan

Das neue Album „Pikant“ von Ankathie Koi erscheint am 26. April 2024 auf Faszinator Music.

Die würzige Mischung aus Deutsch und Englisch auf dem Album „Pikant“ macht das Spiel mit den doppelten Böden freudvoller. Überhaupt kommt es bei Ankathie Koi auf die Mischung an. Zwischen dem Unterrichten und Windelnwechseln muss genug Platz bleiben, um - nach kurzem Zweifel, ob das noch adäquat für eine Mama ist - mit verschwitztem Lächeln wieder mal stage zu diven. Gleichzeitig war die gebürtige Bayerin beim Schreibprozess von „Pikant“ viel strenger mit sich und ihren Texten als bei den bisherigen Produktionen. Der Sound sollte fresh sein, die Texte kurz und prägnant. Sie wollte mit wenigen, prägnanten Worten auskommen.

In einer ersten Phase sind mit den bekannten Musikern Michael Schatzmann, Dominik Beyer und Sam Irl Songs wie „Baby Boy“ und „Amour Fou“ entstanden. In einer zweiten Phase hat sich Ankathie Koi mit Produzent und Schlagzeuger Lukas Klement und mit Sänger und Texter Georg Nöhrer von YUKNO zusammengetan. So hat auch ein Song wie „Nein, Nein“ Platz auf dem Album gefunden, eine wütende und tanzwütige Nummer, die das ständige Hin und Her bei Menschen anprangert. Das Sich-nicht-festlegen-Wollen ist seit der Pandemie nicht nur bei Politikern en vogue. Ankathie Koi verarbeitet in dem Song die enttäuschenden und verletzenden Tinder-Dating-Erfahrungen ihrer Freundinnen.

Mit Liebe und Leichtigkeit

Allein bei dem Song „Nein Nein“ spürt man schon, dass es Ankathie Koi um mehr geht als sich bloß wegzutanzen. Hedonismus als Flucht vor der Realität hat zwar auch auf „Pikant“ seinen Platz und seine Berechtigung. Ein Song wie „Rette sich wer kann“ ist jedoch mehr als eine Ode darauf, sich die Nacht um die Ohren zu schlagen. Es geht um das Zurückerobern von Leichtigkeit, der sprühenden Energie des Lebendigseins. Damit man eben die größeren Themen im Leben in Angriff nehmen kann.

Ankathie Koi live in Österreich:

  • 19. März, Hall, Stromboli
  • 20. April, Braunau, Gugg
  • 27. April, Wien, Konzerthaus (Mozartsaal)
  • 16. Mai, Festspielhaus, St. Pölten
  • 29. Mai, Arge, Salzburg
  • 30. Mai, Kammgarn, Hard
  • 31. Mai, Kino, Ebensee
  • 06. Juni, Posthof, Linz
  • 20. Juli, Donaubühne, Tulln

Denn Ankathie Koi weiß, was ihre Generation gehabt hat, und was die jüngere heute beschäftigt.

Ankathie Koi: „Die junge Generation heute wächst mit ganz anderen Ängsten auf als ich damals. Ich hatte das wahnsinnige Glück einer recht sorglosen Kindheit. Heute werden wir bombardiert mit Falschmeldungen, mit Nachrichten über einen möglichen Wahlsieg von Trump oder den dramatischen Rückgang der Gletscher. Ich glaube, das macht viele Menschen taub und richtig Angst. Angst ist ja bekanntlich der schlechteste Wegbegleiter. Sie lässt uns meist nichts Gutes tun, sondern zerstört oft Beziehungen, Arbeit und Freundschaften. Ich habe kein Rezept dafür, das zu lösen. Aber ich habe als Mutter, die auch einige Sorgen hat, beschlossen, mir die Leichtigkeit zu bewahren. Das war mir auch bei diesem Album wichtig, die Leichtigkeit in der Schwere zu finden.“

Und dann wäre da ja noch die „wilde Liebe“, die uns vielleicht retten kann.

Die Liebe, die in jedem ist. Die man nicht leihen oder kaufen kann. Sie strömt in uns. Sie ist immer da. Wir müssen nur wieder lernen, sie anzuzapfen, wie Ankathie Koi meint. Das neue Album ist vielleicht so etwas wie ein Soundtrack, der uns daran erinnern soll, wieder zu tanzen, wieder die verrückte Liebe zu spüren, die Unbekümmertheit und Leichtigkeit. Die Lebensfreude und Energie, egal, was gerade im Außen passiert. Und so wird Ankathie Koi mit dem Song „I Deal Love (Love is en vouge)“ zu dem zappeligen Beat und herumflirrenden Synthies zur Dealerin der Liebe.

I shoot a sticky dart into your raving heart
A raving heart is the fun part
I deal Love
Nur ein kleiner Schmerz
I deal Love
Komm, ich rette dein Herz
I deal Love
Cause Love Is En Vogue

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